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Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit

Titel: Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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Schulter losließ. Wie Schmetterlingsflügel flatterten ihre Finger über ihn, als trauten sie sich nicht, an einer Stelle zu verharren.
    »Hilfe!«, schrie sie. »Bitte, helft mir!«
    Bishop streckte die Arme nach ihr aus. »Ist schon gut, Marika«, beschwichtigte er sie. Allerdings klang seine Stimme selbst in seinen Ohren rauh und distanziert.
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf seinen Hals. »Nein, Bishop, nein, ist es nicht!«
    Ehe er etwas erwidern konnte, verdrehte sie die Augen und fiel von ihm hinunter aufs Bett. Er wollte sie zu fassen kriegen, doch sie trat nach ihm und stieß ihn vom Bett auf den Boden. Erst als er versuchte, wieder aufzustehen, wurde ihm klar, dass sie recht gehabt hatte: Es war nicht gut, ganz und gar nicht gut.
    Von dort aus, wo er vor dem Bett lag, sah er nur wenig von ihr. Soweit er es erkennen konnte, schlug sie um sich, mit Armen und Beinen fuchtelnd, als kämpfte sie gegen einen unsichtbaren Gegner. Das tat sie vermutlich auch.Möglicherweise rang sein Blut mit dem Nosferatu-Gift. Oder aber er war zu spät gekommen und konnte ihre Wandlung zum Monstrum nicht mehr aufhalten. Und sobald diese abgeschlossen war, würde sie ihn töten.
    Er wollte nicht in dem Wissen sterben, sie im Stich gelassen zu haben.
    Vom Boden aus beobachtete Bishop, wie Marika sich auf dem Bett hin und her warf. Er selbst war zu schwach, um sich zu bewegen. Sie hatte so viel Blut von ihm genommen. Und er blutete immer noch. Sein Leben ergoss sich auf den Teppich. Er konnte Marika nicht helfen. Er konnte ja nicht einmal sich selbst helfen.
    In diesem Moment flog die Tür auf. Bishop drehte sich um und sah, wie Molyneux und Grey ins Zimmer gestürmt kamen, gefolgt von Constantin Korzha. Molyneux hatte also nach ihm geschickt. Marikas Vater eilte sofort zu ihr. Bishop hörte, wie sie mit den Fersen auf die Matratze einschlug und dazu leise Knurrlaute aus ihrer Kehle drangen.
    Molyneux und Grey kamen zu ihm.
»Mon Dieu!«
, flüsterte Molyneux. »Bishop, was hat sie getan?«
    Sie hatte versucht, ihm die Kehle herauszureißen, das hatte sie getan. »Kleiderschrank«, hauchte er matt. »Medizinkasten.«
    Grey war es, der sogleich aufsprang und Sekunden später mit allem zurückkam, was er brauchte, um die Wunde zu versorgen.
    »Hast du noch Werwolfblut?«, fragte Bishop. Hätte ihm das Sprechen nicht solche Schmerzen bereitet, er hätte gar nicht erkannt, dass die Frage von ihm kam.
    Der Priester schüttelte den Kopf. »Höchstens noch ein paar Tropfen.«
    »Hol sie! Vermisch sie mit der Salbe und reib sie mir auf den Hals!«
    Wieder rannte Grey los. Bishop lag gelähmt auf dem Teppich, während Molyneux ihm ein dickes Bündel gefalteten Leinens auf den Hals presste.
    »Nun lösen wir vielleicht die Frage, ob Vampire verbluten können«, sagte Bishop zu Molyneux.
    »Schhh! Du wirst nicht sterben!«
    Bishop ergriff seinen Arm. »Falls doch, musst du dafür sorgen, dass Marika geheilt wird. Nimm alles, was von mir noch übrig ist, und gib es ihr! Wenn sie nicht geheilt wird, musst du sie vernichten!«
    »Nein!«, schrie ihr Vater auf.
    Bishop schluckte. Verdammt, tat das weh. »Sie will es so, Korzha.«
    »Bishop, du musst ruhig sein! Ich bestehe darauf.« Seinem Tonfall nach duldete der Priester keine Widerrede. »Du wirst das hier überleben und Mademoiselle Korzha wieder genesen sehen. Das verspreche ich dir!«
    Nun verschwamm alles vor Bishops Augen, aber er bemühte sich mit aller Kraft, wach zu bleiben. Grey kam zurück und machte sich daran, die Wunde an Bishops Hals zu versorgen. Währenddessen lag Bishop da und starrte an die Decke hinauf.
    Das Gedresche auf dem Bett hatte aufgehört.
    »Ist sie …?« Seine Zunge war zu trocken und zu geschwollen, als dass er die Frage hätte beenden können.
    »Ihr geht es gut!«, verkündete Korzha mit solch hörbarer Freude, dass Bishop gelächelt hätte, wenn er könnte. Vielleicht war der alte Mann doch nicht der Schuft, für den er ihn hielt. »Sie schläft, aber es geht ihr gut!«
    Bishop fielen die Augen zu. Marika schlief. Sie lebte und ruhte sich aus.
Das ist gut.
    »Bishop? Bishop!«, rief Molyneux, aber Bishop antwortete nicht. Er entglitt allem, und nicht einmal der Schmerz in seinem Hals, das Brennen der Salbe auf seiner Wunde konnten ihn zurückholen.
    Finsternis legte sich um ihn, süße, wohlige Finsternis, in die er sachte hineintrieb. Eine wunderbare Wärme erfüllte ihn, die er festhalten und der er folgen wollte, wohin auch immer sie ihn

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