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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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hat den Schlüssel. Wenn sie nicht auftauchen, werden wir uns den Rückweg zur Treppe vielleicht freikämpfen müssen.« Auf den Speer gestützt blickte er zu Kendra hinüber. »So wie die Dinge sich entwickelt haben, hatte ich mit meiner Warnung wohl richtiggelegen. Aber es ist viel schlimmer gekommen, als ich erwartet hatte. Hätte ich das hier gewusst, hätte ich darauf bestanden, dass du unten bleibst. Wie kommst du zurecht?«
    »Ich bin okay«, log Kendra.
    »Es war klug, dem Kojoten in die Augen zu leuchten. Danke.«
    Wind und Regen wurden wieder stärker, aber sie droschen nicht mehr so wild auf die Mesa ein wie zuvor. Blitze zuckten in dichter Folge, aber oft nur begleitet von fernem Donner. Beim fünften Blitz kamen drei Männer durch die Tür getaumelt: Warren, Dougan und Neil. Dougan hatte seine Axt verloren, Warren hielt nur noch die spitze Hälfte seines zerbrochenen Speers in der Hand, und Neil humpelte zwischen ihnen einher, auf die anderen beiden gestützt.
    »Hässliche Sache da draußen«, sagte Dougan. »Hattet ihr irgendwelche Besucher?«
    »Der K-K-Kojotenmann hat vorbeigeschaut«, antwortete Gavin.
    »Er ist hereingekommen?«, fragte Neil mit schmerzverzerrtem Gesicht.
    Gavin nickte. »Ich musste ihn mit dem Speer zurücktreiben.«
    »Dann werden Kendra und ich hier nicht sicher sein«, stellte Neil fest. »In vergangenen Zeiten hätten die Kreaturen, die die Mesa heimsuchen, es nicht gewagt, auch nur einen Fuß in den Wetterraum zu setzen. Andererseits weiß ich zu wenig über den Ritus, den wir gestört haben. Wir müssen alle Schutzmaßnahmen unwirksam gemacht haben.«
    »Er ist definitiv hier reingekommen«, meldete Kendra sich zu Wort. »Er hat das da zurückgelassen.« Sie hielt den Stab hoch, und Neil betrachtete ihn stirnrunzelnd.
    »Er ist ihr Souvenir«, erklärte Gavin.
    »Wir müssen in das Gewölbe hinein«, sagte Neil. »Heute Nacht werden wir überall sicherer sein als auf dieser Mesa.« Er deutete auf eine kaum erkennbare Luke im Boden, die Kendra und Gavin noch gar nicht entdeckt hatten.
    »Tut mir leid, ich war kein toller Leibwächter«, entschuldigte Warren sich bei Kendra. »Sie haben so plötzlich zugeschlagen, und ich habe gesehen, dass Gavin sich viel besser um dich gekümmert hat, als ich es gekonnt hätte. Gavin, ich bin noch nie einem Mann begegnet, der es im Kampf mit deinem Dad hätte aufnehmen können, aber vielleicht habe ich ihn da draußen gefunden.«
    »Er hat mir das alles beigebracht«, erwiderte Gavin mit einem stolzen Grinsen.
    Die Luke ließ sich leicht öffnen. Ein langer, gerader Baumstamm mit Zapfen fungierte als Leiter. Als sie mit Taschenlampen hinunterleuchteten, sahen sie, dass der Boden ungefähr vier Meter tiefer lag. Gavin stieg als Erster die Leiter hinunter, Kendras Taschenlampe in der Hand. Dann folgten Dougan, Kendra und Neil, der sich mit den Armen und einem Bein hinunterließ. Doch Warren kam nicht. Da hörten sie Lärm von oben, und Gavin jagte, den Speer in der Hand, mit unglaublicher Geschwindigkeit die Leiter hinauf.
    Nach einigen angespannten Sekunden kamen Warren und Gavin die Leiter hinunter.
    »Was ist passiert?«, rief Kendra.
    »Kein Kojote am Spieß«, sagte Gavin bedauernd. »Er ist nicht aufgetaucht.«
    »Aber andere«, fügte Warren hinzu. »Der Habichtmann und so ein durchgeknallter Riese. Ich stimme Neil zu. Wir dürfen niemanden oben zurücklassen. Dort streifen zu viele Feinde herum.«
    »Ist ein Drache denn weniger gefährlich?«, erkundigte Kendra sich.
    Warren zuckte die Achseln. »Keine der beiden Optionen ist verlockend, aber zumindest sind die Gewölbe so eingerichtet, dass man dort überleben kann, wenn man weiß, wie.«
    Kendra hoffte, dass Warren recht hatte. Sie konnte nicht umhin, daran zu denken, dass nur zwei von den dreien, die dieses Gewölbe beim letzten Mal aufgesucht hatten, wieder herausgekommen waren – und einer davon nur halb.
    Dougan nahm den Schlüssel aus seiner Tasche. Der Schlüssel war eine dicke Silberscheibe von der Größe eines Esstellers. In dem unterirdischen Raum gab es eine große, runde Vertiefung in der Mitte. Wasser floss in die Vertiefung hinein, aber statt sich dort zu sammeln, sickerte es tiefer in den Boden. Warren stützte Neil, und sie versammelten sich alle um die runde Senke.
    »Dieser Raum war eine Kiva«, erklärte Neil. »Ein Ort für heilige Zeremonien.«
    Dougan drückte einen kleinen Wulst auf der Scheibe, und mehrere seltsam geformte Metallzähne klappten aus den Seiten

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