Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit
Ihres war, ja.« Ihr zu sagen, dass ihr Blut das kräftigste war, von dem er je gekostet hatte, war sinnlos. Und er würde sich lieber einen Pfahl ins Auge rammen als zugeben, dass er immer noch trunken davon war.
Ohne Frage würde sie ihn töten, sollte er ihr eröffnen, dass er seine Seele für noch mehr von ihrem Elixier verkaufenwürde. Tatsächlich aber hatte die eine Kostprobe seinen Appetit erst richtig angeregt.
Marika schien zu verstehen, denn ihm fiel auf, wie ihr Gesichtsausdruck sich veränderte, als sie überlegte, was es hieß, wenn er solche Kraft aus ihrem Blut bezog. »Morgen werden Sie von hier weggebracht.«
»Ich schätze, damit ist nicht gemeint, dass ich freigelassen werde und fröhlich meiner Wege ziehen kann.«
Sie wurde tatsächlich rot. Das war doch kein schlechtes Gewissen, oder?
Er versuchte es noch einmal anders. »Werden Sie mich töten?« Verübeln könnte er es ihr nicht, was jedoch nicht bedeutete, dass er es ihr leichtmachen würde.
Die Frage schockierte sie offenbar, obwohl es ja nicht so war, dass sie noch nicht getötet hätte. »Nein!«
»Dann planen Sie entweder, mich woanders festzuhalten, oder Sie übergeben mich an andere, die mich töten.«
Hierauf wandte sie den Blick ab. Nun gut, es musste also heute Nacht sein. Ganz gleich, wie sehr er dabei zu Schaden käme, er musste vor dem Morgengrauen fliehen. Vorher hatte er es nicht versucht, weil er zuerst wissen wollte, was Marika mit ihm vorhatte und ob sie log, wenn sie behauptete, Nycen nicht zu kennen. Da er inzwischen erfahren hatte, dass es ihr ausschließlich um Saint ging und sie nichts mit Nycens Verschwinden zu tun hatte, musste er diese Hölle hier nicht länger durchstehen.
»Ich hätte gedacht, dass Sie es selbst erledigen wollen«, sagte er gelassen, wenngleich er sich eine gewisse Bissigkeit nicht verkneifen konnte.
Zu seiner Überraschung sah Marika ihn an. »HättenSie mich letzte Nacht getötet, wenn meine Männer nicht gekommen wären?«
»Vielleicht. Mag sein.« Er biss die Zähne zusammen. »Ich weiß es nicht.«
Daraufhin wurde sie noch röter. Sie wusste, was er getan hätte, bevor er sie umgebracht hätte, genauso wie er wusste, dass sie es zugelassen hätte. Für seinesgleichen war Blutsaugen etwas sehr Sinnliches, mindestens so intim, wenn nicht noch intimer als der Geschlechtsakt.
»Es war das erste Mal, dass Sie gebissen wurden, habe ich recht?«
Ihr Gesicht musste sich anfühlen, als stünde es in Flammen. Sie sagte nicht einmal mehr etwas, sondern nickte bloß verhalten. Doch selbst wenn sie das nicht getan hätte, wäre ihm die Antwort klar gewesen, denn ihre Haltung und der zarte Duft von Erregung gaben sie preis.
Man könnte sagen, dass er ihr letzte Nacht die Unschuld geraubt hatte. Zu schade, dass er nicht in der Verfassung gewesen war, es gebührend zu genießen!
»Hat es Ihnen nie jemand gesagt?«
Sie starrte ihn trotzig an. »Wer hätte es mir sagen sollen? Niemand, den ich kannte, wusste Genaueres über Vampire, und selbst wenn … die wenigsten wissen, was ich bin.«
Armes kleines Halbblut! »Kein Wunder, dass Sie hassen, was Sie sind!«
»Ich hasse die Hälfte von dem, was ich bin.«
Er lächelte matt. »Wie soll das gehen? Sie können schließlich nicht die Hälfte dessen, was Sie sind, von sich weisen.«
»Woher wollen Sie das wissen?« Sie klang wie ein Kind, und verglichen mit ihm war sie es ja auch.
»Ich bin sechshundert Jahre alt. Und ich habe noch nie erlebt, dass es geht.«
Sie verschränkte die Arme unter ihren verlockenden Brüsten. »Aber Sie können sich nicht sicher sein. Möglicherweise gibt es einen Weg.«
»Wenn Sie sich dabei besser fühlen, glauben Sie es ruhig. Aber vielleicht würden Sie glücklicher, könnten Sie sich einfach so annehmen, wie Sie sind. Sie werden nämlich ein sehr langes Leben haben – vorausgesetzt natürlich, dass niemand Sie umbringt.«
»Sie konnten es nicht.«
»Ich habe es gar nicht richtig versucht«, erwiderte er wahrheitsgemäß und zuckte mit den Schultern. »Dem nächsten Vampir oder sonstigen Wesen könnte indessen gelingen, woran andere zuvor scheiterten. Womöglich bringt er Freunde mit, auf dass sie ganze Arbeit leisten.«
Zwar wurde sie blass, blieb jedoch bei ihrer trotzigen Haltung. »Lieber würde ich durch die Hände eines Monstrums sterben, als selbst eines zu werden.«
Er lächelte teils amüsiert, teils mitfühlend. »Ich mag ein Monstrum sein, meine Liebe, trotzdem sind Sie diejenige mit der
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