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Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Williams
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erkundigt sich Aren. Nur noch zwei Schritte, und ich käme an meinen Rucksack. Ich möchte so gern mein Handy herausholen, das GPS einschalten und Hilfe rufen, aber ich halte kurz inne. Die Fae werden nie im Leben ruhig stehen bleiben und zusehen, wie ich in meinem Rucksack herumkrame. Ich kann ihn mir auch nicht einfach schnappen und weglaufen. Bei dem Versuch könnte ich sterben.
    Ich baue mich vor Aren auf und nicke. »Ich bin bereit.«
    Trev öffnet einen Riss. Als das weiße Licht aufleuchtet, muss ich blinzeln, aber das dauert nur wenige Sekunden. Sobald Trev hineingegangen ist, verschwindet er in der Helligkeit. Einen Augenblick später ist sie verblasst und lässt nur sein Nachbild zurück. Ich blinzle, bis das Bild verschwimmt und schimmert, dunkler wird und sich verzerrt. Schatten kommen vom Rand meines Blickfelds gekrochen. Sie beginnen als große, schwer erkennbare Umrisse. Kontinente. Ein Kontinent. Ich blinzle erneut, und die Schatten verändern sich, schrumpfen, werden dann zu einem knochigen Gerippe. Einer Bergkette. Die Ostküste, vermute ich. Ja. Definitiv die Ostküste. Trev ist in eine Gegend des Reiches gereist, die man Mashikar nennt.
    »Gib mir ein Blatt Papier und einen Stift«, sage ich.
    »So was haben wir nicht«, lautet Arens gleichgültige Antwort.
    Ich runzle die Stirn, wende den Blick aber nicht von den Schatten ab. Wenn ich für den Hof schattenlese, sorgt Kyol immer dafür, dass ein Fae alles bei sich hat, was ich benötige. Ich weiß, dass es hier irgendwo ein Blatt Papier geben muss, aber Aren will mir die Sache erschweren, er will mich aufhalten, weil er weiß, dass mir die Schatten nur kurze Zeit im Gedächtnis bleiben.
    »Ich habe ein Skizzenbuch im Rucksack.«
    »Oh«, erwidert Aren. »Wir haben deine Tasche ausgeräumt und die Technik und alle anderen Sachen entsorgt.«
    Jetzt sehe ich Aren doch an. Er lächelt, und Lena lacht hinter ihm. Ich beiße die Zähne zusammen, gehe zu meinem Rucksack und öffne ihn. Zwei große, hellblaue Augen starren mich an. Ein Kimki . Dieses Tier sieht aus wie eine Kreuzung aus einem Frettchen und einer Katze, es hat einen langen, biegsamen Körper und mausähnliche Ohren. Als das Mondlicht auf seine geringelten Vorderpfoten fällt, rümpft es die Nase, und ein Zucken geht durch das silberweiße Fell.
    Aren senkt die Hand mit der Fläche nach oben vor dem Rucksack. Der Kimki starrt mich noch einige Sekunden lang an, dann huscht er auf Arens Arm und macht es sich auf seiner Schulter bequem. Erneut bewegt sich das glatte Fell, und das Silber verschwindet, bis das Tier schneeweiß ist.
    Aren streichelt es hinter dem Ohr. »Er heißt Sosch. Kimkis werden silbern, wenn sie sich in der Nähe von Toren oder Dingen, die sie mögen, befinden, daher muss er dich sehr mögen. Er hat sich in deinem Rucksack zusammengerollt, sobald er ihn riechen konnte.«
    Sosch blinzelt mir unschuldig zu.
    Ich starre Aren an. »Ich … Du …« Der Mistkerl hat mich reingelegt. Aus diesem Grund war er so scharf auf diese Wette. Er wusste, dass ich versagen würde, und jetzt sieht er sehr … sehr erfreut über meine Reaktion aus.
    Nein. Keine Chance. So werde ich nicht verlieren.
    Ich sehe mir die Steine an, auf denen der Picknicktisch steht, und nehme den größten auf, den ich entdecken kann. Er ist an einem Ende spitz, und als ich mich wieder aufrichte, muss ich mich sehr zusammenreißen, um Aren damit nicht gegen den Kopf zu schlagen. Aber dafür ist keine Zeit. Meine Erinnerung an die Schatten beginnt schon zu verblassen.
    Nun starre ich die beiden Fae an, die an dem Tisch sitzen. »Weg da.«
    Sie sehen erst den Stein, dann einander und danach wieder mich an. Ich bin schon kurz davor, sie beide von der Bank zu schubsen, als sie aufstehen und mir aus dem Weg gehen. Dann packe ich den Stein mit der rechten Hand so, dass die Spitze nach unten zeigt, und beginne, die Schatten in die Tischplatte zu schnitzen. Das Holz ist alt und von der Feuchtigkeit aufgequollen. Es gibt meiner behelfsmäßigen Klinge rasch nach. Ich fertige rasch eine Skizze an, solange ich das Schimmern und Wabern der Schatten noch vor meinem inneren Auge sehe. Ich zeichne den Verlauf eines Flusses, der einen zerklüfteten Berg hinunterfließt. Ein Dorf liegt am westlichen Ufer, aber dort ist Trev nicht wieder aufgetaucht. Er hält sich irgendwo auf den Feldern am anderen Ufer auf.
    Der Umfang meiner Karte verändert sich, als ich Trevs Standort auf den kleineren Bereich eingrenze. Ich konzentriere mich

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