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Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit

Titel: Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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gefährlich«, erwiderte sie, während sie die Tasche des Mädchens in den Wagen hochhob. Sie und der Rest der Dimitru-Familie waren die Letzten, die das Dorf verließen. Die anderen hatten sich bereits nach BishopsFluchtversuch in Sicherheit gebracht – auf Marikas Wunsch. Es war eine Vorsichtsmaßnahme, die sie bisweilen ergreifen mussten, wenn ein Angriff befürchtet wurde.
    Nur Marika und eine Handvoll von ihren Männern blieben. Dimitru wäre einer von ihnen gewesen, doch mit seinem verletzten Arm wollte Marika nicht riskieren, dass ihm wieder etwas zustieß. Das würde seine Frau ihr niemals verzeihen.
    Und sollte ihrer einzigen Tochter etwas passieren, würde Ioana sie umbringen.
    »Aber ich kann euch helfen!«
    Marika wappnete sich gegen die Tränen des Mädchens. »Es tut mir leid, Roxana, aber deine Sicherheit geht mir über alles, und das könnte mich – oder jemand anderen – das Leben kosten. Du musst gehen.« Mit diesen Worten wandte sie dem Mädchen den Rücken zu, das ihr noch aus dem Wagen zurief, und ging zu ihrer Hütte zurück.
    Rumpelnd fuhr der Wagen davon. Das Rattern der Räder verhallte ebenso in der Ferne wie Roxanas lautes Flehen. Eines Tages würde sie Marika verstehen. Und selbst wenn nicht, war es egal. Sie war in Sicherheit, und mehr wollte Marika nicht.
    Nein, das stimmte nicht ganz, denn außer Roxanas Sicherheit wollte Marika auch, dass Bishops Worte aus ihrem Kopf verschwanden. Seit sie aus dem Keller gekommen war, dachte sie fortwährend an das, was er gesagt hatte, und daran, wie er sie angesehen hatte. Mit seinem Hass und seiner Wut konnte sie umgehen. Wäre er ängstlich gewesen, hätte sie auch das akzeptieren können, nicht aber dieses Mitleid und die Abscheu. Wie konnte er es wagen,von ihr angewidert zu sein! Wie konnte er es wagen, sie anzusehen, als wäre sie eine abstoßende Kreatur, die so weit unter ihm stand, dass sie schon hinaufklettern müsste, um auch nur seine Stiefelsohlen zu berühren!
    Dabei war von ihnen beiden ja wohl er das wahrhaft niedere Wesen, denn immerhin war er ein Vollblutvampir – eine Kreatur, die dem durch und durch Bösen entsprang. Sie hingegen war immer noch zur Hälfte menschlich. Folglich war das Blut an ihren Händen gerechtfertigt, denn es stammte nicht von Unschuldigen.
    Bishop allerdings behauptete, einiges davon würde dies durchaus.
    Der bloße Gedanke verursachte Marika Übelkeit.
    Sie stand draußen vor der Tür ihres Zuhauses und blickte in den Himmel hinauf. Keine einzige Wolke war zu sehen, nur die Mondsichel und mehr Sterne, als Marika jemals zählen könnte. Sie betrachtete ihr blinkendes Licht, atmete die kühle Nachtluft ein und vertrieb all ihre Ängste und Zweifel.
    Für menschliche Begriffe war es spät, für Vampire ungefähr Mittagszeit. Und für sie war es einfach zu früh, um ins Bett zu gehen, und zu spät, um etwas anderes zu tun. Wieder einmal traf kein Muster auf sie zu.
    Von den Männern, die sie im Dorf behalten hatte, schliefen lediglich zwei nicht. Sie hatten Dimitru und seiner Familie bei der Abreise geholfen. Doch bald wären auch sie im Bett, wussten sie doch, dass sie bei Morgengrauen ausgeruht und bei Kräften zu sein hatten. Und schliefen sie erst, wäre Marika als Einzige noch wach – abgesehen von dem Vampir unter ihrer Hütte.
    Über ihn jedoch wollte sie nicht weiter nachdenken –ebenso wenig wie über die Dinge, die er gesagt hatte. Absichtlich hatte er Selbstzweifel in ihr geweckt und ihr eingeredet, nicht menschlich zu sein wäre nicht gleichbedeutend mit böse zu sein. Da musste er sich schon mehr Mühe geben, wenn er sie überzeugen wollte!
    Natürlich war sie nicht böse. Und natürlich waren ihre Morde sämtlich berechtigt gewesen. Sie hatte Leben gerettet, indem sie Vampire getötet hatte, die im Begriff gewesen waren, sich auf unschuldige Menschen zu stürzen.
    Nun, vielleicht hatte sie sie nicht in dem Moment umgebracht, in dem sie gerade jemandem an die Kehle gegangen waren, aber das hätten sie unweigerlich getan. Vampire waren Mörder. Sie töteten von Natur aus. Selbst Bishop hatte ihr nicht sagen können, ob er sie vielleicht getötet hätte, als er sie angriff.
    Sie tat gut daran, die Welt von Vampiren zu befreien. Deshalb sollte sie an all die Menschen denken, die sie gerettet hatte, an all die Unschuldigen. Und sie würde nicht über Schattenkreaturen grübeln, die um einen geliebten Menschen trauerten.
    So etwas wie ein unschuldiger Vampir existierte nicht. Sie wussten nichts

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