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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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der Ferne einen Schlag zu versetzen war feige und ehrlos. Aber Marguerida hatte Recht. Während des Zeitalters des Chaos, noch vor dem Vertrag, hatten sich die kleinen Krieg führenden Königreiche in der Tat feige und ehrlos verhalten.
Das ist ja schrecklich! Wenn das geschehen wäre … müsste es doch sicher irgendwelche Aufzeichnungen …
Mik, ich behaupte nicht, es zu verstehen - aber wir wissen, dass es nicht geschehen ist, und der Grund dafür ist möglicherweise, dass wir beide es verhindert haben. Aber zunächst einmal müssen wir in Erfahrung bringen, was in diesem Turm tatsächlich vor sich geht, und uns dann überlegen, was wir tun sollen. Die eigentliche Frage ist, ob unser Eingreifen die Zukunft verändert oder sie bewahrt.
    Mikhail sank der Mut. Doch dann sah er Marguerida an, mit ihrem fettverschmierten Kinn, ihrem zerzausten Haar und den dunklen Ringen unter den Augen, und er spürte, wie er wieder Zuversicht gewann. Er beugte sich über das Tablett und drückte ihr einen schmuddeligen Kuss auf den Mund. Solange Marguerida bei ihm war, konnte er jede Aufgabe meistern.
Mikhail biss wieder in sein Brot und spürte, wie sich sein Mund zusammenzog. War das Getreide etwa schimmelig? Und warum fühlte er sich so komisch, seit er wieder etwas im Magen hatte? Schwach und dumm. Er spuckte das Getreide aus, dann stand er auf, goss sich ein wenig Wasser aus dem Krug in die Hand und trank. Marguerida starrte ihn an, dann warf sie einen Blick auf das Essen. »Ich erwürge die Hexe mit ihren eigenen Eingeweiden!« Sie sprach terranisch, nicht Casta, und Mikhail hatte Mühe, es zu übersetzen. »In dem Essen sind Drogen! Oder Gift!« Sie gab ein ersticktes Geräusch von sich, rappelte sich hoch und beugte sich würgend und spuckend über die Schüssel.
Mikhail packte sie an den Schultern und hielt sie fest. Sie hatte Recht, und einen winzigen Augenblick lang war er wütend. Dann spürte er, wie seine Hand unter dem Ring warm wurde und ein Wohlbefinden durch seinen Körper floss. Was immer in dem Brot und vielleicht auch im Getreide gewesen war, es verwandelte sich, und Mikhail nahm die Verwandlung staunend und fasziniert zur Kenntnis.
Marguerida wurde starr unter seinem Griff, und er wusste, auch sie verspürte die unglaubliche Empfindung der Reinigung. Und diesmal ging es von ihm aus, nicht von ihr. Er konnte ebenfalls heilen. Aus irgendeinem Grund freute sich Mikhail maßlos darüber. Marguerida spuckte noch einmal in die Schüssel, spülte sich den Mund aus und lehnte sich an sei
ne Schulter. »Ich weiß zwar nicht, was du gerade getan hast, aber es geht mir schon viel besser.«
»Mir auch. Und was die Eingeweide dieser Frau angeht, die wirst du mit mir teilen müssen!«
Marguerida lachte und legte den Arm um ihn. Er spürte, wie aufgewühlt sie war, und wusste, sie lachte nur, um Wut und Hilflosigkeit zu bekämpfen. »Da haben wir nun Hunger wie die Wölfe, und dann ist das Essen vergiftet. Und wir sitzen in dieser entsetzlichen Burg fest. Warum fürchte ich mich eigentlich nicht zu Tode?«
»Ich weiß es nicht, Liebste, aber ich bin froh, dass du es nicht tust. Und ich glaube, ich kann wegen des Essens etwas unternehmen. Das Geflügel ist in Ordnung, nur Brot und Getreide waren vergiftet. Wir schaffen es schon irgendwie.« Mikhail wusste, er müsste sich hüten, und ein Teil von ihm hatte sogar Angst. Aber zusammen konnten sie das Problem lösen -nicht getrennt, sondern als eins. Wie es ihre Bestimmung war. Irgendwie mussten sie ja überleben.
32
    Ich frage mich, ob Amirya uns bis ans Ende aller Tage hier sitzen lassen will, damit wir uns den Bauch voll schlagen und uns langweilen«, beschwerte sich Marguerida am vierten Nachmittag ihrer Gefangenschaft.
»Vor einer Stunde hast du dich doch alles andere als gelangweilt«, entgegnete Mikhail und lächelte sie an.
»Wir können nicht den Rest unseres Lebens im Bett verbringen, Mik!«
»Ich kann mir schlimmere Schicksale vorstellen, aber du hast Recht. Es ist ein Wunder, dass wir uns noch nicht auf die Nerven gehen. Das Zimmer scheint mit jedem Tag kleiner zu werden. Aber während du vorhin geschlafen hast, habe ich wieder ein wenig Kartografie betrieben. Ich werde immer besser darin.«
»Hast du etwas Nützliches herausgefunden oder wieder nur gelauscht?«
Mikhail suchte eine bequemere Stellung auf dem schmalen Bett. Er saß im Schneidersitz mit dem Rücken an die Wand gelehnt und sehnte sich nach Freiheit. Er hatte während ihrer Gefangenschaft viel gelernt,

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