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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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Bewunderern weg, und Kendra betrachtete verzweifelt Breithufs muskelbepackten Rücken. Wenn Seth die Eskapade im Herrenhaus überlebte, würde der bullige Zentaur auf ihn warten. Kendra fragte sich, ob ihr Bruder als Schatten vielleicht besser dran wäre.
    Unter der Zeltplane atmete Seth zusammen mit vier anderen heiße, stickige Luft ein. Er schloss die Augen und versuchte, sich auf etwas anderes als sein Unbehagen zu konzentrieren. Gleichzeitig stellte er sich vor, wie erfrischend es sich anfühlen würde, den Kopf hinauszustrecken und den Wind zu spüren, der an ihm vorbeirauschte, während Hugo die Straße entlanglief. Der Tag war heiß und schwül, aber nichts im Vergleich zu der drückenden Hitze unter der Plane.
    Der Morgen hatte sich für Seth reichlich surreal angefühlt, während er beobachtete, wie Ziegen und Rehe auf der Wiese umherstreiften, und Murmeltiere sich in ihrem Lager am Teich versammelten. Opa hatte einen guten Teil seiner Zeit damit verbracht, mit zwei Pferden seine Pläne durchzusprechen und einem seltsam beweglichen Haufen Steine Befehle zu erteilen.
    Kendra hatte ihm gezeigt, welche Ziege Doren war, und als Dolmetscherin fungiert, als sie einander viel Glück wünschen wollten. Seth hörte nur Blöken und Meckern.
    Die ganze Szene um den Teich herum wirkte so lächerlich, dass Seth sich kurz gefragt hatte, ob die Milch nicht einfach alle verrückt machte. Aber als der Steinhaufen ihn vom Boden hob und sanft in den Karren setzte, wurde offenkundig, dass viel mehr im Gange war, als seine Augen wahrzunehmen vermochten.
    Ein scharfer Ruck durchfuhr den Karren, und Seth stieß sich den Kopf an. Er hielt sich den Schädel, robbte zur Mitte des überfüllten Wagens, stützte dann den Kopf auf die verschränkten Arme und versuchte, sich zu entspannen, während er die warme, stickige Luft einatmete.
    Während der ersten Etappe der Fahrt hatte er Angst, dass jeden Augenblick dunkle Kreaturen über sie hereinbrechen würden. Aber je länger die Fahrt dauerte, desto unwahrscheinlicher schien ihm ein solcher Überfall. Der Plan funktionierte anscheinend. Sie brauchten nur das Herrenhaus zu erreichen, ohne zu ersticken.
    Die unbehagliche Monotonie der Fahrt wurde zu Seths Hauptsorge. Während er reglos dalag, schweißnass am ganzen Körper, stellte er sich sein Gesicht über dem Luftauslass einer Klimaanlage vor, der ihm Kühle entgegenblies. Er stellte sich vor, wie er gierig ein großes Glas Eiswasser trank, das Glas so kalt, dass ihm die Hände wehtaten, das Wasser so eisig, dass seine Zähne kribbelten.
    Er lag neben Warren und wollte sich mit ihm unterhalten oder sich zumindest ein bisschen beklagen, aber man hatte ihn strikt ermahnt, kein Wort zu sprechen, nicht einmal als Flüstern. Also befolgte er seine Befehle, lag still da und bewahrte Ruhe, unterdrückte sogar jedes Husten, wenn der Drang ihn überkam. In der Zwischenzeit rollte der Wagen endlos weiter.
    Seth schob eine Hand in seine Tasche und befingerte den Klecks in Plastikfolie gewickelte Walrossbutter. Sie hatten alle eine kleine Portion bei sich, für den Fall, dass die Zeit kam, da es besser war, die magischen Geschöpfe zu sehen, statt sich bewusst blind zu stellen. Er wünschte, er hätte sie essen können, einfach um sich von seiner tristen Umgebung abzulenken. Warum hatte er keine Süßigkeiten mitgenommen? Oder Wasser? Er beklagte den Umstand, dass seine kostbare Notfallausrüstung immer noch unter seinem Bett lag. Wie hatte er vergessen können, sie mitzunehmen, als er die mit Fallen übersäte Treppe hinuntergestiegen war? Er hatte leckere Bonbons da drin!
    Die Fahrt wurde holpriger, als würde Hugo den Karren über ein riesiges Waschbrett zerren, und Seth biss sich auf die Zähne, um zu verhindern, dass seine Kiefer zu klappern anfingen. Außerdem machten die ständigen Vibrationen das Denken schwer.
    Schließlich blieb der Karren abrupt stehen. Seth hörte ein Rascheln, als Opa hinausspähte.
    »Wir sind am Rand des Gartens«, verkündete Opa leise. »Wie ich befürchtet habe, kann Hugo nicht weitergehen. Wir steigen aus; ich sehe keine unmittelbare Bedrohung.«
    Seth kroch dankbar unter der Zeltplane hervor und sah erleichtert, dass die anderen mindestens genauso rotgesichtig und schweißdurchnässt waren wie er selbst. Seine Kleider fühlten sich klebrig an, und obwohl die Luft nicht so frisch war, wie er gehofft hatte, war sie doch weit besser als noch zuvor.
    Hinter dem Wagen erstreckte sich eine verwitterte Straße,

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