Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit
einem Vampir werden.«
Sie sah ihn an, als suchte sie nach einem Hinweis darauf, dass er sie belog. »Warum siehst du so traurig aus? Ich werde dich nicht sterben lassen, um mich zu retten, Bishop. Sag mir, dass du nicht dein Leben für meines geben musst!«
Sie waren fürwahr ein feines Paar! Beide wollten lieber für den anderen sterben, als ohne ihn zu leben. Jahrelang hatte er geglaubt, Elisabetta wäre gestorben, weil sie nicht wie er sein wollte. Nun wurde ihm klar, dass sie starb, weil sie ihn liebte. Sie liebte ihn genug, um für ihn zu sterben.
Bishop aber wollte eine Frau, die für ihn lebte. Er wollte, dass Marika lebte.
»Es wird mich nicht töten, aber, Marika, du musst mein Blut trinken. Du wirst ein Vampir werden. Bist du dazu bereit?«
Für einen Moment schwieg sie nachdenklich. »Was geschieht, wenn ich dein Blut nicht trinke?«
»Du wirst ein Nosferatu.«
Und dann töte ich dich.
»Dann bin ich bereit, dein Blut zu nehmen, Bishop, ja.«
Er blinzelte. Ihre Antwort kam so schnell. Sie hatte nicht gezögert, keine Sekunde. »Begreifst du, was das heißt?«
Ihre unnatürlich kräftigen Finger drückten seine. »Ich begreife, dass du mich nicht töten musst und wir zusammen sein können. Gibt es sonst noch etwas?«
Er war verwirrt. »Hast du nicht das Gefühl, ein Übel durch ein weniger schlimmes abzuwenden? Glaubst du nicht, dass du dein Leben rettest und dabei deine Seele verlierst?«
Sie lächelte, nein, sie lachte sogar. »Nein. Du bist kein Monstrum, Bishop, und dein Blut wird mich zu keinem machen. Oder willst du mich nicht verwandeln?«
»Natürlich will ich!« Vor allem wollte er diese traurige Stimme nie wieder hören. »Ich will dich für immer bei mir haben!«
»Dann beeil dich und rette mich, Vampir!« Tränen schwammen in ihren strahlenden Augen. »Das kannst du doch am besten.«
Nun musste er unwillkürlich lächeln. Es sollte geschehen. Er würde sie retten, und sie beide blieben zusammen. Heute Nacht noch würde er ihr sein Blut geben, um das Gift aus ihrem Körper zu vertreiben. Dann müsste er sie morgen noch einmal mit seinem Elixier nähren, nachdem er wieder neue Kraft gesammelt hatte. Danach wäre sie ein Vampir, und sie beide wären einander auf ewig verbunden. Eigentlich sollte ihm diese Aussicht einen gewaltigen Schrecken einjagen, aber das tat sie nicht.
Auf dem Nachttisch stand ein Glas, das Bishop in die Hand nahm und fest genug drückte, um ein Stück Kristall abzubrechen. Dann zog er seinen Hemdkragen zur Seite und hielt sich die Scherbe unten an den Hals, nahe der Schulterbeuge, und schnitt. Er spürte einen kurzen Stich, dann das warme Nass, das ihm über die Brust lief.
Marikas Augen weiteten sich. Sie wurden zu riesigen schwarzen Löchern in ihrem Gesicht. Zugleich zogen ihre Lippen sich zurück und entblößten die blitzenden mörderischen Reißzähne.
Bishop runzelte die Stirn und hatte das Gefühl, sein Herz würde sich in seiner Brust überschlagen. Hier stimmte etwas nicht. War es zu spät? War ihre Veränderung bereits zu weit fortgeschritten?
»Marika?«
»Bishop!« Mehr als diesen winzigen hilflosen Schrei brachte sie nicht heraus, bevor sie auf dem Bett so schnell nach oben schoss, dass selbst für Bishop ihre Konturen verschwammen. Sie packte ihn im Nacken, bog seinen Kopf zurück und griff seine Schultern mit ihren Fingern, die inzwischen wie Krallen waren.
Er hob die Hände, um sie aufzuhalten, aber es war zu spät. Ihre Zähne rissen wie die eines Raubtieres an ihm. Ein entsetzlicher Schmerz überkam ihn, als sie ihn rücklings aufs Bett warf und hinunterdrückte wie eine hungrige Wölfin.
Obwohl er versuchte, sie abzuwehren, ließ sie ihn nicht los, und zu sehr wollte er sie nicht wegstemmen, weil er fürchtete, es könnte ihn sein Leben kosten, wenn sie ihn nicht zuerst freigab.
Nie hatte er jemanden mit einer solchen Gewalt genommen,wenn er sich nähren wollte. Und in seinem Leben hatte er noch nichts annähernd so Schmerzhaftes erlebt, aber er lag da, ließ sie an ihm reißen und sich an dem sättigen, was er ihr freiwillig anbot. Ihr Leben hing davon ab.
Er schlang die Arme um sie und hielt sie fest, während sie sich an ihm nährte. »Ich liebe dich, Marika.«
Beim Klang seiner Stimme erstarrte sie und hob den Kopf. Ihr Gesicht war blutig, als sie ihn ansah, und blankes Entsetzen spiegelte sich in ihrem Gesicht.
»Bishop? O mein Gott, Bishop, vergib mir!« Sie erbebte unter ihren Schluchzern, als sie sein Haar und seine
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