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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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aus, aber die Wände der noch stehenden Gebäude wirkten einigermaßen stabil.
Margaret stieg rasch vom Pferd, doch ihre Knie gaben nach, und sie landete der Länge nach in einer Pfütze. Schnell rappelte sie sich wieder auf. Sie war bereits so nass und voller Schlamm, dass es keine Rolle mehr spielte.
Eine der Schwestern führte Margarets Stute weg, zwei andere schleppten die Trage durch einen dunklen Eingang. Margaret eilte ihnen nach und stolperte beinahe erneut über den durchnässten Saum ihres Umhangs.
Dann stand sie in einer riesigen Küche, nicht unähnlich der in Armida. Es gab zwei Feuerstellen, eine an jedem Ende des Raums und beide so groß, dass man einen ganzen Ochsen darauf braten konnte. Oben an den Wänden waren Fensterschlitze, und als sich Margarets Augen an das schwache Licht gewöhnt hatten, entdeckte sie einen Ofen in der Form eines Bienenkorbs an einer Wand. In der Mitte des Raums stand ein langer Tisch, dessen Holzoberfläche mit einer dicken Staubschicht bedeckt und hier und da gesprungen war. An beiden Seiten des Tisches standen Bänke. Früher musste es hier sehr anheimelnd gewesen sein, jetzt wirkte die Küche nur noch feucht und düster.
Von den Dachbalken hoch über Margaret kamen unablässig leise Geräusche, und der Boden war über und über mit Exkrementen bedeckt. Margaret blickte nach oben und folgte dem Aufblitzen von weißem und grauem Gefieder auf den vom Rauch geschwärzten Balken.
Morall, die mit den Tieren sprechen konnte, folgte Margarets Blick. Sie schmatzte mit den Lippen und sagte: »Abendessen!« Sie starrte mit gefurchter Stirn auf die Dachbalken. Ein rundes Dutzend Tauben flog herab, und Margaret wandte sich ab, als ihnen Morall geschickt den Hals umdrehte. Es mochte kindisch sein, aber sie zog es vor, ihr Essen nicht vorher lebendig zu sehen.
Minutenlang stand sie einfach nur reglos neben dem Eingang, während die Frauen geschäftig hin- und hereilten. Die Schwestern gingen ihre Aufgaben forsch an, und der angenehme Duft eines Holzfeuers vertieb allmählich den feuchten, und modrigen Geruch des alten Turms. Sie hatten Mikhail auf den Boden nahe einer der Feuerstellen gelegt und ihm die durchnässten Decken abgenommen. Die Frau, die ihn untersucht hatte, zog ihm die Stiefel aus und breitete trockene Decken über ihn.
Schließlich bemerkte Margaret, dass sie zitterte. Mit großer Anstrengung nahm sie den Umhang ab und hängte ihn an einen Nagel an der Wand. Ihre Kleider waren klamm, und von den Haaren tropfte es in ihren Nacken. Sie zog die Lederhandschuhe aus und nahm die Schmetterlingsspange aus dem Haar. Dann steckte sie die Spange in ihren Beutel und zog die Haarnadeln heraus, die noch in ihren Locken hingen. Nachdem sie ihr Haar ausgewrungen hatte, steckte sie es am Hinterkopf zusammen. Es war ihr egal, ob es unschicklich war -sie ertrug keine nassen Haare im Nacken! Die Frau, die sich um Mikhail kümmerte, trat auf Margaret zu. »Ihr müsst endlich aus den nassen Sachen heraus. Domna. Kommt mit.« Margaret folgte ihr benommen zu einer kleinen, kalten Kammer, in der man vor langer Zeit einmal Wurst und Käse aufbewahrt haben musste. Sie hatte das Gefühl, als ging sie das alles nichts an. Die Frau öffnete ein Stoffbündel und zog
etwas Langes und Weißes hervor. Sie schüttelte die Falten aus und lächelte. »Raus aus den Klamotten, Domna. Sonst holt Ihr Euch den Tod.« Sie sprach wie zu einem Kind, und Margaret fühlte sich auch wie eins.
Es kostete sie fast zu viel Mühe, der Aufforderung nachzukommen. Die Schnalle an ihrem Gürtel erschien ihr wie ein ungeheures Rätsel, und selbst die Knoten in den Zugbändern bereiteten ihr Schwierigkeiten. Eins nach dem anderen fielen Margarets Kleidungsstücke zu Boden, eine triefende Lage nach der anderen. Der noch namenlosen Frau schien es gleichgültig zu sein, dass die Domna schließlich fast nackt vor ihr stand, und Margaret selbst war zu müde, um sich zu schämen.
Als sie nur noch die Unterwäsche anhatte, bemerkte sie, dass sie immer noch den seidenen Handschuh an der rechten Hand trug. Die Innenseite war ganz schmutzig, und wo sie den linken gelassen hatte, wusste sie nicht mehr. Es war sowieso egal. Außerdem war es zu kalt, um noch länger hier in der Speisekammer herumzustehen, und sie nahm das weiße Gewand, das die Frau ihr hinhielt, und zog es über den Kopf. Es war ein dickes, wollenes Nachthemd, das sauber roch und weich auf Margarets eiskalte Haut fiel. Sie lehnte sich an die Wand, zog die Stiefel aus und

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