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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Kindeserziehung begreifen.« Während sie diese etwas gestelzten, aber dennoch aufrichtig gemeinten Höflichkeiten austauschten, legte Gisela Aldaran mehrmals besitzergreifend die Hand auf Mikhails Arm, und er zog ihn ebenso oft verärgert zurück. Margaret beobachtete die Szene, und ihre schlechte Laune machte langsam einer leichten Belustigung Platz. Endlich wurde es die Frau leid, dass man sie nicht beachtete, und sie sagte: »Mikhail! Willst du mich denn nicht mal deiner Mutter vorstellen?«
Als Margaret die schwüle und anzügliche Stimme der anderen Frau hörte, wurde aus ihrer spontanen Abneigung regelrechter Hass. Ein langer Moment des Schweigens entstand, nur die Dienerschaft schnatterte ringsum pausenlos, während Javanne und ihr Sohn Gisela ansahen, als wäre sie soeben aus den Fliesen der Vorhalle gewachsen.
Als niemand etwas sagte, schob Gisela ihre Hand wieder in Mikhails Armbeuge und sagte zuckersüß: »Ich bin Gisela Al-daran.« »Das mag sein«, antwortete Javanne schroff, dann raffte sie ihre weiten Röcke, rauschte an der verdutzten Gisela vorbei und stieg mit feierlicher Würde die Treppe hinauf, die allerdings von dem brennenden Rot auf ihren Wangen Lügen gestraft wurde. Margaret verfolgte diese Arroganz mit sprachloser Bewunderung und unterdrückte ein lautes Lachen, das ihr zu entschlüpfen drohte. Lew gab dagegen seinen niedrigeren Instinkten nach und kicherte neben ihr mit gesenktem Haupt leise in sich hinein.
Javanne hatte schon immer ein Talent dafür, die Umgangsformen zu ihrem Vorteil einzusetzen.
Aber warum war sie so … bissig, Vater?
Denk doch mal nach, Marguerida. Wenn du bereits eine schlechte Partie für Mikhail bist, um wie viel schlimmer mag dann wohl dieser Spross der Aldarans sein?
Ich werde die darkovanische Politik nie begreifen, Vater! Ich dachte immer, jede außer mir wäre akzeptabel.
Nein, nicht jede. Und so ungern ich dir das Vergnügen vorenthalte, Mikhail zu begrüßen, schlage ich dennoch vor, wir ziehen uns nun in unsere Suite zurück.
Ich werde ihn doch noch oft genug sehen können, oder? Das verspreche ich dir, Marguerida.
Eine Stunde später kam Margaret gebadet und in einem weißen Wollkleid, das am Saum und den Ärmeln mit einem schwarzen Blattmuster verziert war, aus ihrem Zimmer, um ihren Vater zu treffen. Trotz des erfrischenden Bades war sie müde und schlecht gelaunt. Sie hatte nicht mit einem offiziellen Abendessen am Tag ihrer Ankunft gerechnet, und als Lew ihr sagte, dass sie daran teilnehmen müsse, beugte sie sich wi
derwillig seinen Wünschen mit allem Anstand, den sie aufbringen konnte.
Das neue Kleid half ein wenig, ebenso die beruhigende Anwesenheit von Piedra, dem Dienstmädchen, das sich jedes Mal um Margaret kümmerte, wenn sie auf Burg Comyn kam. Sie hatte das Kleid noch nie gesehen, aber es lag für sie bereit, als sie aus der Wanne steig. Margaret hielt geduldig still, während Piedra ihr widerspenstiges rotes Haar bürstete und mit einer hübschen Spange in Schmetterlingsform zusammenhielt, die Margaret ebenfalls nicht kannte.
»Hast du wieder in den Schränken gewühlt, Piedra?«, fragte sie, während sich die Magd mit ihrem Haar abmühte.
»Ja und nein. Euer Vater hat das Kleid bestellt, als er von Eurer Rückkehr erfuhr. Und dazu, glaube ich, diese passenden ‘ Handschuhe, denn sie kamen erst gestern vom Handschuhmacher. Aber ich gebe zu, dass ich diese Haarspange beim Aufräumen in den Gemächern der Elhalyn gefunden habe. Für die Mädchen dort ist sie viel zu alt. Die beiden sind sehr hübsch, aber bei weitem zu jung für solchen Schmuck. Ich weiß nicht, wem die Spange gehörte, aber sie ist gewiss sehr kostbar, dass sie zu Eurer großen Perle passt, deshalb dachte ich, es kann nicht schaden, wenn ich sie mir ausleihe.« Das Mädchen lächelte Margaret im Spiegel liebevoll an.
»Du sorgst immer so gut für mich, Piedra.«
»Es freut mich ungemein, dass Ihr meine Dienste schätzt, Domna. Die Wirtschafterin wollte Euch eine der Kammerfrauen schicken, die manchmal für Lady Linnea Dienst tut, aber ich sagte zu ihr, dass Ihr keine Fremden um Euch haben wollt und an mich gewöhnt seid.«
»Genau! Wer sonst würde mir so schöne Schlaflieder auf dem Kissen hinterlegen, damit ich gut schlafe?«
Piedra strich Margarets Haar glatt und befestigte die Schmetterlingsspange, dann griff sie nach der großen schwarzen Perle, die Lew Alton seiner Tochter bei ihrem ersten Aufenthalt auf Burg Comyn geschenkt hatte. Die Perle hatte einst ihrer

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