Die Schattenplage
jemand ein, den sie lieber auf den Grund des Teichs ziehen würden.«
»Mir fällt kaum jemand ein, den einzufangen ihnen so schwerfallen würde«, erwiderte Lena selbstgefällig.
Sie gingen die Treppe zum Pavillon hinauf und dann einige Stufen hinunter auf die Wiese. Drei turmhohe Dryaden schritten energisch auf sie zu und versperrten ihnen den Weg zum Zelt. In der Mitte ging die Größte der drei, diejenige, die Seth im Gespräch mit Opa und Oma gesehen hatte; ihr kastanienbraunes Haar floss ihr bis über die Taille. Die Dryade zu ihrer Linken sah aus wie eine Indianerin und trug erdfarbene Gewänder. Die Dritte hatte platinblondes Haar und trug ein Gewand, das aussah wie ein gefrorener Wasserfall. Alle drei überragten Patton mindestens um Haupteslänge.
»Hallo, Lizette«, sagte Patton freundlich zu der Dryade in der Mitte.
»Kommen Sie mir nicht mit ›Hallo‹, Patton Burgess«, erwiderte sie. Sie starrte finster auf ihn hinab, und ihre Stimme klang melodisch, aber hart. »Was haben Sie mit dem Schrein gemacht?«
»Mit dem Schrein?«, wiederholte Patton und schaute sich fragend über die Schulter. »Stimmt irgendetwas nicht?«
»Er ist zerstört worden«, erklärte die blonde Dryade entschieden.
»Nachdem Sie uns weggeschickt haben«, fügte die Indianerin hinzu.
Lizette sah Kendra mit zusammengekniffenen Augen an. »Und Ihre Freundin leuchtet heller als die Sonne.«
»Ich hoffe, ihr wollt nicht andeuten, wir hätten das Denkmal geschändet!«, wandte Patton erzürnt ein. »Wir haben weder den Wunsch, das zu tun, noch haben wir die Möglichkeiten! Die Feenkönigin selbst hat den Schrein aufgelöst.«
»Ihnen ist doch bewusst, dass das Reservat damit dauerhaft den Kontakt zu Ihrer Hoheit verloren hat«, sagte Lizette. »Wir finden das inakzeptabel.« Sie und die beiden anderen beugten sich drohend vor.
»Weniger akzeptabel, als dass Fabelheim und alle, die hier leben, in ewige Dunkelheit verfallen?«, fragte Patton.
Die Dryaden beruhigten sich ein wenig.
»Haben Sie einen Plan?«, fragte Lizette.
»Hat Kendra jemals heller geleuchtet?!«, rief Patton aus. »Ihr Strahlen ist ein Vorbote für die guten Dinge, die nun kommen werden. Gebt uns nur ein paar Minuten Zeit, um uns ungestört zu beraten, und wir werden euch unseren Plan zur Rückeroberung Fabelheims unterbreiten – eine Strategie, die die Feenkönigin selbst ersonnen hat!« Patton sah Kendra an, als hoffe er, dass seine Worte der Wahrheit entsprachen. Kendra nickte schwach.
»Ich hoffe, sie hat eine befriedigende Erklärung für diese Schändung«, drohte Lizette düster. »Dieser Tag wird bis ans Ende von Baum und Bach betrauert werden.«
Patton streckte eine Hand aus und tätschelte Lizette die Schulter. »Der Verlust des Schreins war ein schwerer Schlag für alle, die das Licht lieben. Wir werden diese Tragödie rächen.«
Lizette trat beiseite, und Patton führte die Gruppe zwischen den finster dreinblickenden Dryaden hindurch. Sie mochten vorübergehend beschwichtigt sein, aber sie waren immer noch sichtlich aufgebracht.
Als Seth, Kendra und Lena das Zelt erreichten, folgte Patton ihnen hinein und ließ die Zeltlasche vor die Tür gleiten.
»Was ist passiert?«, fragte Seth.
»Die Feenkönigin hat den Schrein zerstört, um das hier zu erschaffen.« Kendra hielt den Kieselstein hoch.
Patton blinzelte. »Kein Wunder, dass du jetzt so viel heller leuchtest.«
»Ich sehe kein Licht«, beklagte sich Seth.
»Nur wenige können es sehen«, erklärte Lena mit zusammengekniffenen Augen.
»Warum kann ich es nicht sehen?«, fragte Kendra. »Der Kieselstein war nur hell, als die Feenkönigin ihn gemacht hat.«
»Das Licht des Steins muss sich mit deinem inneren Licht vereint haben«, erläuterte Patton. »Das eigene Licht kann schwer zu erkennen sein. Ich nehme an, du kannst im Dunkeln sehen?«
»Ja«, bestätigte Kendra.
»Ob du es weißt oder nicht, Kendra, du trägst sehr viel Licht in dir«, fuhr Patton fort. »Mit dem Stein ist dein Leuchten noch heller geworden. Für jene, die solches Licht wahrnehmen können, funkelst du jetzt wie ein Leuchtfeuer.«
Kendra umfasste den Stein. »Die Feenkönigin hat ihn mit all der Macht angefüllt, die den Schrein beschützt hat. Sobald ich ihn vom Teich wegbringe, können alle dunklen Kreaturen diese Wiese betreten. Und wenn wir den Nagel im Baum mit dem Kieselstein berühren, werden die Gegenstände einander zerstören.«
»Cool!«, rief Seth.
»Die Sache hat einen Haken«, fuhr Kendra
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