Die Schattenplage
auszurichten vermag. Doch ich habe einige Tricks gelernt und einen bestimmten Knopf auf dem Chronometer gedrückt in dem Wissen, dass, wenn der Knopf eines Tages wieder gedrückt würde, ich zu jenem Punkt in der Zeit vorwärtsspringen und drei Tage lang dort bleiben würde. Du musst den Knopf gedrückt und mich hierher gerufen haben.«
»Wow!«, meinte Seth.
»Das ist nur eine zusätzliche Maßnahme, um das Artefakt zu schützen. Ich dachte, wenn jemals ein Dieb den Chronometer in die Finger bekäme, würde er früher oder später den Knopf drücken, und dann könnte ich das Artefakt zurückstehlen. Ich hätte mir jedoch nie träumen lassen, dass dies tatsächlich einmal eintreten würde.«
»Mein Opa Sørensen ist ein Schatten. Meine Oma ebenfalls. Alle bis auf meine Schwester, Kendra«, unterbrach Seth.
»Warum fahren wir zum Teich?«
»Dunkle Wichtel haben das Haus übernommen. Der Teich ist jetzt der einzig sichere Ort.«
»Richtig. Der Schrein.« Patton sah plötzlich nachdenklich aus. Dann begann er zögernd zu sprechen. »Was ist mit Lena? Ist sie schon gestorben?«
»Nein, sie ist wieder eine Najade.«
»Wie? Das ist nicht möglich.«
»In letzter Zeit sind eine Menge unmöglicher Dinge passiert«, sagte Seth. »Es ist eine lange Geschichte. Lena war diejenige, die uns von dem Safe erzählt hat. Wir sollten besser unter das Zelt kriechen.« Seth begann die Plane über sie zu ziehen.
»Warum?«
»Die dunklen Geschöpfe sind überall. Als wir zum Herrenhaus kamen, hatte keiner von uns Milch getrunken. Wir haben uns unter dem Zelt versteckt, und keine dunklen Geschöpfe haben uns belästigt.«
Patton strich sich über den Schnurrbart. »Ich brauche keine Milch zu trinken, um die Geschöpfe hier zu sehen.«
»Ich habe gerade etwas Walrossbutter gegessen, also kann ich sie jetzt ebenfalls sehen. Es wird vielleicht nicht viel nützen, wenn wir uns verstecken.«
»Nach dem, was im Herrenhaus geschehen ist, wette ich, dass wir mit einem bösen Hinterhalt rechnen können. Wir sollten die Pfade meiden. Gib Hugo den Befehl, den Karren stehen zu lassen und uns querfeldein zum Teich zu tragen.«
Seth dachte über den Vorschlag nach. »Das könnte funktionieren.«
»Natürlich wird es funktionieren.« Patton zwinkerte ihm zu.
»Hugo, halt!«, befahl Seth. Der Golem gehorchte. »Wir lassen den Karren hier, und du wirst uns so schnell du kannst durch den Wald zurück zum Teich tragen. Versuche zu vermeiden, dass irgendwelche Geschöpfe uns sehen. Und schnapp dir das Zelt; wir werden es noch brauchen.«
Der Golem warf sich die Plane über die Schulter, umfasste Seth mit einem Arm und Patton mit dem anderen, dann stapfte er von der Straße weg in den Wald.
KAPITEL 19
Das Duell
M it über die weißgetünchten Bohlen klappernden Hufen sprintete Doren hinter Rondus her, einem beleibten Satyr mit karamellfarbenem Fell und Hörnern, die sich voneinander weg wölbten. Schnaufend rannte Rondus durch einen Pavillon und die Treppe zur Wiese hinunter. Nur wenige Schritte hinter ihm setzte Doren zum Sprung an, segelte durch die Luft und rammte den behäbigen Satyr. Gemeinsam rollten sie ins Gras, ihr Fell grün von der Landung. Doren kam flink wieder auf die Beine und verfolgte jetzt eine zierliche Hamadryade mit kurzem, fedrigem Haar.
Rondus stürzte sich unterdessen auf einen kleinen, schmächtigen Satyr und umfasste ihn mit einer grimmigen Beinschere. Der kleine Satyr jaulte auf und fiel um.
Kendra saß auf einem Baststuhl in einem der Pavillons und beobachtete das Fangenspiel. Jeder, der niedergeworfen wurde, wurde zum Jäger, bis es den letzten Gejagten erwischte. Der war dann der Jäger in der nächsten Runde.
Die flinke Hamadryade hüpfte mehrmals von Doren weg, aber er blieb ihr hartnäckig auf den Fersen, bis er sie endlich um die Taille zu fassen bekam, hochhob und dann sanft auf die Erde setzte. Untereinander rangen die Satyre, als ginge es darum, dem Gegner möglichst schmerzhafte Verletzungen zuzufügen, doch die Hamadryaden behandelten sie weit vorsichtiger. Die wiederum erwiderten den Gefallen, indem sie sich fangen ließen. Nachdem Kendra sie bei dem Ablenkungsmanöver heute Morgen in Aktion gesehen hatte, wusste sie, dass es den Satyren niemals gelingen würde, die Nymphen auch nur zu berühren, selbst wenn diese ihnen nur halbherzig auswichen.
Noch mehr Spaß machte es Kendra, zu beobachten, wie die Hamadryaden die Satyre überwältigten. Die Nymphen setzten ihnen wie mit Hechtsprüngen nach,
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