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Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Williams
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keucht auf, lässt mich aber nicht los, und er kann auch problemlos die Faust abfangen, die auf seine Nase zielt.
    Ich trete, winde und wehre mich. »Lass mich los!«
    Als ich versuche, ihm einen Kopfstoß zu geben, ist er darauf vorbereitet. Er umschlingt mich und drückt mir dadurch meine Arme an die Seiten. Ich drehe mich, bis ich den Rücken an seine Brust und seinen Bauch drücke, und winde mich weiter, bis ich völlig erschöpft bin, was nicht lange auf sich warten lässt, da die torgebundenen Risse mir den Großteil meiner Kraft geraubt haben.
    »Bist du fertig?«, fragt er.
    Ich ramme ihm ein letztes Mal meinen Absatz gegen das Schienbein. »Vorerst.«
    Eine kurze Pause, dann: »Ich werde dir jetzt die Augenbinde abnehmen. Dreh dich nicht zu den Schatten um.«
    Ich kann sie hinter mir spüren, und als mir Aren den Stofffetzen von den Augen nimmt, kostet es mich meine ganze Selbstbeherrschung, nicht über meine Schulter zu sehen. Es ist immer schwierig, nicht von den Schatten angelockt zu werden. Sie zerren an meinem Bewusstsein, rufen mich wie der betörende Gesang der Sirenen. Inzwischen bin ich besser darin, ihrem Lockruf zu widerstehen, doch Arens Anordnung, mich nicht umzudrehen, hat sie nur noch verführerischer gemacht.
    Ich grabe meine Fingernägel in meine Handflächen und versuche, mich so abzulenken. Dann lege ich den Kopf in den Nacken und sehe durch die Baumwipfel zum Himmel hinauf, anstatt nach hinten zu sehen, und stelle fest, dass die Sonne scheint.
    Augenblick mal. Es war stockdunkel, als Aren mich durch das erste Tor geführt hat, und er hatte es so eilig damit, durch die nächsten beiden zu kommen, dass gerade mal drei oder vier Minuten vergangen sein konnten. Laut meiner Uhr ist es zehn Minuten nach Mitternacht.
    »Wo zum Teufel hast du mich hingebracht?«, will ich wissen.
    In seinem Mundwinkel ist der Ansatz eines Grinsens zu erkennen. Er hätte mir die Augenbinde nicht abnehmen sollen, denn jetzt bin ich stinksauer, als ich seinen selbstgefälligen Gesichtsausdruck umrahmt von seinem wirren blonden Haar sehe. Die Rolle als zerzauster heißer Typ steht ihm, und die Tatsache, dass ich bemerke, wie gut er aussieht, ärgert mich noch mehr. Ein Killer sollte hässlich und vernarbt sein und nicht so ein Gesicht haben.
    Ich wende den Blick ab und mustere meine Umgebung. Zu meiner Rechten glaube ich, Berge zu erkennen, aber ich kann nicht genauer hinsehen, weil Aren meinen Kopf im Schraubstock hat.
    »Ich sagte doch, du sollst dich nicht umdrehen.«
    »Ich habe mir nicht die Schatten angesehen!« Seine Finger tun mir weh . Er muss einen Druckpunkt erwischt haben, denn im nächsten Moment finde ich mich auf den Knien wieder.
    »Ich versuche, nett zu dir zu sein, McKenzie, aber ich werde nicht zulassen, dass du etwas herausfindest, was meinen Leuten schaden kann.«
    »Tut mir leid«, erwidere ich, weil meine linke Schulter langsam taub wird. Ich starre seine abgewetzten Stiefel an und bleibe so reglos und gehorsam wie möglich. Seine Hand entspannt sich, verschwindet jedoch nicht. Ich kann spüren, dass er mich anstarrt. Nachdem lange Zeit Stille geherrscht hat, wage ich einen Blick nach oben.
    Seine silbernen Augen werden freudlos, stahlgrau, als er mich mustert, und ein Schauder ergreift mich. Seine Worte kommen erst jetzt bei mir an, und ich habe Angst, dass er langsam glauben könnte, es wäre ein zu großes Risiko, mich am Leben zu lassen.
    »Gut«, meint er mit einem Nicken, mit dem er mir sagt, dass er weiß, dass ich begriffen habe, wie gefährlich meine Situation ist. Er nimmt meine Hand und hilft mir auf die Beine.
    »Hier entlang.« Er deutet auf einen Weg, der eher wie ein Wildpfad aussieht. »Wir haben eine weite Strecke vor uns.«
    Da ich völlig erschöpft bin, muss ich mich sehr zusammenreißen, um ihn nicht zu fragen, warum er den letzten Riss nicht direkt vor unserem Ziel geöffnet hat. Ich muss einen Riss an einem Tor betreten, kann aber allerorts hinausgehen, solange ich einen Ankerstein habe, auf den dieser Ort aufgeprägt ist. Außerdem glaube ich, die Antwort auf meine Frage bereits zu kennen. Aren ist paranoid. Aus diesem Grund hat er mich so schnell durch drei Tore gebracht, und darum sieht er mich jetzt auch an, als wären mir auf einmal Augen am Hinterkopf gewachsen, mit denen ich die Schatten hinter uns sehen kann. Ich würde ihm gern sagen, dass ich meinen Job nicht so gut mache – die Schatten sind zu alt und zu verblasst, als dass ich sie lesen könnte –, aber ich

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