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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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der Brust, und er war schweißgebadet. Er roch die erhitzten Muskeln der Tiere. Sie würden es nicht schaffen!
In diesem Augenblick steigen Wut und Empörung in ihm auf. Er drehte sich um und sah, dass ein Reiter ihn beinahe erreicht hatte. Hinter diesem drängten sich weitere. Mikhail brüllte vor rasender Wut, hob, ohne nachzudenken, die Hand und entlud all seinen aufgestauten Zorn in einer Geste. Sie schien direkt aus seinem Herzen in seine Hand zu fließen.
Eine Wand aus Helligkeit erhob sich vor den Reitern, die Pferde bäumten sich auf und schlugen dagegen. Mikhail hörte das schrille Wiehern der Tiere und sah, wie die Männer stürzten. Er roch verbranntes Gras, wie nach einem Blitzeinschlag.
Nur zwei Reiter blieben auf den Pferden, die Frau und ein Mann. Der Mann warf einen Blick auf die in der Dunkelheit flammende Schranke und lenkte sein Pferd zur Seite. Die Frau jedoch blieb stehen und starrte in ohnmächtiger Wut. Sie hob die geballte Faust. »Du wirst mich nicht zerstören!«
Mikhail drehte sich rasch um. Marguerida sah die Frau reglos vor Entsetzen an. Ihr Gesicht war kalkweiß, und ihr Blick ging ins Leere. Mikhail zog sie am Arm, und als sie sich nicht bewegte, warf er sie über seine Schulter, wo sie schlaff liegen blieb.
Vor sich fühlte er den Schleier der Rhu Fead, der nur wenige Schritte entfernt war. Und über sich fühlte er, wie sich die vier Monde vereinigten. Wie das? Sie waren doch gar nicht so lange hier gewesen … wie lange waren sie von den seltsamen Wassern des Sees von Hali umschlossen gewesen? Nicht jetzt, tadelte er sich. Selbst Marguerida war eine Last, die er nicht ewig tragen konnte, und er zwang sich weiterzugehen. Er hörte Ashara hinter sich schreien, aber er konzentrierte sich darauf, die Pforte zu erreichen, die ein Entkommen versprach.
Der Schleier schimmerte, und Mikhail warf sich durch ihn hindurch.
    34
Die Kälte traf ihn wie ein Faustschlag, und eisiger Schnee brannte in seinem Gesicht. Die Hauskleidung, die Mikhail immer noch trug, schützte ihn nicht ausreichend vor dem Wind. Er konnte Marguerida in der Dunkelheit gerade noch erkennen. Sie saß ein kleines Stück entfernt in einer Schneewehe und schaute sich verdutzt um. Mikhail zog sie auf die Beine. Sie richtete sich taumelnd auf, dann beugte sie sich vor und erbrach sich in den Schnee. »Ich hasse Zeitreisen«, stieß sie zwischen klappernden Zähnen hervor. »Komm, wir müssen uns einen Unterschlupf suchen.«
»Aber wo?«
»Wenn wir wieder an unserem Ausgangspunkt sind, dann gibt es ein Gasthaus ganz in der Nähe der Turmruine.« Mikhail hoffte, dass seine Annahme zutraf, denn er wusste nicht, was sie tun sollten, falls sie in einer anderen Zeit oder an einem anderen Ort gelandet waren. Er drückte Marguerida fest an sich und marschierte mit dem Wind im Rücken los.
Nach wenigen Minuten waren die leichten Schuhe, die er trug, von Eis bedeckt, und er fror wie noch nie in seinem Leben. Sein Atem ging in kurzen Stößen, und er konnte sich kaum noch bewegen. Marguerida presste sich an ihn, stumm in ihrem Unglück, und hielt aus reiner Willenskraft Schritt. Es war in der Kälte unmöglich zu sprechen, aber er hörte ihre Gedanken.
Weißt du, wohin wir gehen? Oder hast du eine Ahnung, wo wir sind?
Willst du die Wahrheit hören? Nein. Ich gehe davon aus, dass dieser Sturm, in dem wir gelandet sind, aus den Hellers kommt, wie im Winter üblich. Dann müssten wir jetzt nach
Süden, in Richtung Thendara unterwegs sein, wenn wir den Wind im Rücken haben.
Wir brauchen dringend Hilfe, Mik. So wie wir angezogen sind, kommen wir nicht mehr weit, bevor wir völlig unterkühlt sind. Nach allem, was wir durchgemacht haben, können wir doch jetzt nicht einfach erfrieren!
Mikhail fühlte sich hilflos. Marguerida hatte Recht, aber er wusste nicht, wie er Hilfe rufen sollte, wenn er nicht einmal erkannte, wo sie waren. Aber er hatte immer noch Varzils Matrix. Er musste sie einfach nur benutzen.
Bevor er diesen Gedanken in die Tat umsetzen konnte, spürte er, wie sich Margueridas Körper wieder anspannte, als streckte sie sich nach jemandem.
Was tust du?
Ich spüre, dass jemand in der Nähe ist. Ich hoffe nur, es ist ein Telepath. Hilfe! Hilfe!
Chiya! Wo bist du ? Lew Altons mentale Stimme war unverwechselbar, selbst im Heulen des Windes.
Woher soll ich das wissen - ich sehe keine zwei Meter weit. Ich irre im Schnee umher und erfriere gerade. Margueridas Gefühlsausbruch wärmte Mikhail das Herz. Aber wie sollte sie jemand in

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