Die Schattenmatrix - 20
machen, sobald es einmal in einer Akte stand, selbst wenn es sich um einen Irrtum handelte.
Ein zweiter, schwarz gekleideter Mann eilte herbei. »Was gibt es denn für ein Problem?«
»Dieser Mensch hier scheint entschlossen zu sein, mir den Zugang zum Raumhafen zu verweigern, obwohl meine Papiere in Ordnung sind und ich jemanden von dem Schiff abholen möchte, das anscheinend gerade landet, während wir hier stehen und uns die Füße abfrieren.« Am Himmel blitzte ein Licht auf, und man hörte den Überschallknall eines Raumschiffs beim Eintritt in die Atmosphäre.
»Lassen Sie mich mal sehen«, sagte der zweite Mann und streckte die Hand aus. Rasch überflog er die Dokumente. »Die scheinen in Ordnung zu sein.« Er reichte sie Margaret zurück.
»Aber Sir, sie ist eine… eine Einheimische!«, protestierte der erste Mann, weiß vor Wut. »Wir haben doch unsere Befehle …«• »Sie müssen noch viel über Cottman Vier lernen, Ritter.« »Woher wollen Sie wissen, dass sie die Papiere nicht gestohlen hat?«
»Seien Sie still, Ritter! Sie müssen ihn entschuldigen, Miss Alton. Er ist erst seit einer Woche hier und kennt sich noch nicht aus.« »Selbstverständlich, Leutnant.« Sie wusste, was die Abzeichen auf seinem Uniformrock zu bedeuten hatten. »Allerdings verstehe ich das nicht. Vergangenen Sommer herrschte noch nicht eine solche Aufregung.« Margaret sah den Mann an, und anstatt ihren Blick zu erwidern, betrachtete er die Steine zwischen seinen Füßen. »Nein, Miss. Aber ein paar hohe Tiere sind der Ansicht, dass … Vor wenigen Wochen gab es im Raumhafen auf Ephebe Drei einen Fall von Sabotage, daraufhin wurden wir alle in Alarmbereitschaft versetzt.«
Margaret blieb entsetzt der Mund offen stehen. Sie konnte es kaum glauben, solche Ereignisse waren wirklich selten. Dann zwang sie sich zu einem beiläufigen Lachen. »Ich hätte
nie gedacht, dass man mich einmal für einen Saboteur halten würde.«
»Sie können gern darüber lachen, aber die Sache ist sehr ernst.« »Davon bin ich überzeugt, allerdings kann ich nicht umhin, die ganze Sache auch ein wenig belustigend zu finden.« Margaret genoss die Situationskomik und fühlte, wie ihre Wut verflog. »So darf ich jetzt gehen? Das Schiff kann jede Minute landen.« »Ja, aber Ihr Mann hier wird warten müssen. Wir dürfen ihn nicht in den Raumhafen lassen. Befehle, Sie verstehen.«
»Ich verstehe, dass die Föderation selbst vor Schatten erschrickt.« Sie drehte sich um. »Wartet bitte hier auf mich, Daryll, ich bin bald zurück«, sagte sie in Casta zu ihrem Begleiter.
»Domna?«
»Schon in Ordnung. Im Raumhafen wird mir nichts geschehen, und je schneller wir die Sache hinter uns bringen, desto schneller seid Ihr wieder zurück in der warmen Kaserne!«
»Ja, Domna. Aber passt bitte auf Euch auf. Ihr wisst ja, wie die Terraner sind.« Seine Stimme war düster vor Misstrauen, als erwartete er, dass man ihr etwas zu Leide tun könnte.
Margaret seufzte. »Ja, Daryll, das weiß ich in der Tat.«
Sie ging durch den Torbogen, der von der Stadt in den Raumhafen führte, passierte zwei weitere Kontrollpunkte ohne Zwischenfall und betrat das Gebäude. Die Flure, die sie zu durchqueren hatte, waren überheizt und rochen schal, doch endlich erreichte sie den Zollbereich. Auf der anderen Seite der Schranke stand eine lange Warteschlange, Margaret stellte sich auf die Zehenspitzen und hoffte, Ida Davidson in der Menge zu erspähen.
Und da war sie tatsächlich, ihre schlanke Gestalt verschwand fast hinter einem Schwerweltler, der eine Art Koffer vor seine Brust hielt. Margaret winkte und versuchte Idas Auf
merksamkeit zu erlangen, aber die zierliche Frau sah sie nicht. Ida wirkte kleiner, als Margaret sie in Erinnerung hatte, kleiner und älter. Verlebt, das war die treffende Bezeichnung. Margaret trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen und mahnte sich zur Ruhe, aber sie war viel zu aufgeregt über Idas Ankunft. Glücklich war sie nicht wirklich, da Ida die Reise nach Darkover gar nicht erst gemacht hätte, wenn Ivor nicht gestorben wäre, aber ermutigt. Sie empfand eine große Verbundenheit mit dieser Frau, die für den größten Teil ihres Erwachsenenlebens ihre Leitperson gewesen war. Die Schlange kroch nur langsam vorwärts. Die Zollbeamten musterten Papiere, stellten unverschämte Fragen, wühlten in Reisetaschen und machten die richtigen Stempel auf die vorgesehenen Stellen. Endlich kam Ida an den Kopf der Schlange, bemerkte Margaret, winkte ihr müde zu und
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