Die Schattenplage
hob den Chronometer hoch. »Vielleicht könnten wir in der Zeit zurückreisen und die Seuche aufhalten, bevor sie beginnt.«
Patton schüttelte den Kopf. »Ich habe Monate mit dem Versuch zugebracht, die Geheimnisse des Chronometers zu entschlüsseln. Er steht in dem Ruf, das Schwierigste von allen Artefakten zu sein, was die Benutzung betrifft. Obwohl das Artefakt angeblich eine Vielzahl von Funktionen hat, konnte ich nur einige wenige entdecken.«
»Irgendetwas Nützliches?«, fragte Seth und befingerte eine leicht erhöhte Stelle auf der Kugel.
»Vorsicht«, warnte Patton ihn scharf. Seth ließ von der Erhöhung ab. »Ich weiß, welchen Knopf man benutzen muss, um in die Zukunft zu reisen, zu dem nächsten Moment, da derselbe Knopf gedrückt wird. Außerdem habe ich herausgefunden, wie man den Chronometer einstellen muss, damit der Safe einmal die Woche für eine Minute erscheint. Und ich kann vorübergehend die Zeit verlangsamen, so dass sich der Rest der Welt schneller bewegt als die Person, die im Besitz des Chronometers ist. Aber ich sehe nicht, wie irgendeine dieser Funktionen uns helfen könnte, unsere gegenwärtigen Probleme zu lösen.«
»Wenn uns nichts mehr einfällt«, meinte Kendra, »ist die Feenkönigin vielleicht unsere beste Chance. Ich könnte mit der Schale auf die Insel zurückkehren und ihr die Lage erklären. Vielleicht kann sie helfen.«
Patton zupfte an den Fransen eines Lochs in seinem Hemdsärmel. »Ich verstehe nicht zur Gänze, was es bedeutet, von Feenart zu sein, aber über den Schrein bin ich bestens im Bilde. Bist du sicher, dass das Zurückbringen der Schale Entschuldigung genug ist, um verbotene Erde zu betreten? Vor dir, Kendra, hat noch niemand einen Fuß auf diese Insel gesetzt und es überlebt.«
»Eine Fee namens Shiara meinte, ich könnte es gefahrlos tun«, antwortete Kendra. »Auf eine Weise, die ich nicht erklären kann, fühlen ihre Worte sich wahr an. Eigentlich läuft es mir bei dem Gedanken daran, auf die Insel zurückzukehren, kalt den Rücken runter, aber mein Gefühl sagt mir, dass die Fee recht hat. Die Schale gehört dorthin. Wenn ich sie zurückbringe, sollte mir nichts passieren.«
»Shiara?«, wiederholte Patton. »Ich kenne Shiara – silberne Flügel, blaues Haar. Ich betrachte sie als die verlässlichste Fee in Fabelheim. Sie war früher eng mit Ephira befreundet. Nachdem ich von Feen berührt worden und Ephira verschwunden war, wurde Shiara meine engste Vertraute in allen die Feen betreffenden Angelegenheiten. Wenn ich jemals den Rat einer Fee beherzigen würde, dann ihren.«
»Sie können auch mit Feen reden?«, fragte Seth.
»Einer der Vorzüge, wenn man von Feen berührt wurde«, antwortete Patton. »Ihre Sprache, das Silvianische, ist ansonsten äußerst schwierig zu meistern, obwohl einige sie durch fleißige Studien erlernt haben. Ich kann außerdem ihre Geheimsprache lesen und sprechen. Kendra kann es ebenfalls, weshalb es ihr auch gelang, die Inschrift zu entziffern, die ich in dem Gewölbe in der Verlorenen Mesa hinterlassen habe.«
»Das war eine geheime Feensprache?«, fragte Kendra nach. »Ich kann nie erkennen, welche Sprache ich gerade höre oder spreche oder lese. Mir kommt alles wie meine eigene Muttersprache vor.«
»Es braucht Zeit«, erklärte Patton. »Wenn eine Fee zu dir spricht, verstehst du sie, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt, aber mit ein wenig Übung kannst du auch die Sprache erkennen, welche die Fee tatsächlich benutzt. Anfänglich sind sie schwer voneinander zu unterscheiden, wahrscheinlich weil du sie nicht erst übersetzen musst, aber mit einiger Anstrengung werden dir die Worte, die du hörst und sagst, bewusster werden.«
»Warum haben Sie überhaupt eine Nachricht in dem Gewölbe hinterlassen?«, fragte Kendra.
»Die Unlehrbare Feensprache ist ein gut gehütetes Geheimnis«, erwiderte Patton. »Sie ist für alle Kreaturen der Dunkelheit grundsätzlich unverständlich. Ich hatte das Gefühl, einen Hinweis hinterlassen zu müssen in Bezug auf den Verbleib des Chronometers, um eine Panik zu verhindern, falls die Ritter das Verschwinden des Artefakts bemerken sollten. Also habe ich eine Botschaft in einer arkanen Sprache geschrieben, die nur ein Freund des Lichts zu verstehen in der Lage sein würde.«
»Da Sie Shiara vertrauen, sind Sie einverstanden damit, wenn ich zur Insel gehe?«, fragte Kendra.
»Diese Entscheidung muss ich dir überlassen, Kendra«, gestand Patton. »Das Unternehmen
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