Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit
weiter auf.
Weitere Männer kamen, Schüsse krachten, und sie hörte einen Schrei. Es hörte sich an wie Iwan. War er tot? Sie hatte weder Zeit zu denken noch um nachzusehen, denn sie musste neu laden.
Aus dem Keller vernahm sie ein gedämpftes Pochen. Bishop. Waren sie schon unten im Keller? Unerklärliche und vor allem unerwünschte Angst überkam sie, wich jedoch sogleich der Gewissheit, dass es ganz gewiss nicht Bishop wäre, der unten in dem Keller starb.
Noch ein Mann erschien in der Tür. Marika hob das Gewehr, aber leider einen Moment zu spät. Er feuerte zuerst.
Schmerz explodierte in ihrer linken Schulter, während sie ihren eigenen Schuss abgab und zugleich nach hinten sank. Entsprechend zielte sie nicht sonderlich gut, traf den anderen aber immer noch seitlich am Kopf. Die Wunde reichte, dass er rückwärtstorkelte und über den Toten hinter sich fiel.
Marikas Kopf landete krachend auf den Holzdielen. Hinter ihren Lidern schien grelles Licht auf, als der Schmerz von ihrer Schulter nach oben wanderte. Ihr wurde übel, und sie drohte ohnmächtig zu werden. Das durfte sie auf keinen Fall! Wenn sie das Bewusstsein verlor, würden diese Kerle sie entführen.
Mit aller Kraft biss sie die Zähne zusammen, langte blind nach ihrer Munition und lud das Gewehr nach. Sie musste bereit sein, wenn die nächsten Männer kamen.
Auf keinen Fall würde sie sich verschleppen lassen!
Er gewöhnte sich allmählich an den Gestank seines verbrannten Fleisches.
Bishop zwang sich, den Schmerz zu ertragen, den ihm die Fesseln verursachten, als er sich daraus befreite, und gleichzeitig bemühte er sich, möglichst keine Geräusche zu machen. Schweiß, vermischt mit Blut, rann ihm über die Stirn und den Rücken.
Ohne Marikas Blut wäre alles viel einfacher. Im Zustand der Raserei hatte er die Ketten wie Papier zerrissen. Doch in demselben Maße, wie das Blut seine primitive Seite hemmte, verlieh es ihm auf andere Weise Kraft und gab ihm seine wertvolle Selbstbeherrschung zurück.
Von oben hörte er Pferdehufe. Den ganzen Tag über hatte ein reger Verkehr im Dorf geherrscht. Schickte Marikadie Leute weg, damit ihnen nichts passierte, wenn der böse Vampir bei Morgengrauen an die unschuldigen Mörder übergeben wurde?
Heuchlerische kleine Göre! Sie hatte keine Ahnung, was sie da tat. Und sie war viel zu dickköpfig, um einzusehen, dass
sie
in diesem Dorf dem Bösen am nächsten kam.
Einiges von dem, was er ihr sagte, war augenscheinlich zu ihr durchgedrungen, und er weigerte sich, zu glauben, dass alle Hoffnung für sie verloren war. Warum er unbedingt glauben wollte, dass sie sich verändern könnte, fragte er sich gar nicht erst, denn es hatte zweifellos etwas damit zu tun, wie sehr er sich zu ihr hingezogen fühlte. Und sicher auch mit der Erinnerung daran, wie sie sich unter ihm angefühlt hatte, als er von ihr getrunken hatte.
Jetzt hörte er sie über sich. War sie in dem Gebäude über dem Keller? War sie es, die er manchmal herumwandern und im Schlaf seufzen gehört hatte?
Sie sprach mit einem Mann, und ihre Stimme klang feindselig. Der Mann antwortete … dass er ihretwegen hier wäre. Was zum Teufel war da los?
Ein Schuss krachte, dann knallte über ihm etwas auf den Boden.
Marika.
Bishops Puls dröhnte ihm in den Ohren, als er an seinen Ketten zerrte und die Zähne zusammenbiss, um nicht vor Schmerz zu schreien. Das Silber brannte sich in seine Haut. In der letzten Woche hatte er so zahllose Verbrennungen erlitten, dass er inzwischen an sie gewöhnt sein sollte, aber, bei Gott, es tat verflucht weh!
Als Erstes brach die Fessel an seiner rechten Hand. Silberwar die wirksamste Waffe gegen seinesgleichen, weil es mit ihrer Haut reagierte. Zugleich stärkte ihn Marikas Blut gegen Verbrennungen. Das Metall an sich konnte er ziemlich leicht brechen, obwohl sich dieses hier seiner Kraft seltsam hartnäckig widersetzte.
Nachdem er beide Arme befreit hatte, griff er nach unten und riss sich die Fußfesseln ab. Barfuß und mit furchtbar zerschundenen Knöcheln rannte er zur Tür. Ein Tritt genügte, damit die schwere Holzluke aus den Angeln flog. Es folgten die äußeren Luken, von denen Holzsplitter und Teile der Verriegelung durch das halbe Dorf schossen.
Draußen war die Hölle los. Seine Augen brauchten keine Zeit, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Er sah besser als jede Katze. Einer von Marikas Männern lag keinen Meter von ihm entfernt und blutete aus einer Brustwunde. Noch war er nicht tot, er
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