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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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vor seinem Zelt zu sitzen und den Blick über das vollkommen flache Land bis zum Horizont schweifen zu lassen, vor dem nur diese mächtigen Türme aufragten.
    Auf dem Weg hierher hatte Ido nicht daran gezweifelt, alles noch genauso vorzufinden. Und die Steppe war ja auch unverändert. Allerdings gab es dort auch keine Bäume, die man abholzen, keine Berge, in die man Stollen hätte hineintreiben können, um schwarzes Kristall oder irgendwelche anderen Bodenschätze für das Schmieden von Lanzen und Schwertern abzubauen. Nur aus diesem Grund hatte Dohors Herrschaft hier noch nicht so viel Schaden anrichten können wie in anderen Ländern der Aufgetauchten Welt.
    Kaum aber kam die Hauptstadt Salazar in Sicht, erkannte Ido, wie weit seine Erinnerungen und die Wirklichkeit auseinanderlagen.
    Die obere Hälfte des Turms war verfallen, und ringsum hatten sich niedrige Häuser aus rotem Stein ausgebreitet. Die in sich abgeschlossene Turmstadt hatte offenbar ausgedient.
    Keine Befestigungsmauer hinderte ihn, in die Stadt einzureiten. Er durchquerte die Außenbezirke, die sich in nichts von denen anderer Städte in der Aufgetauchten Welt unterschieden, und gelangte ins Zentrum und dem, was von der antiken Turmstadt übrig war. Wie er feststellte, gab es dort fast nur noch Läden und Werkstätten. Die Bewohner lebten in den Häuschen, die sich am Fuß der Stadt zusammendrängten mit Ausnahme einiger Unverbesserlicher sowie jenes alten Mannes, der über die Stadt herrschte. Perka hieß er und bewohnte einen Palast im oberen Teil des Turms. Dieser Alte war einmal ein einfacher Krieger gewesen - wie so viele andere Herrscher im Land des Windes auch, die die Turm- 5 Städte und umliegenden Ländereien mit Gewalt, kämpfend und tötend, an sich gerissen hatten. Aber nach dem, was man so hörte, war Perka immerhin nicht korrupt.
    Der Turm bot ein gelinde gesagt trostloses Bild. Offensichtlich hatte es nach den Zerstörungen des Krieges niemand ernsthaft unternommen, ihn wieder aufzubauen. Die Dagebliebenen hatten sich in den Trümmern eingerichtet und die Häuser so weit instand gesetzt, dass sie irgendwie darin überleben konnten. An den Mauern klebten überall Plakate, die Kopfgelder auslobten.
    »VERRÄTER«, »GEFÄHRLICHER VERBRECHER« und Ähnliches war dort zu lesen. Ido erblickte auch eines mit seinem Konterfei, der Zusicherung einer enormen Belohnung und der Begründung: FEIND DES VATERLANDES. VERRÄTER DES KÖNIGS.
    Ido hatte keine Ahnung, ob sich Tarik, verwirrt und auf der Suche nach seinen Wurzeln, tatsächlich hier niedergelassen hatte. Aber es kam ihm sehr plausibel vor. Sennars Briefen nach zu urteilen hegte Tarik eine große Bewunderung für seine Mutter, und so schien es naheliegend, dass er in jener Stadt leben wollte, in der sie ihre Kindheit und einen Teil ihrer Jugend verbracht hatte.
    Ido quartierte sich in einem Gasthaus am Fuß des Turms ein, das ihm besonders ärmlich und verlassen vorkam. Große Aufmerksamkeit war das Letzte, was er gebrauchen konnte. Der Wirt war so diskret, wie er es sich gewünscht hatte, und deshalb sah Ido auch über die Bettdecken voller Wanzen und den Schimmelgeruch in dem großen Zimmer, in dem er untergebracht war, hinweg. Er hatte schon unter weit übleren Umständen genächtigt, und zudem würde er dort nicht viel Zeit verbringen. Kaum war die Sonne aufgegangen, machte er sich auf den Weg.
    Er begann mit einer Runde durch die Schenken und über die Märkte, schaute sich um und stellte hier und dort recht vage Fragen. Die meiste Zeit war er in den ärmeren Vierteln unterwegs, wusste er doch aus Erfahrung, dass man dort am gesprächigsten war. Und außerdem fiel er dort am wenigsten auf.
    An den ersten beiden Tagen brachten seine Nachforschungen kaum etwas ein, und niemand konnte ihm etwas mitteilen, das ihm wirklich weiterhalf. Salazar war immer schon eine Durchgangsstation für Reisende gewesen, heutzutage aber noch mehr als in früheren Zeiten. Die Leute kamen und gingen, wenige blieben, und wer sich hier niederließ, kümmerte sich um seine eigenen Angelegenheiten. Am Abend des dritten Tages, als er bereits zu verzagen begann, entschied er sich für einen Abstecher in die >Älteste Schenke Salazars<, so jedenfalls stand es auf dem Schild über der Tür.
    Eigentlich hatte er nur etwas trinken wollen, aber das Bier, das man dort ausschenkte, war dermaßen schlecht, dass er nach dem dritten Krug genug hatte und stattdessen beschloss, noch einen Versuch zu wagen. So sprach er eine

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