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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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flankiert von den Überresten alter Hütten und Schuppen. Viele der Pflastersteine waren verrutscht, und hohe Gräser wuchsen in den Lücken. Der unebene Straßenbelag erklärte das Waschbrettgefühl am Ende der Fahrt. Seth war diese Straße schon einmal entlanggegangen – er hätte es erraten sollen!
    Vor ihnen führte eine Auffahrt zu dem beeindruckenden Herrenhaus, beschrieb dort eine Schleife und führte wieder zurück. Verglichen mit der von der Zeit abgenutzten Straße und den verfallenen Hütten, die an sie angrenzten, befand sich das Herrenhaus in hervorragendem Zustand. Das Gebäude war dreigeschossig mit vier stattlichen Säulen an der Vorderseite. Kletterpflanzen hatten die grauen Mauern erobert, und grüne Läden beschirmten die Fenster.
    Seth starrte das Herrenhaus an und nahm einen schauerlichen Unterschied zu seinem ersten Besuch wahr: Aus allen Richtungen liefen hunderte dünner Seile bei dem Herrenhaus zusammen und führten durch die Mauern ins Innere, einige davon ziemlich dick, die meisten dünn und nur schwer zu erkennen. Die schattenhaften Seile strebten in alle Richtungen von dem Grundstück fort, viele verschwanden im Boden, und einige schlängelten sich durch die spärliche Vegetation.
    »Was hat es mit all den Drähten auf sich?«, fragte Seth.
    »Drähte?«, wiederholte Opa.
    »Seile, Schnüre, was auch immer«, verdeutlichte Seth. »Sie sind überall.«
    Die anderen musterten ihn besorgt.
    »Ihr seht sie nicht?« Seth kannte die Antwort bereits.
    »Keine Drähte«, bestätigte Warren.
    »Ich habe diese Dinger schon einmal gesehen«, sagte Seth. »Sie waren mit dunklen Geschöpfen verbunden. Es sieht so aus, als führten alle Seile zum Herrenhaus.«
    Opa schürzte die Lippen und atmete laut aus. »Wir haben Hinweise darauf erhalten, dass der frühere Insasse der Stillen Kiste irgendwie mit Kurisock verschmolzen ist. Und wir haben Informationen, dass die Erscheinung, die im Herrenhaus spukt, in irgendeiner Beziehung zu dem Dämon steht.«
    »Was könnte das für eine Kreatur sein?«, fragte Warren.
    »Alles«, antwortete Opa. »Als sie mit Kurisock verschmolz, wurde sie zu einem neuen Wesen.«
    »Aber wenn sie mit dem Dämon verschmolzen ist, wie kann sie dann hier sein?«, fragte Dale. »Kurisock muss in seinem Territorium bleiben.«
    Opa zuckte die Achseln. »Wenn ich raten sollte: irgendeine Art von Fernverbindung. Etwas wie die dunklen Seile, die anscheinend das Ungeheuer im Herrenhaus mit den verdunkelten Geschöpfen überall im Reservat verbinden.«
    »Machen wir uns trotzdem auf die Suche nach dem Artefakt?«, erkundigte sich Warren.
    »Ich sehe keine Alternative«, sagte Opa. »Fabelheim wird vielleicht nicht noch eine Woche überleben. Dies könnte unsere einzige Chance sein. Außerdem können wir nicht planen, zu besiegen, was immer hier drin haust, bevor wir nicht festgestellt haben, worum es sich dabei handelt.«
    »Ich stimme dir zu«, erklärte Oma.
    Dale und Warren nickten.
    Opa schaute auf seine Armbanduhr. »Wir sollten uns besser beeilen, sonst wird die Gelegenheit ungenutzt verstreichen.«
    Sie ließen Hugo zurück, und Opa führte sie zur Vordertreppe des Herrenhauses. Seth war in höchster Alarmbereitschaft und hielt Ausschau nach verdächtigen Tieren, sah aber keine Anzeichen von Leben. Keine Vögel, keine Eichhörnchen, keine Insekten.
    »Es ist viel zu still«, murmelte Dale argwöhnisch.
    Opa hob die Hand und ließ einen Finger kreisen, um anzudeuten, dass sie um das Herrenhaus herumgehen sollten. So nah beim Gebäude konnte Seth es nicht vermeiden, einige der dunklen Seile zu berühren. Er war erleichtert festzustellen, dass sie so körperlos waren wie ein Schatten. Während sie weitergingen, war Seth jeden Moment auf einen Angriff gefasst, vor allem, wenn sie eine weitere Ecke umrundeten, aber sie beendeten ihre Runde um das Herrenhaus, ohne auf Hindernisse zu stoßen. Sie hatten einige Fenster entdeckt, die niedrig genug waren, um ihnen Zutritt zu gewähren, außerdem eine Hintertür.
    »War die Vordertür beim letzten Mal unverschlossen?«, flüsterte Opa Seth zu.
    »Ja.«
    »Ruth und ich werden durch die Vordertür gehen«, sagte Opa. »Warren wird die Hintertür nehmen. Dale, such dir ein Seitenfenster. Seth, du wartest draußen. Sollten wir scheitern und es keinen absolut zwingenden Grund geben, etwas anderes zu tun, kehre sofort zu Hugo zurück und verständige deine Schwester und die anderen Geschöpfe. Wenn wir selbst zu Schatten werden, werden wir

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