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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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gewollt! Gornar ist gestorben, meine Eltern haben mich verraten, und auch mein Meister hat mich verlassen!
    Das hätte sie hinausschreien können. Aber sie unterließ es. Zumindest eine Weile konnte sie sich ja auch der Illusion hingeben, dass Lonerin recht hatte. Eine schöne Illusion, die sie so angenehm einlullte, dass sie sie nicht zerstören wollte. Sie deutete ein Lächeln an, das Lonerin fast dankbar erwiderte. »Schlaf nur, ich bleibe wach«, sagte er.
    »Kommt nicht infrage. Die erste Wache ist die schwerste. Und zudem bin ich daran gewöhnt, lange wach zu bleiben«, protestierte sie.
    »Offen gesagt, bin ich noch so aufgewühlt, dass ich ohnehin kein Auge zumachen könnte. Und du siehst mitgenommen aus ... Wenn ich nur an dieses Gespenst denke, das durch dich hindurch geschlüpft ist ... Nein, schlaf nur, das wird dir guttun.«
    Dubhe ließ sich überzeugen. Tatsächlich hatte das Brüllen der Bestie sie erschöpft, auch wenn sie keine Lust hatte, Lonerin davon zu erzählen. Denn dann wäre sein Blick wieder voller Mitleid gewesen, und es war viel angenehmer, ihn weiter diese Selbstsicherheit ausstrahlen zu sehen.
    Sie zog den Dolch aus dem Gürtel und reichte ihm die Waffe.
    »Den brauche ich nicht. Gegen die Geister reicht meine Magie.« »Für alle Fälle ...«, lächelte sie.
    Mit den Dolchen bahnten sie sich einen Weg durch das Dickicht. Hinter ihnen blieben abgeschlagene Zweige und zerbrochene Äste zurück. Eine Fackel, die Filla trug, leuchtete ihnen den Weg. Gleich hinter ihm kam Rekla, die beschlossen hatte, dass sie nur wenige Stunden schlafen und auch in der Dunkelheit weiterwandern würden. »Wir haben den Drachen verloren, und die beiden haben mindestens drei Tage Vorsprung. Den müssen wir aufholen«, hatte sie erklärt.
    »In diesem Land wimmelt es von Gefahren. Ich bin sicher, die werden auch ohne unser Zutun nicht überleben«, hatte Kerav bemerkt.
    »Nein!«, schrie Rekla aufgebracht. »Wir müssen sie töten! Das Blut dieser Hündin muss in Thenaars Becken fließen. Und das wird auch geschehen.« Sie schien unermüdlich wie ein Wolf auf der Jagd nach seiner Beute.
    Gegen Abend bestiegen sie eine kleine Anhöhe, um das Gelände überblicken zu können. Auf der Kuppe angelangt, stand ein strahlender Vollmond am Himmel. Es war das erste Mal seit Beginn ihrer Reise, dass sie ihn sahen, und fast ehrfurchtsvoll blickte Filla zu ihm hinauf.
    »Steh doch nicht so rum. Hilf mir lieber«, forderte Rekla ihn mit schneidender Stimme auf.
    Von einer Art Vorahnung erfasst, machte sie sich daran, auf einen Baum zu klettern. Als sie die obersten Äste erreicht hatte, stahl sich ein Lächeln in ihr Gesicht. Unwillkürlich dankte sie Thenaar.
    »Mädchen, jetzt hast du einen Fehler gemacht«, murmelte sie ins Dunkel hinein, »und der wird dich teuer zu stehen kommen.«
    In der Ferne am Horizont sah sie im Mondlicht eine dünne Rauchsäule aufsteigen.

Salazar
    Für Ido war es ein seltsames Gefühl, wieder den Boden des Landes des Windes zu betreten. Früher hatte er sich dort nur aufgehalten, um Nihal und Sennar zu besuchen. Und als die beiden dann fortzogen, verschwand für ihn dieser Teil der Aufgetauchten Welt eine Zeit lang fast ganz von Landkarte, um dann aber unter dramatischen Umständen plötzlich wieder aufzutauchen, als der Gnom Gahar nämlich, der König des Landes der Felsen, Nihals Heimatland überfiel. Zu jener Zeit war Ido noch Oberster General und wurde ausgesandt, mit seinen Truppen den Eroberer zurückzuschlagen. Ein sinnloser Krieg: Nach fünfjährigem Gemetzel musste der Rat Gahar eine Art Schutzherrschaft über das Land des Windes zugestehen. Und das verwunderte eigentlich nicht, denn später stellte sich heraus, dass Gahar durch einen Geheimpakt mit Dohor verbündet war. Zu jener Zeit hatte Ido die Lust am Kampf fast vollständig verloren. Der Tod seiner Männer kam ihm sinnlos vor, sein eigener Einsatz vergeblich, und ihm wurde immer klarer, dass die Aufgetauchte Welt, wie er sie kannte, ihrem Ende entgegenging.
    Doch nicht nur Blut und Sterben bestimmten seine Erinnerung. Zuletzt war ihm dieses Land mit seinen Wäldern und endlos weiten Steppen richtig ans Herz gewachsen.
    Die für das Land des Windes so typischen Turmstädte übten eine besondere Faszination auf ihn aus. Tatsächlich handelte es sich um mächtige Türme, die eine gesamte Stadt beherbergten, mit Wohnhäusern, Läden, Werkstätten, Tempeln und sogar einem weitläufigen Garten in der Mitte. Und er mochte es, abends

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