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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Assistentin geworden.«
»Wieso denn nicht?«
»Vater, man verlangt von einem Rennpferd doch auch nicht, dass es einen Pflug zieht, oder? Und von einem Ackergaul nicht, dass er ein Rennen läuft.«
»Bezeichnest du dich etwa selbst als Ackergaul, meine Tochter?« Er klang ernst, aber auch ein wenig spielerisch.
»Was die Musik betrifft, schon. Ich bin zwar gut genug, um andere nachzuahmen oder zu interpretieren, aber ich bin nicht besonders originell oder kreativ. Jedenfalls war ich es nicht, solange ich an der Universität studiert habe. Und ich bereue es kein bisschen, denn es erfordert eine ganze Menge, ein guter Komponist zu sein. Jheffy war eine Art Wunderkind und sehr eitel dazu, außerdem hatte er die Umgangsformen eines Murmeltiers. Am war da schon besser, sie stammte aus einer alten Musikerfamilie, die sie nicht so verdorben hatte, wie es bei Jheffy der Fall war. Nicht, dass sie ein angenehmer Mensch gewesen wäre - keine Spur -, aber sie musste wenigstens nicht pausenlos beweisen, dass sie die Beste war.«
»Es tut mir Leid, dass ich wegen meiner Arbeit im Senat der Föderation nicht genauer verfolgen konnte, was du dort alles gelernt hast, Chiya. Das klingt alles viel interessanter, als ich
je gedacht hätte. Ich habe überhaupt das Gefühl, dass ich so viel von deinem Leben versäumt habe. Ich war nicht da, als du zum ersten Mal verliebt warst oder …«
»Aber du warst doch dabei, Vater! Mikhail ist meine erste große Liebe. Und es wird nie eine andere geben, was auch geschieht.« Sie errötete. »Habe ich dir schon gesagt, dass ich mich sehr freue, dich zu sehen?«
»Nein, aber ich habe es an deiner Miene erkannt, als du mich bemerkt hast. Es tut unglaublich gut, diesen Blick in deinen Augen zu sehen. Ich verstehe gar nicht, wie ich so viele Jahre darauf verzichten konnte.«
»Wenn wir uns begegnet wären, während ich noch an der Universität war, hätten meine Augen sicher nicht geleuchtet, sondern zornig gefunkelt. Und wenn ich daran denke, wie unmöglich du damals auf Thetis warst, als du dich geweigert hast, mir etwas über meine Vergangenheit zu verraten, und gehofft hast, ich würde aus meiner geistigen Blockade herauswachsen, aus dem Schatten, den sie über mich geworfen hat -dann würde ich dich heute noch am liebsten ohrfeigen und beschimpfen.«
»Und das völlig zu Recht. Ich verdiene bestimmt jede Menge Ohrfeigen, und ich bin froh, dass du dich entschieden hast, auf diese Erfahrung zu verzichten.«
»Bist du hier, um Dio zu besuchen?«
»Natürlich. Aber bei meiner Ankunft habe ich vom Tod des kleinen Domenic erfahren und beschlossen, dass ein Besuch bei dir dringlicher ist. Ich muss allerdings gestehen, dass ich nicht erwartet habe, dich mit einer Harfe am Kamin anzutreffen.«
»Ich habe vorhin geweint und mich gefühlt, als wäre alles allein meine Schuld. Aber dann ist mir eingefallen, was Tante Javanne einmal über dich gesagt hat: dass du dich immer für den Urheber von allem gehalten hättest, was schief ging, und
dass ich dir in dieser Beziehung sehr ähnlich sei - zu empfindsam, zu meinem eigenen Nachteil oder so ähnlich. Deshalb habe ich mich der Musik zugewandt.«
Thyra war in Bezug auf Musik genauso. Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals eine positive Erinnerung mit ihr verbinden würde. Er runzelte die Stirn und sah Margaret an. »Wieso?«
»Weil ich der Musik immer trauen konnte. Sie wird nie wütend auf dich, läuft nie weg oder stirbt. Sie ist klar und einfach. Vielleicht verhält es sich anders, wenn man Komponist ist. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, hatte Jheffy schon manchmal etwas leicht Verzweifeltes an sich, als fürchtete er sich davor, eines Morgens aufzuwachen und festzustellen, dass die Musik mit einem anderen Komponisten nach Aldebaran abgereist ist. Aber wenn man Musik nur nachspielt, ist sie sehr zuverlässig und vertrauenswürdig. Und natürlich tröstend. Ich kann viele Dinge durch Musik ausdrücken, die ich mit Worten niemals sagen könnte.«
»Ich verstehe. An dieser Geschichte mit der Musik ist viel mehr dran, als ich gedacht hätte.« Er nickte, dann lächelte er schwach. »Wie geht es dir?«
»Ich bin traurig, aber auch ein bisschen wütend.«
»Wütend?«
»Domenic hätte nicht sterben müssen. Ich meine, wenn er in einem terranischen Krankenhaus gelegen hätte, wäre er nicht erstickt. Ich habe inzwischen sehr viel Achtung vor den Matrixwissenschaften, aber ich glaube nach wie vor, dass man sich nicht ausschließlich auf sie verlassen sollte.

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