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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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Vordertür hinaus. Seine Großeltern waren Schatten. Er musste sich beeilen. Vielleicht konnte er Dale oder Warren noch retten.
    Während er um das Haus herum rannte, versuchte Seth sich einzureden, dass er einen Weg finden würde, seinen Großeltern ihre normale Gestalt zurückzugeben. Und Tanu. Und Coulter. Er fragte sich, wie viel Zeit ihm noch blieb, bevor der Safe erscheinen würde. Selbst wenn alles andere scheiterte, musste er es in diesen oberen Raum schaffen und das Artefakt holen.
    Es war offensichtlich, durch welches Fenster Dale das Haus betreten hatte: Die aus den Angeln gehobenen Fensterläden und das zerbrochene Glas waren ein deutlicher Hinweis. Mit einem Sprung packte Seth das Fenstersims und hievte sich hoch.
    Dale stand reglos und mit dem Rücken zum Fenster in einem staubigen Salon.
    »Dale, du musst zurückweichen«, zischte Seth. »Du musst weg hier.«
    Dale gab mit nichts zu erkennen, dass er die Warnung gehört hatte. Er bewegte sich nicht.
    Hinter ihm sah Seth durch eine Tür eine Erscheinung in ihre Richtung gleiten, ließ sich vom Fenster fallen und flitzte in den hinteren Teil des Hauses. Vielleicht konnte er die Treppe hinaufrennen, solange die Schattendame mit Dale beschäftigt war.
    Er riss die Hintertür auf. Warren lag der Länge nach am gegenüberliegenden Ende der Küche bäuchlings auf dem Boden, als habe er versucht, vorwärtszukriechen.
    Wie lange würde es dauern, Warren nach draußen zu schleppen? Würde Seth, wenn er das tat, das Zeitfenster versäumen, um die Treppe hinaufzukommen? Vielleicht, aber er konnte ihn nicht einfach dort liegen lassen! Seth ging in die Hocke, schob die Arme unter Warrens Achselhöhlen durch und begann, ihn rückwärts über den gekachelten Boden zur Tür zu schleppen.
    »Seth«, hauchte Warren.
    »Du bist bei Bewusstsein?«, fragte Seth überrascht.
    Warren rappelte sich hoch, und Seth half ihm beim Aufstehen. »So kalt … wie der Hain«, murmelte Warren.
    »Wir müssen uns beeilen«, rief Seth. Er durchquerte eilig die Küche, aber Warren folgte ihm nicht. Einmal mehr wirkte er wie gelähmt.
    Seth ging zu Warren zurück und ergriff seine Hände. Wieder flammte Leben in seinen Augen auf.
    »Deine Berührung …«, flüsterte Warren.
    »Lauf«, sagte Seth und führte seinen Freund an der Hand in Richtung der Eingangshalle. Warren stolperte mit steifen Beinen erstaunlich schnell hinter ihm her, bis sie die unterste Treppenstufe erreichten. Schwer atmend kämpfte Warren sich mit seinem freien Arm die Treppe hinauf, Stufe um Stufe, während Seth ihn nach Leibeskräften vorwärtszog.
    Als er die Treppe hinunterschaute, sah er die schattenhafte Erscheinung in die Eingangshalle zurückkehren. Während ihre Gewänder sich mit traumähnlicher Langsamkeit blähten, driftete sie auf sie zu und schwebte die Treppe hinauf.
    Seth und Warren erreichten den Flur im ersten Stock und kamen an einem Foto von Patton und Lena vorbei, das an der Wand hing. Seth hielt Warren mit beiden Händen fest, und die zusätzliche Berührung schien ihn zu beleben. Humpelnd kamen sie am Fuß der Treppe zum zweiten Stock an, gerade als die Geisterfrau den ersten Stock erreichte und den Flur entlangschwebte.
    Sie waren fast oben angelangt, als Warren plötzlich stolperte. Seth konnte ihn nicht halten, Warren fiel mehrere Stufen hinunter und blieb als regloses Häufchen liegen. Seth sprang an seine Seite und umklammerte mit allen zehn Fingern eine von Warrens Händen.
    Warren starrte ihn an, die Pupillen ungleichmäßig erweitert, während ihm Blut aus den Mundwinkeln tropfte. »Geh«, formte Warren mit den Lippen. Er schob eine Hand in einen Beutel an seiner Hüfte und zog eine Faust voll Blitzpulver heraus.
    Die schattenhafte Erscheinung tauchte am Fuß der Treppe auf und schleppte ihre ungezählten dunklen Drähte hinter sich her.
    Warren warf das Pulver nach ihr.
    Es gab kein Knistern und keinen Blitz – die flatternden Gewänder flossen weiter auf sie zu.
    Seth ließ seinen Freund los und rannte die Treppe hinauf, wobei er immer zwei Stufen gleichzeitig nahm. Wenn es ihm nicht gelang, das Artefakt zu holen, waren all diese Opfer vergeblich. Er stürmte durch den Flur im zweiten Stock zur Nordseite des Hauses, erleichtert darüber, wie schnell er laufen konnte, wenn er Warren nicht hinter sich herziehen musste, den Blick auf die Tür am Ende des Flurs gerichtet. Seine Arme und Beine wirbelten, dann prallte er mit der Schulter gegen die Tür und befingerte hektisch den Knauf.
    Die

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