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Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Williams
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halte den Mund.
    Im Laufen werfe ich einen Blick zum Himmel und frage mich, ob wir wohl in Kalifornien oder vielleicht in Oregon sind. Zwischen meinem Heim bei Houston, Texas, und diesen beiden Staaten gibt es einen Zeitunterschied von zwei Stunden, aber nein, selbst diese Entfernung reicht nicht aus, um die Sonne zu erklären. Sie geht gerade auf und nicht unter, daher können wir nicht an der Westküste sein. Ich glaube nicht mal, dass wir uns irgendwo in der westlichen Hemisphäre befinden.
    Na großartig. Ganz toll!
    Tiere huschen durch das Unterholz, als wir dem kaum erkennbaren Pfad folgen. Aren bleibt dicht neben mir. Ich hätte ihn gern nach Kyol gefragt. Ich weiß, er hätte entkommen können, wenn er es versucht hätte, aber er würde mich nie im Stich lassen, wenn ich ihn brauche, und ich kann das Gefühl nicht abschütteln, dass er für mich gestorben ist.
    Meine Schritte werden langsamer. Ich beiße mir auf die Lippe und zwinge mich, mich auf den Schmerz anstatt auf die Angst zu konzentrieren, die immer mehr Platz in meiner Magengrube einnimmt. Aren soll auf keinen Fall mitbekommen, wie viel mir der Schwertmeister des Königs bedeutet. Er soll auch nicht wissen, wie viel dem Schwertmeister an mir liegt.
    Ich schneide eine Grimasse und ducke mich unter einem tief hängenden Ast hindurch. Es ist nichts Neues für mich, dass ich meine Gefühle verbergen muss, und eigentlich sollte ich mich längst daran gewöhnt haben. Kyol und ich dürfen einander nicht begehren. Wir haben beide versucht, es nicht zu tun. Wir haben versucht, unsere Beziehung rein professionell zu halten, uns nur zu berühren, wenn es nötig ist, aber Kyol ist stärker als ich. Er ist der ehrenwerteste Mann – Mensch oder Fae –, dem ich je begegnet bin, und er war von Anfang an ehrlich zu mir: Für uns wird es nie ein Happy End geben. Selbst wenn er sein Leben nicht auf einem Schlachtfeld für seinen König verliert, verbieten es die Gesetze des Reiches, dass wir zusammen sind.
    Ich weiß, dass ich nach vorn sehen und diese Gefühle vergessen muss. Keine Frau, die bei klarem Verstand ist, würde zehn Jahre lang darauf warten, dass ein Mann zu mehr als einem Freund wird, aber so ist es nun mal mit der Liebe: Sie bringt einen dazu, total dämliche Dinge zu tun. Ich lebe für die Augenblicke, in denen Kyol die Selbstbeherrschung verliert, die Momente, in denen wir alleine sind und uns küssen, in denen wir so tun können, als wäre in unserer beider Welt alles in Ordnung.
    Himmel, was ist, wenn wir nie wieder einen solchen Moment haben werden?
    Als der Pfad endet, schiebe ich meine Sorge beiseite. Aren und ich treten aus dem Wald auf eine Lichtung, die etwa so groß ist wie ein Footballfeld. Auf der Lichtung stehen ein paar Bäume, die über uns ein ziemlich dichtes Blätterdach bilden. Das Sonnenlicht flackert durch die Blätter und wirft Schatten auf die Erde, zertrampeltes Gras und ein zerbrochenes Holzschild. Die Farbe auf dem Schild ist rissig und ausgeblichen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es Besucher in dem Gasthaus mit dem unleserlichen Namen, das vor uns steht, willkommen heißt. Es ist ein dreigeschossiges Gebäude mit Spitzdach und Wänden aus einem Gerippe von braunen Balken und einstmals weißem Mauerwerk. In den Wänden klaffen Risse im Zickzack, und das ganze Haus wirkt altersschwach, aber ich kann mir vorstellen, wie das Fachwerkhaus früher mal ausgesehen haben muss. Es kommt mir beinahe vor wie aus einem Märchen. Genauer gesagt könnte es aus Hänsel und Gretel stammen. Hm.
    Ich blicke zurück auf das verwitterte Schild und studiere die kaum erkennbaren Worte darauf. Es heißt die Besucher nicht auf Englisch willkommen, ich lese die deutschen Wörter »Willkommen« und »Gasthaus«.
    Ich bleibe abrupt stehen und starre Aren an. »Deutschland? Im Ernst?«
    Er zieht einen Mundwinkel nach oben. »Warum nicht?«
    Dann legt er mir eine Hand auf den Rücken und schiebt mich vorwärts. Vielleicht sollte ich mich glücklich schätzen, weil er nicht wütend darüber ist, dass ich herausgefunden habe, in welchem Land wir uns befinden, aber das hilft mir ja nicht wirklich weiter. Wir sind ja schließlich nicht in Luxemburg, das gerade mal so groß ist wie ein durchschnittliches Einkaufszentrum in Texas. Falls ich je in Schwierigkeiten gerate, soll ich Paige anrufen, meine beste Freundin – okay, meine einzige Freundin –, und ihr sagen, wo ich bin. Sie weiß nicht, dass die Fae existieren, aber sie ist Kyol schon

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