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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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Handstandüberschlag machen, um Tammys Tomahawk – der ihr entfallen war – aufzuheben. Er ließ seinen Speer geschickt herumwirbeln und hielt jetzt vier Widersacher in Schach. Zwei reglose Körper lagen in sich zusammengesunken zu seinen Füßen.
    Da begegnete er ihrem Blick und sprintete nach einem letzten Rundumschlag mit dem Speer auf sie zu. Die Kreaturen jagten hinter ihm her, und Kendra sprang auf die Beine. Als Gavin sich ihr näherte, riss er plötzlich einen Arm zurück und schleuderte den Tomahawk in ihre Richtung. Die Waffe verfehlte sie um Zentimeter, und der schwarze Stein bohrte sich in die Schulter eines breiten, plumpen Mannes mit hoch aufragender Stirn und deformiertem Gesicht. Kendra hatte gar nicht bemerkt, wie er sich ihr von hinten genähert hatte.
    Der entstellte Mann fiel mit einem kehligen Brüllen zu Boden, dann hatte Gavin ihre Hand ergriffen, und sie hasteten zusammen durch den Regen. Links von ihr hörte Kendra Hufe dröhnen, da reichte Gavin ihr den Speer, packte sie um die Taille und hievte sie mit erstaunlicher Kraft auf den kastanienbraunen Hengst. Eine Sekunde später schwang er sich hinter ihr auf den Rücken des Tieres, nahm den Speer wieder an sich und hielt Kendra mit der freien Hand um die Taille fest. »Lauf, Neil!«, rief er.
    Neil beschleunigte sein Tempo zu einem wilden Galopp und jagte mit einer Geschwindigkeit über die stürmische Mesa, die Kendra nie für möglich gehalten hätte. Geblendet von dem schweren Regen, war sie dankbar dafür, dass Gavin sie festhielt. Er schien keine Mühe zu haben, auf dem voranstürmenden Hengst sitzen zu bleiben, und umklammerte mit der freien Hand seinen Speer, als bestreite er gerade ein mittelalterliches Ritterturnier.
    Hektisch gegen den Regen anblinzelnd sah Kendra die Ruinen in Sicht kommen. Das Pferd sprang über einen niedrigen Zaun, dann umkreisten sie den Schutt und die eingestürzten Mauern, bis der Hengst mit klappernden Hufen vor der leeren Türöffnung des am besten erhaltenen Gebäudes zum Stehen kam.
    Das Pferd schmolz unter Kendra und Gavin dahin, bis Neil vor ihnen im Regen stand. Seine Kleider waren verschwunden. Alles, was er jetzt noch am Leib hatte, waren Tierfelle. »Bleibt hier drin, bis ich zurückkomme«, befahl er und deutete ruckartig mit einem Daumen auf die dunkle Türöffnung. Dann rieb er sich die Seite, als habe er Schmerzen.
    »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte Gavin.
    »Es ist schwer, meine andere Gestalt aufrechtzuerhalten«, erklärte Neil und schob Kendra auf das Gebäude zu.
    Blitze zuckten über den Himmel und warfen seltsame Lichter und Schatten auf die Ruinen. Explosionsartiger Donner folgte auf der Stelle, und Neil war wieder ein Pferd und galoppierte in den Sturm hinaus.
    Gavin ergriff Kendras Hand, und sie führte ihn in das Haus. Ein Teil des Dachs war eingestürzt, aber die Mauern waren unversehrt geblieben und hielten den Wind ab, wenn er nicht gerade durch die Türöffnung pfiff.
    »Ich habe meine Taschenlampe verloren«, erklärte Gavin.
    Kendras eigene Taschenlampe baumelte noch an ihrem Klettergeschirr. Sie war nicht so groß wie die der anderen, aber als sie sie einschaltete, war der Lichtstrahl erstaunlich hell. Das Wasser, das sich durch den offenen Teil des Dachs ergoss, floss über den von Schlammstreifen überzogenen Boden und sickerte durch eine offene Luke in ein darunterliegendes Gewölbe.
    »Sieh dich an!«, sagte Gavin bewundernd. »Du hältst deine Ausrüstung zusammen, selbst wenn wilde Regentänzer versuchen, dich von den Klippen zu werfen.«
    »Sie war an meinem Geschirr befestigt«, erwiderte Kendra. »Danke, dass du mich gerettet hast. Du warst großartig da draußen.«
    »Das ist der G-G-G, G-G-G … Das ist der Grund, w- warum sie mich mitgenommen haben. Jeder hat so sein Ding, und meins ist, Monstern mit primitiven Speeren eins auf die Mütze zu geben.«
    Kendra war verlegen. Ihr Verhalten während des Angriffs machte offenbar, dass sie keine Ahnung hatte, wie man kämpfte. Sie begriff, dass sie es besser zugeben sollte, bevor Gavin sie darauf hinwies. »Du hattest recht, Gavin, ich hätte nicht mitkommen sollen. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe. Du musstest mich beschützen, statt den anderen zu helfen.«
    »W-Was meinst du damit? Deinetwegen hatte ich einen Vorwand, auf Neil aus der Gefahrenzone zu reiten. Du hast dich viel besser gehalten, als ich erwartet habe.«
    Kendra versuchte zu lächeln. Es war nett von ihm, es ihr nicht unter die Nase zu

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