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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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plötzlich eine unglaubliche Kälte, einen stechenden Verlustschmerz. Sie riss erschrocken an den Zügeln, und Dorilys wieherte klagend. Sie blieb stehen, und Martin ritt mit besorgtem Gesichtsausdruck neben sie.
    »Was ist, Domna?«
»Ich weiß es nicht. Es war, als hätte ein Schatten die Sonne gekreuzt. Wir sollten wohl besser zurückreiten.« Sie seufzte. Der Tag war so schön, und sie hatte ihn bis eben sehr genossen. Sie wollte nicht zurück nach Arilinn. Mehr als alles andere wollte sie nach Westen reiten, Mikhail folgen und sich einen Teufel um die Domäne und ihre Studien scheren. Dennoch wendete Margaret pflichtbewusst ihr Pferd, und sie ritten zurück in Richtung Turm, der gerade noch über den Bäumen zu sehen war.
Der Stall sah noch genauso aus, wie sie ihn verlassen hatten, alles schien in Ordnung zu sein. Margaret stieg ab, gab Martin die Zügel und tätschelte Dorilys flüchtig den Hals. »Ein andermal, meine Schöne. Ein andermal machen wir einen hübschen Spazierritt.« Das Pferd wieherte als Antwort und sah sie aus großen dunklen Augen an, als hätte es jedes Wort verstanden.
Margaret eilte zum Turm, ihr Herz klopfte heftig. Ihre Füße flogen nur so über den gepflasterten Gehweg, sie rannte an der Bäckerei vorbei und an der Schreibstube, in der sie ursprünglich den Nachmittag verbringen wollte. Sie blieb auch bei ihrem kleinen Haus nicht stehen, denn je näher sie dem Turm kam, desto größer wurde dieses unangenehme Gefühl in ihr.
Irgendetwas war geschehen, etwas Schlimmes, und in ihrer Fantasie begann sie sich alles Mögliche auszumalen. Dio war aus dem künstlichen Tiefschlaf erwacht, bei Ariel hatten vorzeitig die Wehen eingesetzt, oder Mikhail war… Nein! Margaret verlangsamte ihr Tempo ein wenig und zwang sich, mit ihren aberwitzigen Theorien aufzuhören. Sie war Akademikerin und kein hysterisches Weibsbild, das bei jeder Gelegenheit aus der Haut fuhr! Sie war Tutorin an der Universität!
Liriel?

Ja, Marguerida. In der Antwort lagen eine unüberhörbare Traurigkeit und Zurückhaltung.
Was ist denn passiert?
Domenic …
0 nein! Margaret blieb abrupt auf dem Gehweg stehen. Sie fühlte förmlich, wie sie zu Eis erstarrte, zu Stein. Aber er war doch auf dem Wege der Besserung! Das stimmte allerdings nicht ganz. Ihr eigenes rasches Eingreifen hatte das Leben des Jungen unmittelbar nach dem Unfall gerettet, aber er hatte sich das Rückgrat gebrochen und würde nie wieder seine Arme und Beine bewegen können. Die Heiler hatten ihr Bestes getan - und Margaret wusste inzwischen, dass das Beste der darkovanischen Heiler in vielerlei Hinsicht ebenso gut war wie das, was die terranische Technologie zu bieten hatte -aber der Schaden war dennoch irreparabel. Wie?
Er ist erstickt. Es ging so schnell, dass niemand etwas tun konnte. Margaret spürte, wie eine tiefe Wut in ihr hochstieg, und konnte sie nur mit großer Mühe zurückhalten. Arme Ariel! In einem terranischen Krankenhaus hätten sie dem Kind einen Beatmungsschlauch in den Hals gesteckt, immerhin stellte Erstickungstod die größte Gefahr bei einem Bruch des dritten Halswirbels dar. Margaret hatte das bis zu Domenics Unfall auch nicht gewusst, aber seitdem hatte sie es sich zur Aufgabe gemacht, möglichst viel über solche Verletzungen in Erfahrung zu bringen, um vielleicht doch den Todesfall, den sie vor Monaten in Armida vorhergesehen hatte, zu verhindern. Wenn Ariel doch nur nicht so eigensinnig darauf bestanden hätte, das Kind in Arilinn zu lassen! Nun war es zu spät, und der Junge war tot. Margaret spürte, wie ihr Tränen über die Wangen liefen, und die gewaltige Trauer um Ivor, die sie für überwunden gehalten hatte, kehrte mit voller Wucht zurück. Aber Ivor war alt gewesen, er hatte
auf ein langes und erfülltes Leben zurückgeblickt. Domenic war ein neun Jahre altes Kind gewesen; sein Leben hatte kaum begonnen! Trotz aller vernünftigen Argumente hatte Margaret immer noch das Gefühl, die Tragödie wäre vermeidbar gewesen, wenn sie nur überzeugender und hartnäckiger aufgetreten wäre. Hätte sie doch nur in Armida nicht diese Vorahnung gehabt oder es zumindest fertig gebracht, sie besser zu verbergen. Wenn Ariel nicht so hochgegangen und bei einsetzendem Sommersturm mit einem schwerfälligen Zweispänner losgefahren wäre. Wenn, wenn … Hinterher war man immer schlauer.
Sie war sehr traurig, aber stärker noch waren ihre Schuldgefühle, als trüge sie die Verantwortung für den Tod des kleinen Jungen. Margaret kam sich

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