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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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vor wie eine Hexe. Ivor war bereits gestorben, und Dio lag auch im Sterben! Sie schüttelte sich und schimpfte sich eine entsetzliche Idiotin. Niemand konnte etwas dafür, aber sie wollte jemandem die Schuld geben, und die geeignetste Kandidatin war meist sie selbst. Es war nicht einmal Ariels Schuld. Margaret hegte allerdings den Verdacht, dass es ihrer Base nicht anders erging als ihr selbst und dass auch sie nach einem Sündenbock suchte. Wie nimmt es Ariel auf?
Ganz gut, den Umständen entsprechend. Aber ich würde ihr nicht erlauben, dich jetzt zu sehen.
Nein, das hieße mein Glück herausfordern. Ich gehe jetzt erst einmal zurück in mein Haus.
Margaret machte auf dem schmalen Weg kehrt und ging zu dem kleinen Haus zurück, das seit vier Monaten ihr Zuhause war. Es war aus Stein gebaut und innen mit poliertem Holz verkleidet. Es gab fünf Zimmer, zwei Schlafräume, ein Wohnzimmer, Esszimmer und Küche. Es war gemütlich und kultiviert, was Margaret nach all den Jahren genoss, in denen sie
zusammen mit Ivor häufig primitive Umstände ertragen musste. Als sie das Haus betrat, hörte sie ihre Dienerin Katrin, eine freundliche Frau in den Fünfzigern, in der Küche hantieren und mit Töpfen und Pfannen klappern. Ein verführerischer Duft lag in der Luft - Rabbithorn-Eintopf, glaubte sie. Im Augenblick hatte Margaret zwar keinen Appetit, aber er würde sicher bald wiederkehren. Manchmal kam ihr das Bedürfnis nach einer Mahlzeit als die einzige Konstante in ihrem täglichen Leben vor.
Sie hatte die ganze Zeit über geweint, und jetzt war ihre Nase völlig verstopft. Sie fand ein großes, mit Blumen besticktes Taschentuch aus Leinen, wischte sich damit die Augen und schnäuzte sich. Dann setzte sie sich in einen gemütlichen Sessel neben dem kleinen Kamin im Wohnzimmer und überließ sich schweigend ihrer Trauer. Katrin sollte sie nicht hören und zu trösten versuchen. Sie wollte all dem Kummer freien Lauf lassen, der von ihrem schlanken Körper Besitz ergriff.
Das Licht im Zimmer begann zu schwinden, als die blutrote Sonne hinter den Horizont sank. Das Taschentuch war inzwischen ein durchnässter Stofflappen, aber Margaret hatte nicht die Kraft, aufzustehen und ein neues zu suchen. Ihre Augen brannten vom Weinen, und die Nase war gerötet vom wiederholten Schnäuzen. Um ihren Oberkörper spannte sich ein unsichtbarer Draht, der ihr in die Brüste schnitt, und der Pferdegeruch ihres Reitrocks löste einen Brechreiz in ihr aus.
Margaret wollte nicht mehr traurig sein und noch länger im Selbstmitleid versinken. Sie wollte an Ariel denken, an Piedro Alar, Ariels geduldigen und nachsichtigen Mann, oder an den kleinen Jungen, den sie vor seinem Unfall kaum gekannt hatte. Aber Ivor und Dio gingen ihr nicht aus dem Sinn.
Dann endlich versiegten die Tränen, und Margaret wurde langsam unruhig und kam sich nutzlos vor, weil sie hier in der
zunehmenden Dämmerung saß. Sie wollte getröstet werden, doch es gab keinen Trost. Außer der Musik. Die starb nie, verreiste nie an ferne Orte und verkündete keine unerfreulichen Dinge. Oje, in was für einer schauerlichen Stimmung ich nur bin, dachte sie und fand durchaus einen gewissen Trost darin, sich elend zu fühlen. Mit großer Anstrengung stand sie auf, ging ins Schlafzimmer und holte ihre kleine Harfe aus der Ecke. Sie suchte vorsichtshalber auch noch ein neues Taschentuch.
Wieder im Wohnzimmer nahm sie die Stoffhülle von ihrem Instrument und stimmte es. Margaret wurde plötzlich bewusst, dass sie die Harfe seit Wochen nicht hervorgeholt hatte und dass sie unter dem Druck der Studien im Turm ihre Musik sträflich vernachlässigte. Sie hatte seit fast einem Monat keine Musik mehr für Dio aufgenommen! Nicht dass sich ihre schöne, schlafende Stiefmutter bald beschweren würde, aber falls Dio die Musik tatsächlich hören konnte, musste sie inzwischen genug davon haben. Margaret machte sich mit ein paar simplen Tonleitern warm, stimmte das Instrument nach und spielte dann wahllos drauflos. Der Sturzbach von Tönen klang lieblich in ihren Ohren. Nach einigen Minuten griff sie eins ihrer Lieblingsstücke heraus, Montaines Dritte Etüde. Sie war ursprünglich für Klavier geschrieben, und Margaret hatte sie als Teil ihrer Diplomarbeit für Harfe adaptiert. Das Stück war vielschichtig genug, um ihre volle Aufmerksamkeit zu beanspruchen, aber auch so vertraut, dass es keine echte Herausforderung darstellte.
Dennoch versuchte sie nach zweimaligem Spielen einige Variationen, als

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