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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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sie sein Interesse erregte, war Marshal von ihr besessen. Wenn Marshal eine Frau umwarb, so habe ich nie von einer gehört, die widerstehen konnte, und diese temperamentvolle Hamadryade war keine Ausnahme. Seine Werbung war kurz und leidenschaftlich. Unter inbrünstigen Versprechungen ewiger Liebe entsagte sie den Bäumen und heiratete ihn. Ich glaube nicht, dass Marshal vorhatte, sie zu betrügen. Ich bin überzeugt, dass er aufrichtig glaubte, er würde endlich beständig werden und dass die Hamadryade sein wanderlustiges Herz für alle Zeit erobert hatte. Aber schlechte Gewohnheiten lassen sich manchmal nur schwer abschütteln, und es dauerte nicht lange, da begann seine Vernarrtheit dahinzuwelken. Die Hamadryade war wahrhaft eine bemerkenswerte Frau, die eines treuen Gefährten würdig gewesen wäre. Sie wurde schnell zu meiner Lieblingsverwandten. Tatsächlich habe ich es ihr zu verdanken, dass ich von Feen berührt wurde. Doch tragischerweise war ihre Beziehung nur kurzlebig. Binnen weniger Monate zerfiel die Ehe. Ephira war am Boden zerstört. Sie hatte unter Vortäuschung falscher Tatsachen der Unsterblichkeit entsagt, und der Verrat traf sie bis ins Mark. Er vergiftete ihren Verstand. Sie verließ Marshal und verschwand. Ich habe nach ihr gesucht, konnte sie aber nicht finden. Es vergingen Jahre, bis ich endlich zusammenfügen konnte, was mit Ephira geschehen war.«
    »Ihre Tante ist die Schattendame!«, rief Seth aus.
    »Ich beginne zu begreifen, warum du diese Geschichte für dich behalten hast«, bemerkte Lena traurig.
    »Ephira entwickelte eine Besessenheit in ihrem Bemühen, ihren Status als Hamadryade zurückzuerlangen«, setzte Patton seine Erzählung fort. »Es kümmerte sie nicht, dass etwas Derartiges unmöglich war. Sie sah es als die einzig angemessene Entschädigung für ihre ungerechte Behandlung an. Im Zuge ihrer verzweifelten Bemühungen löste sie einen von Muriel Taggarts Knoten. Später besuchte sie die Sumpfhexe, die sie zu Kurisock schickte. Schließlich war es der Dämon, der einen Handel mit Ephira abschloss, der ihr die Rückkehr in ein unsterbliches Leben ermöglichen sollte. Um zu verstehen, was als Nächstes kommt, müsst ihr wissen, dass das Leben einer Hamadryade auf Gedeih und Verderb mit einem bestimmten Baum verknüpft ist. Wenn der Baum stirbt, stirbt sie mit ihm, es sei denn, die Verbindung wird durch einen Samen des ursprünglichen Baums auf einen neuen weitergegeben. Weil ihre Bäume auf diese Weise ›wiedergeboren‹ werden können, sind Hamadryaden praktisch unsterblich. Aber der Baum stellt auch eine Schwäche dar, ein Geheimnis, das eifersüchtig gehütet werden muss. Als Ephira zur Sterblichen wurde, verlor sie die Verbindung mit ihrem Baum. Aber jede Magie, die gewirkt werden kann, kann auch wieder rückgängig gemacht werden. Ephira wusste noch immer, wo sich ihr Baum befand. Kurisocks Anweisungen folgend fällte sie ihn mit eigenen Händen, verbrannte ihn und brachte dem Dämon den letzten Samen. Das Band zwischen Ephira und ihrem Baum mag durchtrennt worden sein, aber wie alle zerbrochene Magie war es reparabel. Mit Hilfe seiner ungewöhnlichen Gaben band Kurisock sich an den Samen und durch den Samen an Ephira und knüpfte ihre Verbindung neu.«
    »Aber sie ist nicht wieder zu einer Hamadryade geworden«, begriff Kendra, und ein kalter Schauder jagte ihr über den Rücken. »Sie ist etwas anderes geworden.«
    »Etwas Neues«, stimmte Patton ihr zu. »Sie ist dunkel und geisterhaft geworden, besudelt von dämonischer Macht, ein Negativ ihres ehemaligen Ichs. Die Verschmelzung mit Kurisock hat ihre Rachsucht vervielfacht. Da sie immer noch das Recht hatte, das Herrenhaus zu betreten, kehrte sie zurück und tötete Marshal und einige andere, die dort lebten. Mir gelang es, die Seiten mit dem Vertrag aus dem Register zu reißen und zu fliehen.«
    »Wie haben Sie sich all das zusammengereimt?«, fragte Kendra.
    »Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, es herauszufinden. Viele der Einzelheiten sind lediglich Schlussfolgerungen, aber ich bin davon überzeugt, dass sie korrekt sind. Ich habe mit Muriel und der Sumpfhexe gesprochen. Ich habe den Baum gefunden, den Ephira gefällt und verbrannt hat. Und schließlich habe ich die Teergrube besucht und den jungen, dunklen Baum gesehen, der aus dem Samen ihres ursprünglichen Baumes herangewachsen war. Ich wünschte, ich hätte es gewagt, ihn damals abzuschlagen. Jetzt befindet sich der Nagel des Wiedergängers

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