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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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ab. Sie konnte mindestens fünfzehn Meter in alle Richtungen sehen.
    »Wir haben Gesellschaft!«, rief Dougan, dessen Stimme im Sturm fast unterging. Kendra blickte über die Schulter. Der Strahl seiner Taschenlampe beleuchtete eine hagere, zottige Gestalt mit dem Kopf eines Kojoten. Das humanoide Geschöpf umklammerte einen Stab mit Rasseln darauf und trug eine kunstvolle Perlenkette. Das Wesen warf den Kopf zurück und stieß ein schrilles Heulen aus, das die stürmische Nacht durchdrang.
    Neil kam schlitternd zum Stehen. Vor ihm beleuchtete seine Taschenlampe einen fast zweieinhalb Meter großen, barbrüstigen Burschen mit einer riesigen, bemalten Maske, der ihnen den Weg versperrte. Oder war die Maske sein Gesicht? Er schwenkte einen langen, an einem Ende knotigen Knüppel.
    Neil fuhr herum und stürmte auf die Mitte des Plateaus zu. Plötzlich waren überall bizarre Gestalten. Ein hochgewachsenes, gefiedertes Wesen mit dem Kopf eines Habichts packte Tammy am Arm, zerrte sie mehrere Schritte weit weg, wirbelte dann herum wie ein Diskuswerfer und schleuderte sie über den Rand der Mesa. Kendra beobachtete voll Entsetzen, wie Tammy durch die Luft flog und mit den Armen ruderte, als versuche sie zu schwimmen, bevor sie außer Sicht geriet. Die Kreatur hatte sie so weit geschleudert, dass Kendra glaubte, die arme Frau würde womöglich im freien Fall bis ganz nach unten stürzen.
    Kendra wich einem hohngrinsenden, buckligen Mann aus, der eine lange Flöte in Händen hielt, nur um sich in der Umklammerung einer pelzigen Kreatur mit dem Körper einer menschlichen Frau und dem Kopf eines Rotluchses wiederzufinden. Schreiend wehrte sie sich, aber die Luchsfrau hielt ihren Oberarm mit eisernem Griff umklammert und zog sie auf den Rand der Mesa zu. Die Absätze ihrer Stiefel schlitterten über den glitschigen Felsboden. Kendra konnte das nasse Fell der Kreatur riechen. Wie würde es sich anfühlen, gemeinsam mit den Regentropfen durch die stürmische Nacht dem Boden tief unter ihr entgegenzustürzen?
    Dann tauchte Gavin aus der Dunkelheit auf und schwang seinen Speer. Die Luchsfrau heulte auf und ließ Kendra fallen, die klauenbewehrten Hände schützend über den Kopf erhoben. Eine Wunde klaffte schräg auf ihrem Raubkatzengesicht. Gavin stach zu, wirbelte herum, schlug mit den scharfen Kanten der Speerspitze zu und trieb die grimmige Gestalt zurück, wobei er geschickt allen Gegenangriffen auswich, während das Wesen sich mit gebleckten Reißzähnen zurückzog.
    Auf Händen und Knien sah Kendra, wie Dougan seine Axt schwang, um den Kojotenmann abzuwehren. Warren hielt mit seinem Speer einen riesigen, bronzefarbenen Skorpion in Schach, und Neil kam auf sie zugelaufen. Kendra blickte über ihre Schulter und sah, dass sie nur wenige Schritte vom Rand des Hochplateaus entfernt war. Sie kroch davon weg.
    Der gefiederte, habichtähnliche Mann griff nun zusammen mit der Luchsfrau Gavin an. Gavin benutzte das stumpfe Ende seines Speers, um der Luchsfrau einen Schlag zu versetzen, während er mit dem anderen Ende dem kreischenden gefiederten Angreifer einen Stich versetzte.
    Neil erreichte Kendra und zog sie auf die Füße. »Steig auf meinen Rücken und halt dich fest!«, befahl er atemlos.
    Kendra war sich nicht sicher, wie Neil ihren vielen Feinden davonlaufen wollte, während er sie Huckepack trug, aber sie kletterte ohne Widerrede auf seinen Rücken. Doch sobald sie die Beine um seine Taille schlang, begann Neil sich zu verändern: Er ließ sich vornüber fallen, als wolle er auf allen Vieren kriechen, kam dem Boden aber nicht so nah, wie Kendra erwartete. Sein Hals wurde dicker und länger, ebenso die Ohren, und sein Torso schwoll an. Binnen eines Augenblicks fand Kendra sich auf dem Rücken eines kastanienbraunen Hengstes wieder. Ohne Sattel oder Zaumzeug blieb ihr nicht viel anderes übrig, als sich an ihm festzuklammern, und mit jedem Galoppsprung drohte Kendra den Halt zu verlieren.
    Da versperrte der riesige Mann mit dem Maskengesicht ihnen den Fluchtweg, den schweren Knüppel zum Schlag bereit. Der Hengst verlangsamte sein Tempo, bäumte sich auf und attackierte den Mann mit fliegenden Vorderhufen. Der Koloss stürzte, aber Kendra vermochte sich nicht länger festzuhalten, stürzte ebenfalls zu Boden und landete in einer schlammigen Pfütze.
    Der erstaunlich wendige Hengst stieg hoch und trat aus, zertrampelte den am Boden liegenden Feind und sprengte andere auseinander. Kendra schaute sich um und sah Gavin einen

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