Die Schattenplage
hofften sie, sich ihr nähern zu können, aber als Patton begann, die Situation zu erklären, schwirrten sie in seine Richtung davon.
Als Kendra und Seth die Öffnung in der Hecke erreichten, wichen die dort postierten dunklen Satyre ein gutes Stück zurück, und einige von ihnen blökten wütend. Sie blinzelten Kendra an, die pelzigen Hände erhoben, um ihre Augen zu beschirmen.
»Sieht so aus, als würdest du die verdrehten Satyre blenden«, meinte Seth. »Glaubst du, dein Stein könnte auch Oma und Opa fernhalten?«
»Vielleicht hilft das Leuchten ihnen auch, uns zu finden«, erwiderte Kendra.
Seth ließ sich ins Gras fallen. Die Sonne berührte schon fast die Baumwipfel westlich der Wiese. »Sie werden bald kommen.«
»Was denkst du, wer auftauchen wird?«
»Hoffentlich alle sechs.«
Kendra nickte. »Ein Jammer, dass ich sie nicht auch sehen kann.«
»Tja, ich schätze, eine einzelne Person kann nun nicht alle magischen Fähigkeiten besitzen, die das Universum zu bieten hat. Du verpasst nicht viel. Man kann nicht wirklich viel von ihnen erkennen, nur die Umrisse.«
Seth begann an den winzigen, blauen Blumen im Gras zu zupfen. Kendra saß die Knie an die Brust gezogen da, die Arme um die Beine geschlungen. Die Schatten der Bäume wurden immer länger, bis die Sonne unterging und Zwielicht die Lichtung erfüllte.
Kendra schien damit zufrieden zu sein, schweigend dazusitzen, und Seth konnte sich nicht zu der Anstrengung überwinden, ein Gespräch anzufangen. Er starrte durch die Lücke in der Hecke, in der Hoffnung, einen vertrauten Schatten zu sehen, der sich den dunklen Satyren anschloss, die jenseits der Öffnung herumlungerten. Während der leuchtende Sonnenuntergang fahler wurde, fiel die Temperatur von heiß auf warm.
Endlich tauchte zwischen den rastlosen Satyren eine einzelne schwarze Gestalt auf. Die Silhouette mühte sich auf die Lücke in der Hecke zu, als müsse sie sich einem mächtigen Wind widersetzen. Seth richtete sich auf. »Es geht los.«
»Wen siehst du?«, fragte Kendra.
»Er ist klein und dünn. Könnte Coulter sein.« Seth hob die Stimme. »Bist du das, Coulter?«
Mit offenkundiger Anstrengung hob die Gestalt eine Hand, um anzuzeigen, dass ihr Finger fehlten. Der Mann kam näher, und jeder Schritt schien ihn noch mehr Anstrengung zu kosten als der vorangegangene.
»Er kämpft«, sagte Seth. »Es muss dein Licht sein.«
»Soll ich mich zurückziehen?«
»Vielleicht.«
Kendra erhob sich und ging von der Lücke in der Hecke weg.
»Warte!«, rief Seth. »Er wedelt mit den Armen. Er bedeutet dir zurückzukommen. Nein, nicht nur zurück, er will, dass du auf ihn zugehst.«
»Was ist, wenn es nicht Coulter ist?«, meinte Kendra nervös.
»Er kann nicht durch die Lücke«, sagte Seth. »Geh nur nicht so nah ran, dass er dich packen kann.«
Seth und Kendra traten auf die Lücke zu und blieben zwei Schritte vom Eingang entfernt stehen. Coulter beugte sich vor und zitterte unter der Anstrengung eines jeden mühsamen Schritts, brachte es aber fertig, seine Füße weiter zu bewegen.
»Wo ist er?«, fragte Kendra.
»Fast bei der Lücke«, antwortete Seth. »Es sieht so aus, als würde er gleich ohnmächtig werden.«
Coulter mühte sich noch ein paar Schritte vorwärts, dann blieb er stehen, und stützte sich mit einer Hand auf den Oberschenkel. Zitternd nahm er alle Kraft zusammen, um den anderen Arm zu heben, schaffte es aber nicht, ihn sehr hoch zu strecken.
»Er greift nach uns«, sagte Seth. »Geh ein bisschen näher ran.«
»Ich kann ihm nicht erlauben, mich zu berühren!«, rief Kendra aus.
»Nur einen Schritt«, sagte Seth. »Ich glaube, er ist so nah herangekommen, wie er kann.«
»Warum nicht lieber zurück?«
»Er will dich in seiner Nähe haben.«
Kendra machte vorsichtig einen halben Schritt vorwärts, und plötzlich erhaschte Seth einen Blick auf menschliche Haut, die hinter Coulters Schatten aufflackerte.
»Ich sehe ihn!«, kreischte Kendra und schlug die Hände vor den Mund. »Zumindest einen Teil von ihm, ganz schwach.«
»Ich sehe ihn auch«, bestätigte Seth. »Das hab ich bei den Schattenleuten noch nie erlebt. Ich glaube, du heilst ihn vielleicht. Ja! Er nickt. Geh näher ran!«
»Was ist, wenn er mich ansteckt?«
»Nur ein bisschen näher. Er wird nicht in der Lage sein, dich zu berühren.«
»Was ist, wenn er nicht die Wahrheit sagt, wie weit er herankommen kann?«
»Er ist auf die Knie gefallen!«, rief Seth.
»Ich kann es sehen«, sagte Kendra
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