Die Schattenplage
Als Scott und Marla sich jedoch weigerten, Interesse an unserem Geheimnis zu zeigen, schienen die alten Larsens jegliche Hingabe zu verlieren.«
»Wir waren mit den Larsens befreundet, seit eure Eltern Kinder waren«, bemerkte Opa.
»Einen Moment mal«, unterbrach Kendra. »Sind Oma und Opa Larsen wirklich bei einem Unfall gestorben?«
»Soweit wir das jemals ermitteln konnten, ja«, bestätigte Oma.
»Sie hatten sich zehn Jahre zuvor aus unserer Gemeinschaft zurückgezogen«, sagte Opa. »Es war einfach ein tragisches Missgeschick.«
»Ich hätte nie gedacht, dass sie etwas über die geheimen Reservate wussten«, sagte Seth. »Sie schienen nicht der Typ dafür zu sein.«
»Sie waren absolut der Typ dafür«, versicherte Oma. »Aber sie waren gut darin, Geheimnisse zu hüten und Rollen zu spielen. Sie haben seinerzeit ziemlich oft für unsere Sache spioniert. Beide hatten sich den Rittern der Morgendämmerung angeschlossen.«
Kendra hatte niemals in Erwägung gezogen, dass ihre verstorbenen Großeltern möglicherweise über dasselbe geheime Wissen verfügt hatten wie die Sørensens. Plötzlich vermisste sie sie mehr denn je. Es wäre so schön gewesen, all diese Wunder mit ihnen zu teilen! Seltsam, dass zwei Ehepaare, die das Geheimnis kannten, Kinder zur Welt brachten, die sich weigerten, daran zu glauben. »Wie sollen wir Mom und Dad jemals dazu bringen, uns hierbleiben zu lassen?«, fragte Kendra.
»Überlass das deinem Opa und mir«, meinte Oma mit einem Augenzwinkern. »Wir haben immer noch eine Woche oder so.«
Schweigend beendeten sie das Abendessen, dankten Coulter für den leckeren Hackfleischbraten und räumten dann gemeinsam den Tisch ab.
Opa ging voran ins Wohnzimmer, wo sich jeder von ihnen einen Platz suchte. Kendra blätterte eine Weile in einem antiken Märchenbuch, doch es dauerte nicht lange, da klapperte ein Schlüssel, und die Vordertür ging auf.
Tanu trat ein, ein hochgewachsener Samoaner mit mächtigen Schultern. Einer seiner muskelbepackten Arme war verbunden und steckte in einer Schlinge. Über der anderen Schulter trug der Tränkemeister einen seltsam ausgebeulten Ranzen. Hinter ihm kam Warren in Lederjacke und mit Dreitagebart.
»Tanu!«, rief Seth und lief ihm entgegen. »Was ist passiert?«
»Das da?«, fragte Tanu und deutete auf den verletzten Arm.
»Ja.«
»Eine vermasselte Maniküre«, sagte er mit einem Zwinkern.
»Ich bin auch wieder da«, winkte Warren mit dem Zaunpfahl.
»Sicher, aber Sie haben sich auch nicht in ein gefallenes Reservat in Südamerika gewagt«, erklärte Seth geringschätzig.
»Ich bin selbst einige Male nur knapp mit heiler Haut davongekommen«, murrte Warren. »Die Sache war ziemlich heiß.«
»Wir sind jedenfalls froh, dass ihr beide heil zurückgekommen seid«, sagte Oma.
Warren schaute sich im Zimmer um und beugte sich zu Tanu. »Sieht fast so aus, als hätten sie nur noch auf uns gewartet, um die Versammlung zu eröffnen.«
»Wir brennen darauf, zu erfahren, was Sie herausgefunden haben«, erklärte Kendra.
»Wie wär’s erst mal mit einem Schluck Wasser?« Warren rümpfte die Nase. »Ein wenig Hilfe mit unseren Taschen? Ein warmer Händedruck? Man könnte fast das Gefühl bekommen, dass ihr euch nur für unsere Neuigkeiten interessiert.«
»Lass die Mätzchen und setz dich«, sagte Dale.
Warren bedachte seinen älteren Bruder mit einem finsteren Blick.
Tanu und Seth setzten sich nebeneinander, und Warren ließ sich auf das Sofa neben Kendra fallen.
»Ich bin froh, dass wir alle hier sind«, begann Opa. »Wir sind die Einzigen, die wissen, dass dem Sphinx vorgeworfen wird, ein Verräter zu sein. Es ist von größter Wichtigkeit, dass das auch so bleibt. Sollte der Vorwurf sich als wahr erweisen, darf er auf keinen Fall davon erfahren, dass er enttarnt ist. Sollte sich der Vorwurf dagegen als falsch erweisen, ist dies kaum die richtige Zeit, um Gerüchte auszustreuen, die Zwietracht säen könnten. Angesichts all der Dinge, die wir zusammen durchgestanden haben, bin ich mir sicher, dass wir einander vertrauen können.«
»Welche neuen Informationen habt ihr entdeckt?«, fragte Oma.
»Nicht viele«, antwortete Tanu. »Ich konnte in das brasilianische Reservat eindringen. Dort herrscht das reinste Chaos. Ein Reptiliendämon namens Lykerna hat alle Ordnung umgestürzt. Wenn Maddox ein gutes Versteck gefunden hat, ist er vielleicht in Sicherheit, aber ich konnte ihn nicht aufspüren. Allerdings ist es mir gelungen, die Wanne
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