Die Schattenplage
den Oma ihr anvertraut hatte. Die anderen hielten ebenfalls Pulver bereit, bis auf Dale, der in einer Hand ein Netz hielt und in der anderen einen Kompositbogen; über der Schulter trug er einen Köcher mit Pfeilen.
Sie holperten durch den Garten, ohne irgendwelche Feen zu sehen, und dann einen unbefestigten Weg entlang. Kendra wusste, dass es bis zum Teich nicht sehr weit war, und hoffte schon, sie würden ihr Ziel erreichen, ohne auf irgendwelchen Widerstand zu stoßen, als plötzlich eine Gruppe dunkler Feen vor ihnen in Sicht geschwebt kam.
»Direkt vor uns«, sagte Opa.
»Ich sehe sie«, murmelte Dale.
»Warte, bis sie näher kommen«, warnte Warren. »Bei dieser Geschwindigkeit verteilt sich das Pulver zu stark, wenn wir es einfach in die Luft werfen. Wir brauchen direkte Treffer.«
Die Feen schwärmten aus und stürzten sich von allen Seiten auf den Karren. Opa, der vorne im Wagen stand, schleuderte sein Pulver in einer breiten Salve nach vorn. Einige der anfliegenden Feen wurden von ihrem Kurs abgebracht, als Licht aufblitzte und Funken zischten. Kendra schleuderte ihre Handvoll glitzrigen Silberstaubs den Feen entgegen. Elektrizität knisterte und holte einige von ihnen aus der Luft.
Hugo raste weiter und schlug regelmäßig Haken, um das Seine zu tun, den heranzischenden Feen auszuweichen. Die Feen kreischten, als weiteres Pulver geworfen wurde, und feuerten schattenhafte Streifen auf den Wagen ab. Blendende Blitze loderten auf, wann immer die dunkle Energie auf das Pulver traf.
Endlich kam die hohe Hecke in Sicht, die den Teich umgab. Ein Fußweg zweigte von der Straße ab und führte durch eine Lücke in der Hecke. Drei dunkle Satyre bewachten den Eingang zum Teich, ihre Köpfe einer Ziege so ähnlich wie ihre Beine.
Dale schwang sein Netz, um die Feen zu verscheuchen. Eine enge Formation schattenhafter Feen sirrte von der Seite auf sie zu, aber Oma röstete sie mit dem Pulver.
»Hugo, renn die Satyre über den Haufen!«, rief Opa.
Hugo senkte den Kopf und stürmte auf den Eingang zu. Zwei der Satyre packten den dritten und warfen ihn akrobatisch in die Luft, dann sprangen sie dem herannahenden Golem aus dem Weg. Der fliegende Satyr schwebte über Hugo hinweg, die pelzigen Arme ausgestreckt, die Zähne gebleckt, und Warren riss Opa gerade noch rechtzeitig aus dem Weg. Der Ziegenmann landete geschickt auf der Ladefläche des Karrens, nur einen Wimpernschlag, bevor Dale ihn mit einem Hechtsprung erwischte, so dass sie beide zu Boden fielen.
Ohne einen Befehl abzuwarten sprang Hugo von dem Karren weg und versetzte ihm einen letzten Stoß, um sicherzustellen, dass er durch die Lücke in der Hecke rollte. Dann lief der Golem auf Dale zu, der sich noch immer mit dem Ziegenmann auf dem Boden wälzte. Ungefähr die Hälfte der Pfeile war aus dem Köcher auf Dales Rücken gefallen. Die beiden anderen dunklen Satyre stürzten sich von beiden Seiten auf Hugo. Ohne in seinem Schritt innezuhalten, fegte der Golem sie mit einer einzigen Armbewegung beiseite. Sie überschlugen sich mehrfach und landeten weitab im Gebüsch.
Dale schaffte es, sich von dem Ziegenmann wegzurollen, und rappelte sich gerade hoch, als Hugo den dunklen Satyr an einem Arm packte, ihn hochriss und die knurrende Bestie bis halb zum Hauptweg schleuderte. Mit Dale unterm Arm rannte er dann durch die Hecke und auf die Wiese, die den Teich umgab.
Kendra jubelte mit den anderen, als der Wagen zum Stehen kam. Dutzende dunkler Feen flogen an verschiedenen Punkten entlang der Hecke und schwebten darüber, aber keine kam auf die andere Seite. Die verwandelten Satyre erhoben sich und standen knurrend vor Zorn an der Lücke in der Hecke. Hugo stellte Dale sanft auf die Füße. Dale wirkte erschüttert, seine Kleider waren zerrissen und schmutzig, ein Ellbogen war aufgeschürft und blutete.
»Gute Arbeit, großer Bruder«, sagte Warren, schwang sich aus dem Karren und begann, Dale zu untersuchen. »Der Wüstling hat dich doch nicht gebissen, oder?«
Dale schüttelte den Kopf. Warren umarmte ihn.
Opa kletterte aus dem Karren und begann Hugo zu inspizieren, vor allem die Flecken, an denen die Feen ihn mit ihrer dunklen Energie getroffen hatten.
»Gut gemacht«, lobte Seth.
»Gut mitgedacht, Hugo«, meinte Opa anerkennend.
Der Golem schenkte ihnen ein Lächeln seines zahnlosen Mundes.
»Wird ihm auch nichts passieren?«, fragte Seth.
»Vieles von dem Schlamm und dem Stein, aus dem Hugo gemacht ist, ist nicht von Dauer«, erklärte Opa. »Er
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