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Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit

Titel: Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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schwärzeren Seele. Ein Jammer, dass Sie es nicht erkennen.«
    Die verbale Ohrfeige ließ sie zurückzucken. Bishop wusste eben, wovon er redete.
    »Ich kannte einmal jemanden, der Ihnen ausgesprochen ähnlich war.«
    »Und der hat Sie nicht getötet?«, fragte sie hämisch.
    »Ich frage mich, ob Sie auch so scharfzüngig wären,läge ich nicht in Ketten. Nein, er hat mich nicht getötet. Er war mein Freund.«
    Sie zog lediglich eine Braue hoch, blieb ansonsten aber still.
    »Er war von dem Gedanken besessen, ein Monstrum zu werden, und fürchtete, dass wir verdammt seien. Wie Sie glaubte er, es könne eine Heilung geben, nur dass sie in seinen Augen einzig durch fortwährendes Gebet und die Leugnung dessen bestand, was er seine ›teuflischen Bedürfnisse‹ nannte.« Während Bishop und die anderen dazu neigten, den Dämon in sich eher metaphorisch oder wohlwollend zu betrachten, hatte Dreux ihn als das Böse an sich gesehen.
    Marikas Gesichtsausdruck bestätigte ihm, dass sie Dreux beipflichtete, und unweigerlich fragte Bishop sich, welche Bedürfnisse sie leugnen mochte. Wäre die Situation eine andere, würde er ihr seine Hilfe anbieten.
    »Mein Freund verzichtete tage-, manchmal wochenlang auf Nahrung. Er schloss sich mit seiner Bibel und seinem Rosenkranz in einer Zelle ein, während der Rest von uns sich ernährte und auch sonstigen Gelüsten nachgab.«
    »Bisher haben Sie mir noch nicht verraten, was unehrenhaft daran ist, diesem ›Freund‹ von Ihnen ähnlich zu sein.«
    »Nein, und wie ich feststelle, kommen Sie nicht von allein auf den logischen Schluss.« Er musste fast lachen, weil sie ihn so wütend anfunkelte, doch die Erinnerung an Dreux war zu ernüchternd. »Sein selbstzerstörerisches Verhalten endete jedes Mal gleich.«
    Als er eine kurze Pause einlegte, sah sie ihn fragend an.»Auch dieser logische Schluss ist mir leider nicht offensichtlich.«
    »Indem wir unseren Gelüsten nachgaben, konnten wir anderen …«
    »Sie meinen, es gibt mehr als Sie und Saint?«
    Das hatte er von seinem losen Mundwerk! »… konnten wir anderen uns ernähren, ohne zu töten, und sinnliche Begegnungen haben, bei denen niemand zu Schaden kam.« Sie verzog das Gesicht, doch er fuhr fort: »Dreux verweigerte sich all das so lange, bis er es nicht mehr aushielt. Dann war er so ausgehungert, dass er den ersten Menschen tötete, der ihm über den Weg lief, ganz gleich, ob es sich um einen Mann, eine Frau oder ein Kind handelte. Gewöhnlich zog er allerdings die Kränklichen und Schwachen vor – oder jene, die am nächsten Morgen nicht vermisst würden. Verstehen Sie jetzt, was ich meine, Kleines?«
    Stumm vor Entsetzen nickte sie nur.
    »Weil er zu leugnen versuchte, was er war, verwandelte mein Freund sich erst recht zu dem, das zu werden er sich am meisten fürchtete.«
    »Das wird mir nicht passieren.«
    »Nein?« Wie überzeugt sie klang – und wie ängstlich zugleich! »Sagen Sie, der letzte Vampir, den Sie töteten, worin bestand sein oder ihr Verbrechen?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ihr letzter Mord. Welches war der Grund dafür?«
    »Es war ein Vampir.«
    Er bemerkte, dass sie nicht gesagt hatte, es wäre eine Kreatur aus der Schattenwelt gewesen, und das bestärkte ihn nur in dem Glauben, dass sie nichts mit Nycens Verschwindenzu tun hatte. Nycen nämlich war kein Vampir, sondern er gehörte dem Feenvolk an. »Mehr nicht?«
    »Das reicht.«
    Eine ganze Weile blickte er ihr in die Augen. Sie glaubte wirklich an das, was sie sagte. »Ich weiß nicht, wer Sie lehrte, so abgrundtief zu hassen, aber es tut mir sehr leid.«
    »Es tut Ihnen leid?«, wiederholte sie verächtlich. »Mir nicht.«
    »Ich weiß. Gerade deshalb tut es mir leid.« Was nicht gelogen war, denn es machte ihm wirklich das Herz schwer. »Bitte lassen Sie mich jetzt allein!«
    Sie blinzelte. »Wie bitte?«
    »Ich kann Sie nicht länger ansehen. Bitte gehen Sie!« Dann wandte er das Gesicht von ihr ab und gab vor, sie nicht zu beobachten, als sie langsam aufstand.
    »Ich weiß, was Sie vorhaben«, sagte sie auf dem Weg zur Tür. »Sie wollen mich dazu bringen, mich selbst zu verachten. Aber das wird Ihnen nicht gelingen.«
    Ein letztes Mal gestattete er sich, sie anzusehen, wobei sie unweigerlich das Mitgefühl in seinen Augen erkannte. »Ich weiß. Das ist schon lange vor mir jemand anderem gelungen.«
     
    »Marika, ich will hier bei dir bleiben!«, flehte Roxana mit leuchtenden dunklen Augen, und beinahe wurde Marika schwach.
    »Es ist zu

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