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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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übersäten Gebiet, in dem sie zuvor geparkt hatten. Neil schaltete Motor und Scheinwerfer aus, alle stiegen aus und schulterten ihre Ausrüstung. Warren, Dougan und Gavin zogen große, wasserdichte Taschenlampen aus ihren Rucksäcken.
    »Siehst du die Treppe?«, fragte Dougan Kendra und blinzelte in die verregnete Dunkelheit.
    »So gerade eben«, antwortete Kendra. Tatsächlich machte sie die Überflutete Treppe deutlicher aus, als sie zugab, aber sie wollte vermeiden, dass die anderen mitbekamen, wie gut sie im Dunkeln sehen konnte.
    Sie bahnten sich einen Weg über nasse Felsen und vorbei an mehreren Senken, in denen sich Wasser gesammelt hatte. Ein Teil von Kendra fragte sich, warum sie sich die Mühe machten, dem Wasser auszuweichen, angesichts der Kletterpartie, die sie gleich unternehmen würden. Immer noch klatschten Regentropfen auf die Kapuze ihres Ponchos.
    Als sie sich dem Spalt am Fuß der Treppe näherten, lief Kendra nach vorne zu Neil. »Was passiert, wenn es aufhört zu regnen, während wir auf der Treppe sind?«, wollte sie wissen.
    »Ich habe keine Ahnung. Ich möchte gern glauben, dass sie bleibt, solange wir auf den Stufen sind. Aber nur für den Fall des Falles sollten wir uns wohl ein bisschen beeilen.«
    Warren half Kendra in ein Geschirr, befestigte einige Riemen und wickelte ein Seil durch mehrere Metallschließen. Sobald sie alle miteinander verbunden waren, führte Kendra die anderen über den schmalen Felsvorsprung zwischen dem Felssims und dem Spalt.
    »Konzentriert euch nicht auf die Treppe«, wies Neil die anderen an. »Achtet nur darauf, der Person vor euch zu folgen. Das könnte ziemlich anstrengend werden.«
    Kendra trat in das strömende Wasser am Fuß der Treppe und begann zu klettern. In den Stiefeln hatte sie zwar besseren Halt als in den Tennisschuhen, die sie zuvor getragen hatte, doch als die Treppe steiler wurde, musste sie auch die Hände zu Hilfe nehmen. Wasser lief in ihre Ärmel, und ihre Hosenbeine wurden durchnässt. Jeder Schritt vorwärts war mit einem Gefühl der Unsicherheit verbunden.
    Nach mindestens hundert Stufen erreichten sie den ersten Treppenabsatz. Kendra drehte sich um und schaute hinunter, entsetzt darüber, wie viel steiler der Aufstieg aus dieser Perspektive aussah, als er sich beim Klettern angefühlt hatte. Wenn sie ausrutschte, würde sie zweifellos bis ganz nach unten stürzen, und ihr Leichnam würde in den Spalt gespült werden.
    Kendra wich von der Kante zurück, voller Angst, die schrecklichste Wasserrutsche ihres Lebens hinuntergeschleudert zu werden, und drehte sich um. Vor ihr stürzte das Wasser ungefähr dreißig Meter senkrecht zu ihnen herunter, bevor es lautstark auf den Treppenabsatz traf. Die Treppe wurde so steil wie eine Leiter und verlief direkt neben dem Wasserfall.
    Kendra stieg weiter voran und musste jetzt Stufen bewältigen, die steiler waren als zuvor. Sie versuchte, das Rauschen und die Gischt des Wasserfalls neben ihr zu ignorieren. Keine Stufe war breit genug, dass sie ihre ganze Sohle daraufsetzen konnte, außerdem lagen viele Stufen mehr als zwei Fußlängen über der vorangehenden. Langsam kletterte sie weiter und hielt sich dabei immer mit den Händen an den höheren Stufen fest, während der Duft von nassem Stein ihre Nase füllte. Sie konzentrierte sich auf nichts anderes als die nächste Stufe und schenkte dem gähnenden Abgrund unter ihr keine Beachtung, ebenso wenig wie dem Gedanken, dass sie ausrutschen und alle mit sich die Treppe hinunterreißen könnte. Der Wind frischte auf, wehte ihr die Kapuze vom Kopf und ließ ihr langes Haar wie ein Banner flattern. Ihre Arme zitterten vor Furcht und Anstrengung.
    Warum hatte sie sich freiwillig für diese Expedition gemeldet? Sie hätte auf Gavin hören sollen. Er hatte versucht, ihr einen Ausweg zu geben, aber ihr Stolz hatte sie daran gehindert, das Angebot anzunehmen.
    Sie griff nach der nächsten Stufe, hielt sich daran fest, so gut sie konnte, dann hob sie zuerst den rechten und schließlich den linken Fuß. Dabei versuchte sie sich einzureden, sie wäre nur wenige Meter vom Boden entfernt, während sie den ermüdenden Vorgang Mal um Mal wiederholte.
    Endlich erreichte Kendra das obere Ende des Wasserfalls und einen weiteren breiten Felsvorsprung. Neil hievte sich hinter ihr hoch. Als sie aufblickte, stellte sie fest, dass sie noch immer eine lange Kletterpartie vor sich hatten, und kämpfte gegen den Impuls an, hinter sich oder nach unten zu blicken.
    »Du machst

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