Die Schattenplage
Dale?«
»Ich bin die Einfahrt so weit hinuntergegangen, wie ich es wagen konnte, und habe die Elfen mit Blitzpulver ferngehalten, wie du mir geraten hast. Das Tor ist verschlossen und verriegelt und wird von einer Unmenge hässlicher Kreaturen bewacht.«
Opa zog die Brauen zusammen und schlug sich mit einer Faust in die Handfläche. »Ich kann nicht glauben, dass ich mir das Register habe stehlen lassen. Sie haben es benutzt, um uns einzuschließen.«
»Und sie können jetzt nach Fabelheim lassen, wen sie wollen«, ergänzte Kendra.
»Falls sie das vorhaben«, meinte Opa. »Doch ich nehme an, Vanessa hatte recht: Die Gesellschaft ist fertig mit Fabelheim. Niemand dort ahnt, dass hier vielleicht ein zweites Artefakt versteckt ist. Niemand wird herkommen. Der Sphinx will lediglich, dass dieses Reservat sich selbst zerstört.«
»Was machen wir jetzt?«, fragte Seth.
»Wir ziehen uns in die nächstgelegene Bastion zurück«, erklärte Opa. »An den Teich.«
»Wir hätten euch Kinder von hier wegbringen sollen, als wir noch Gelegenheit dazu hatten«, lamentierte Oma.
»Wir würden euch nicht allein lassen, selbst wenn wir es könnten«, versicherte Seth ihr. »Wir werden einen Weg finden, um dieser Seuche ein Ende zu machen.«
Opa runzelte nachdenklich die Stirn. »Können wir zu den Zelten gelangen?«
»Ich denke, ja«, sagte Dale. »Sie sind in der Garage.«
»Was sollten wir sonst noch mitnehmen?«, fragte Opa.
»Ich habe zusätzliches Blitzpulver vom Dachboden und meine Armbrust«, verkündete Oma.
»Tanus Tränke sind überall in seinem Zimmer verstreut und mit Fallen verbunden«, bemerkte Warren. »Ich werde versuchen, ein paar davon zu bergen.«
»Während du dort oben bist, schau, ob du ein Foto von Patton mitnehmen kannst«, schlug Kendra vor. »Wir brauchen einen Köder für Lena.«
»Gute Idee«, sagte Opa.
»Was ist mit Mendigo?«, fragte Seth und deutete mit dem Kopf in Richtung Decke, wo der Torso der Holzpuppe in einer Ecke baumelte, verbunden mit ganzen einem Netzwerk von Drähten, das zu zwei Armbrüsten und zwei kleinen Katapulten führte.
»Dieses Puzzle hat für den Moment zu viele Einzelteile«, sagte Oma. »Wir werden ihn wieder zusammensetzen, falls wir je aus diesem Schlamassel herauskommen.«
»Du und die Kinder, ihr bleibt hier«, sagte Opa zu Oma. »Ich werde einige Vorräte aus der Speisekammer holen. Ruth, gib Seth etwas Walrossbutter.«
Seth schlug sich auf die Stirn. »Kein Wunder, dass ich heute Morgen keine dunklen Feen im Garten gesehen habe. Aber wie kommt es, dass ich sie gestern Nacht sehen konnte, nachdem ich eine Weile geschlafen hatte?«
»Es ist schwer vorhersagbar, zu welcher Stunde der Nacht die Milch aufhört zu wirken«, erklärte Oma. »Die einzig sichere Methode, dafür zu sorgen, dass sie weiterhin wirkt, besteht darin, wach zu bleiben. Wir bewahren auf dem Dachboden einen Vorrat an Walrossbutter auf, deshalb hatten wir bereits unsere Dosis für den Tag.«
Seth tunkte einen Finger in die Butter, die sie ihm hinhielt, und kostete sie. »Ich mag die Milch lieber.«
Warren klopfte Seth auf die Schulter. »Solange beim Öffnen des Kühlschranks das Risiko besteht, dass du einen Pfeil in die Kehle kriegst, halt dich an die Butter.«
»Wir sollten uns aufteilen und zusammensuchen, was wir brauchen«, meldete Opa sich zu Wort. »Dieses Haus ist keine verlässliche Zuflucht mehr. Ich will keine Minute länger hierbleiben als notwendig.«
Während Warren, Dale und Opa den Raum verließen, hockte Seth sich neben Kendra auf den Boden, und Oma lehnte sich an die Wand – was immerhin bequemer war als die mit Dornen, Klingen und Widerhaken versehenen Möbelstücke.
KAPITEL 16
Zuflucht
H ugo stapfte eilig durch den Garten, zog den leeren Karren durch Hecken und über Blumenbeete und stellte ihn vor die Veranda. Warren öffnete die Hintertür und sprang von der Veranda in den Karren, dann hielt er Ausschau nach Feen, die Fäuste voller Blitzpulver. Einen Moment später bedeutete er den anderen, ihm zu folgen.
Opa, Oma, Kendra, Seth und Dale zwängten sich in das Gefährt, und jeder von ihnen schleppte ein Zelt oder Schlafsäcke mit. »Hugo, zieh den Wagen zum Teich, so schnell du kannst!«, befahl Opa.
Der Karren setzte sich mit einem Ruck in Bewegung und folgte holpernd, springend und schlingernd dem Kurs, den Hugo in einem grimmigen Tempo durch den Garten einschlug. Kendra verlor den Halt und fiel auf die Knie. Sie nahm eine Handvoll Pulver aus dem Beutel,
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