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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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ich gar nicht gemerkt.« »Doch, gestern Morgen, als du noch schliefst.« »Und wie viel hast du noch übrig?« Es war genau die Frage, die Dubhe befürchtet hatte. »Es ist genug.«
    »Das ist keine Antwort«, erwiderte er ein wenig streng. »Und das andere Fläschchen?«
    Es war unglaublich, wie er auf Anhieb alles mitbekam, was ihren Fluch betraf. Er merkte, wenn sie log. Wusste immer, wie es ihr ging, wie stark sie die Bestie spürte und wann sie das Mittel nehmen musste. Nur das schien ihm wichtig zu sein. »Ich hab doch gesagt, dass es reicht.«
    Lonerin blickte ihr fest in die Augen. »Entschuldige bitte, aber das entscheide wohl besser ich. Schließlich bin ich der Magier.«
    Dubhe wusste nicht, was sie erwidern sollte. Sie wünschte sich ja sehnlich, dass alles gut würde, sie brauchte Lonerins Hilfe, sein Verständnis. Und doch schien es ihr unmöglich, sie auch anzunehmen.
    »Ich glaube, ich habe ein Fläschchen im Teich verloren«, gestand sie schließlich mit schuldbewusster Miene ein. »Gestern Morgen habe ich einen Schluck genommen, und der Rest dürfte noch zwei, drei Wochen reichen.«
    Lonerins Miene wurde sanfter. Einen Augenblick schwiegen beide. Dubhe hielt den Blick gesenkt, um ihm nicht in die Augen zu schauen, doch er nahm sie in den Arm. »Wir finden schon eine Lösung. Keine Sorge. Ich hab's dir ja versprochen ...«
    Dubhe spürte seinen warmen Atem im Nacken, spürte, dass die Kraft und der Schwung seiner Umarmung von Herzen kamen, doch sie reagierte kalt und träge und verachtete sich selbst dafür. Sie fand nicht mehr zu den Gefühlen, die sie in der Nacht, als sie sich liebten, erfüllt hatten. »Ja«, murmelte sie nur, während sie ihr Gesicht in der Vertiefung seiner Schulter ruhen ließ.
    »Wir werden das alles überstehen und dann gemeinsam das Leben führen, das wir uns verdient haben, nicht wahr?«
    Lonerin blickte sie zärtlich an und küsste sie dann auf den Mund.
    Dubhe ließ es geschehen, obwohl dieser Kuss sie kalt ließ. Als sie sich von ihm löste, ergriff sie seine Hände, fast wie eine verzweifelte Bitte, ihr zu helfen. Lonerin lächelte sie nur an. Dann drehte er sich um, ließ wieder die magische Nadel, die nach Westen wies, zwischen den Fingern entstehen und marschierte weiter.
    Schon eine ganze Weile waren sie in diesen Gängen unterwegs, als plötzlich ein Beben die Erde erschütterte mit einem tiefen, dumpfen Ton, der aus den tiefsten Tiefen aufzusteigen schien.
    Beide verharrten schweigend, unsicher, was da geschehen war. Einige Zeit verstrich, die Dubhe unendlich lang vorkam. Währenddessen wurde es ringsum immer finsterer, und das schwache Licht ihrer Zauberfackel schien immer weniger dagegen anzukommen. Kein Zweifel: Die Bestie lag auf der Lauer, Dubhe spürte es an ihren geschärften Sinnen, der Anspannung in ihren Muskeln. Sie war bereit loszuschnellen, doch etwas sagte ihr, dass der richtige Augenblick noch nicht gekommen war. Ja, kein Zweifel, da war etwas, doch ihr Raubtierinstinkt ließ sie noch innehalten. In diesem Augenblick bebte die Erde erneut, und diesmal schien das Dröhnen von genau über ihnen zu kommen. »Hoffentlich ist das nicht der nächste Streich dieser verfluchten Lande hier«, seufzte Lonerin.
    »Kann ich mir nicht vorstellen. Ich spüre keine direkte Bedrohung«, antwortete Dubhe mit einem Achselzucken.
    »Entschuldige, aber du hast auch nichts gespürt, bevor uns diese Geister überfielen.« Er bedachte sie mit einem schelmischen Lächeln, das sie erröten ließ. »Dann aber umso mehr«, gab sie mit einem gespielten Schmollen zurück. »Das muss ich dir zugestehen«, pflichtete Lonerin ihr mit der Miene eines alten Weisen bei.
    Es war seltsam, so mit ihm zu frotzeln, diese neue Nähe zu erproben. Etwas Künstliches war daran, das Dubhe in Verlegenheit brachte.
    Ich muss aufhören, alles so kritisch zu sehen, das mit heben erfüllen, was Aas Schicksal mir gegeben hat. Es ist doch gleich, dass ich diese Distanz spüre. Lonerin ist alles, was ich habe.
    Abends schliefen sie Arm in Arm ein, und auch Dubhe wurde ruhiger, wenn sie sein tiefes Atmen spürte. Mit einem Kuss auf die Lippen wünschte er ihr Guten Morgen, und sie ließ es geschehen. Sie musste nur Geduld haben, und alles würde wieder so wie beim ersten Mal sein und Lonerin das für sie werden, was der Meister ihr einst war: ein Führer, ein Gefährte, der ihr zeigte, welchen Weg sie gehen musste.
    Immer noch ließen die Erschütterungen die Felswände beben, aber sie wurden jetzt

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