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Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Williams
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ziemlich sicher, dass er mich gerade beleidigt hat.
    »Du hast sie nicht getötet«, sagt die hübsche Frau. Sie mustert mich mit offenkundiger Abscheu. Ich mag sie auch nicht, und das liegt nicht nur daran, dass sie so gut aussieht. Sie hat das nur auf Englisch gesagt, um mich aus der Ruhe zu bringen, um mich wissen zu lassen, dass es durchaus eine Option gewesen ist, mich zu töten. Diese Information beunruhigt mich tatsächlich, aber es gelingt mir, erhobenen Hauptes vor ihr zu stehen und sie anzusehen.
    »Das ist Lena, Tochter des Zarrak«, stellt Aren sie mir vor. »Sie wird dir dein Zimmer zeigen.«
    Lenas Gesicht verfinstert sich noch weiter. » Sie bekommt ein Zimmer?«
    »Ja. Sorg dafür, dass es im zweiten Stock ist. Sie muss sich ausruhen, bevor wir entscheiden können, was wir mit ihr tun werden.«
    »Du meinst, bevor du entscheidest, ob du mich töten wirst.« Ein Augenblick verstreicht, bevor mir klar wird, dass ich diese Worte laut ausgesprochen habe.
    Aren grinst. »Und achte darauf, dass das Fenster des Zimmers nicht auf eine Eiche in der Nähe sieht, Lena. Ich glaube, unsere Nalkin-Shom neigt dazu, aus Fenstern zu springen.« Er zwinkert mir zu. »Genieß deinen Aufenthalt, McKenzie.«
    »Komm mit«, faucht mich Lena an, während Aren seinen Schwertriemen löst und auf drei wartende Fae zugeht. Ich überlege kurz, ob ich sie ignorieren soll, doch dann verschränkt sie ihre schlanken, aber kräftigen Arme vor der Brust, zieht eine Augenbraue hoch und sieht mich kampfbereit an. Wir mögen in etwa die gleiche Größe und das gleiche Gewicht haben, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass mir die Tochter des Zarrak ordentlich den Hintern versohlen kann, ebenso wie all die anderen Fae hier.

3
    S oweit ich es erkennen kann, ist das Lager in zwei Fraktionen gespalten: die, die mich töten wollen, und die, für die ich arbeiten soll. Ich würde gern behaupten, dass die Mehrheit auf meiner Seite wäre, aber es steht nicht mal fünfzig zu fünfzig. Zwei Drittel der Fae haben sich Lena angeschlossen, die meinen Tod am lautesten zu befürworten scheint.
    Ich stehe auf der vorderen Veranda des Gasthauses, und die Rebellen starren mich von unten an, dass ich mir beinahe vorkomme wie bei einer Versteigerung. Die Sonne ist fast untergegangen, und ich muss die Augen zusammenkneifen, um die Gesichter in der zunehmenden Dunkelheit erkennen zu können. Aber ich werde sie bestimmt nicht bitten, ein Licht anzumachen. Die Fae können im Dunkeln deutlich besser sehen als Menschen, und ich bezweifle zudem, dass es im Gasthaus überhaupt noch Strom gibt. Das Zimmer, in das mich Lena für zwölf Stunden verfrachtet hat, war mit Ausnahme eines wackligen alten Betts leer. In der Fassung unter der Decke befand sich nicht mal mehr eine Glühbirne. Die haben jegliche menschliche Technologie aus dem Haus entfernt.
    Ehrlich gesagt fand ich es schon überraschend, dass sie es letzte Nacht überhaupt riskiert haben, mich in einem Auto zu transportieren. Der Van war zwar nur mit dem Nötigsten ausgestattet, zählt aber dennoch zur komplizierten Technik, und diese kann die Kräfte der Fae stark beeinflussen.
    Sie nennen das, was sie tun, Amajur . Ich nenne es Magie. Fast alle Fae vermögen die Atmosphäre zu beeinflussen – deshalb können sie Risse zwischen unsere Welten erzeugen. Andere können Illusionen erschaffen, kleine, leblose Objekte zum Leben erwecken, Geräusche unterdrücken, die Elemente kontrollieren … Alltägliche Dinge, die wir auf der Erde mit unseren Technologien machen, werden im Reich mit Magie gemacht. Tatsache ist, dass aufgrund des menschlichen Einflusses ein Teil dieser Magie bereits untergegangen ist. Die Fae können keine Tore mehr bauen oder in die Zukunft sehen. Andere magische Künste wie das Heilen oder die Empathie sind gefährdet. Das ist auch einer der Gründe, warum der Hof gegen die Rebellen Krieg führt. Aren und seine Leute missachten das Einfuhrverbot für von Menschenhand Geschaffenes und die menschliche Kultur. König Atroth musste etwas unternehmen, um die Magie der Fae zu schützen.
    Ich konzentriere mich wieder auf die Lynch-Fraktion. Seltsamerweise bin ich eher verärgert als verängstigt. Vielleicht ist es der Schock. Vielleicht ist es einfach nur Dummheit. Oder vielleicht ist es Aren. Er sitzt etwas weiter rechts von mir auf einer Holzbank und hat die Füße auf das Verandageländer gelegt. Er gehört zur Mich-benutzen-Fraktion, und obwohl er noch kein Wort zu meiner Verteidigung gesagt

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