Die Schattenplage
wie Klingen aus einem Taschenmesser. Als er losließ, zogen sich die gezackten Zähne zurück. In der Mitte der runden Vertiefung kniend legte er die Scheibe in eine kreisförmige Aussparung, in die sie perfekt hineinpasste. Dann drückte er auf die Mitte der Scheibe und drehte sie.
Mit einem deutlich vernehmbaren Klacken und einem durchdringenden Rumoren begann der Boden der unterirdischen Kammer zu rotieren. Dougan hatte die Hand von dem Schlüssel genommen, aber der Boden drehte sich weiter, und während er sich drehte, sank er immer tiefer in den Fels wie die Spitze eines riesigen Bohrers. Immer weiter sanken sie hinab und erreichten schließlich ein gewaltiges Gewölbe, dessen unregelmäßige Wände aussahen, als befänden sie sich in einer natürlichen Höhle. Kendra schaute noch einmal nach oben und beobachtete, wie das runde Loch in der Decke immer kleiner wurde. Die Geräusche des Sturms verebbten, und dann kam der der sich drehende Boden mit einem letzten widerhallenden Dröhnen zur Ruhe.
KAPITEL 12
Hindernisse
D ougan hockte sich neben Neil. »Was macht dein Bein?«
Stirnrunzelnd betastete Neil sein Knie. »Ich glaube, ich habe mir eine Sehne gerissen. Ich werde wohl bald nicht mehr richtig laufen können.«
»Wer hat Sie verletzt?«, fragte Kendra.
»Das war ich selbst«, gestand Neil kleinlaut. »Es ist die Verletzung eines alten Mannes, verursacht dadurch, dass er zu schnell und zu weit über zu festen Boden gelaufen ist.«
»Nennen Sie es die Verletzung eines Helden«, sagte Warren. »Ihr hättet mal sehen sollen, wie er die Kreaturen umgeworfen hat, die mich festgehalten haben.«
»Sie können meinen Speer als Krücke benutzen«, bot Gavin an.
»Wir alle haben eine bessere Chance zu überleben, wenn der Speer in deinen Händen bleibt«, entgegnete Neil.
Gavin reichte Neil den Speer. »Wenn es Probleme gibt, geben Sie ihn mir zurück.«
»Wenn es besser für die Mission wäre, könnte ich mit Neil hierbleiben«, schlug Kendra vor.
Warren schüttelte den Kopf. »Wenn wir dich sicher auf der Hochfläche hätten zurücklassen können, schön. Hier drin besteht unsere beste Hoffnung aufs Überleben darin, zusammenzubleiben.«
»Tammy hat eine riesige Bestie erwähnt, die von so vielen Messern bedeckt war, dass sie wie Federn aussahen«, berichtete Dougan. Er leuchtete mit seiner Taschenlampe das gewaltige Gewölbe ab und erhellte die Eingänge von drei Stollen. »Die Bestie sollte sich in diesem Gang hier befinden, in dem mit dem breitesten Eingang. Tammy meinte, sie könnte uns folgen, um Nachzüglern aufzulauern.«
»Da Sie Tammy erwähnen«, warf Kendra ein, »können wir es ohne sie überhaupt schaffen? War es nicht ihr Job, uns an den Fallen vorbeizubringen?«
Dougan stand auf und streckte sich. »Ihr Verlust ist eine Tragödie und ein schwerer Schlag für die Mission, aber sie hat uns genug Informationen gegeben, dass wir nicht ganz im Dunkeln tappen werden. Zumindest nicht, bis wir den Drachen erreichen.« Er drehte seine Taschenlampe und beleuchtete den Eingang des schmalsten Stollens. »Dieser Gang zum Beispiel wird allmählich steiler, bis er plötzlich in unergründliche Tiefen abfällt. Wir müssen den mittelgroßen nehmen.«
»D-D-Dann sollten wir aufbrechen«, meinte Gavin.
Warren trat von ihrer runden Plattform herunter und klopfte mit dem zerbrochenen Ende seines Speers auf den Boden, um dessen Festigkeit zu testen. Die anderen folgten ihm. Dougan versuchte, Neil zu helfen, aber der Navajo lehnte schweigend ab und zog es vor, sich schwer auf den Speer stützend dahinzuhumpeln. Obwohl sich Neil nicht beklagte, ließen die zusammengebissenen Zähne und die Angespanntheit seiner Augen deutlich erkennen, dass er Schmerzen hatte.
Warren hielt eine Taschenlampe in der Hand, genau wie Dougan. Gavin, der die Nachhut bildete, hatte Kendras Lampe behalten. Er richtete seinen Lichtstrahl auf eine glitzernde Steinformation, die geformt war wie eine schmelzende Orgel – hohe Stalagmiten, die den Eingang des mittelgroßen Tunnels bewachten wie karamellfarbene, spitz zulaufende Zähne aus Stein, die sich den Stalaktiten über ihnen entgegenreckten.
Nachdem sie sich durch die Stalagmiten gezwängt hatten, stiegen sie den steilen, gewundenen Gang hinab. Strohhalmgroße, zerbrechliche Stalaktiten hingen von der Tunneldecke herab, die gekrümmten Wände hatten die Farbe eines verbrannten Gelbs. Einige Teile des Abstiegs waren so steil, dass Neil sich hinsetzen und auf dem Hosenboden
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