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Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit

Titel: Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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hatte Bishop nichts getan, um sie zu irgendetwas zu überreden. So viel musste sie wenigstens sich selbst eingestehen. Zwar mochte es als Einschüchterungsversuch begonnen haben – mit seinem männlichen Drang, recht zu behalten –, aber so war es nicht weitergegangen. Hätte sie ihm gesagt, dass er aufhören sollte, hätte er es getan.
    Nein, sie wollte von ihm genommen werden. Sie wollte wissen, wie es war, sich mit einem Mann zu vereinen, bei dem sie nicht fürchten musste, ihn zu verletzen – mit einem Mann, der für eine Frau wie sie gemacht war.
    Ihr Herz drohte kurz auszusetzen. Ihre Gefühle mussten nachhaltig verwirrt sein. Bishop und sie hatten etwas unglaublich Intimes erlebt, folglich war es normal, wenn sie vorübergehend durcheinander war, sobald sie an ihn dachte. Er hatte bewirkt, dass sie sich wundervoll fühlte, also war es doch selbstverständlich, wenn sie romantische Regungen empfand – unabhängig davon, wer und was sie beide waren.
    Er war ein Vampir, sie eine Vampirmörderin. Er war unsterblich, sie nicht. Viel komplizierter konnte es wohl kaum mehr werden.
    Bei ihrer ersten Begegnung hatte er ihr gesagt, dass nur einer von ihnen überleben würde. In jenem Moment war sie arrogant genug gewesen, um ihm zu versprechen, dass sie es wäre. Inzwischen war sie da nicht mehr so zuversichtlich. Ohne ihn wäre sie jetzt bereits tot.
    Sie war schwach gewesen und hatte sich unvorbereitet erwischen lassen. Bevor sie Bishop getroffen hatte, wäre ein Angriff wie der auf ihr Dorf undenkbar gewesen. Bei jedem anderen Gefangenen, Vampir oder nicht, hätte sie Tag und Nacht Männer um die Siedlung patrouillieren lassen. Sie wäre auf alles gefasst gewesen und in Gedanken ganz bei dem, was zu tun war, statt bei einem Vampir, der ihr das Gefühl gab, sie so zu akzeptieren, wie sie war. O ja, er benutzte sein Wissen bisweilen, um sie zu verärgern, aber doch nur, weil er wusste, dass er sie damit verlässlich provozieren konnte. Ihm war gleich, dass sie ein Dhampir war – und das war ihr bisher bei niemandem außer ihrer Großmutter passiert.
    Nicht einmal bei ihrem Vater.
    Wieder holten Bishops Worte sie ein. Könnte ihr Vatergelogen haben, was ihre Mutter betraf? War es möglich, dass ihre Mutter und Saint eine echte Liebesbeziehung gehabt hatten? Falls ja, würde ihr Vater es ihr gewiss nicht sagen. Er hatte sie schon als Kind fortgegeben und zwischen den Internaten und der Großmutter pendeln lassen. Früher dachte Marika, er tat es, damit sie die beste Erziehung bekam. Aber das war nicht der Grund. Manchmal schien ihr, als würde er ihr die Schuld am Tod ihrer Mutter geben.
    Vielleicht erinnerte ihr Anblick ihn zu sehr an den Verlust seiner Frau.
    Oder aber sie anzusehen brachte schmerzliche Erinnerungen an die Untreue seiner Frau mit einem Mon… Vampir zurück.
    Diese Fragen konnte ihr nur eine Person beantworten, und das war ihre Großmutter.
    Marika warf die Decken zurück, stieg aus dem warmen Bett und tapste nackt zu dem Kleiderschrank an der Wand. Sonnenstrahlen fielen durchs Fenster herein, die den Teppich angenehm wärmten. Ab und zu wünschte Marika, sie könnte sich in der Sonne räkeln wie eine Katze und sich von der Hitze in süßen Schlummer lullen lassen. Aber wenn sie das täte, würde sie mit hämmernden Kopfschmerzen aufwachen und so übel verbrennen, dass sie sich eine Woche lang nicht bewegen könnte.
    Zögernd stand sie vor der spärlichen Auswahl an Kleidung. Was sie anziehen wollte und was sie eigentlich anziehen sollte, wollte nicht zusammenpassen.
    Ihre Großmutter hasste es, dass sie immerfort Hosen trug, und da es helllichter Tag und noch dazu Sonntag war, befand Marika, dass es weniger Aufsehen erregen würde,wenn sie bei dem Besuch einen Rock trüge. Auf dem Land, inmitten von Bauern und Zigeunern, machte es nichts, wenn sie in Männerkleidung herumlief. Hier in der Stadt hingegen würde sie so auf eine Weise auffallen, die ihrer Großmutter zweifellos peinlich wäre.
    Und lieber träte sie mit bloßen Händen gegen Bishop an, als dass sie ihrer
Bunica
Verdruss bereitete.
    Sie entschied sich für einen blauen Rock mit passender Bluse. Daneben besaß sie nur ein einziges, vornehmeres Ensemble, das jedoch eher für den Abend geeignet war. Jedenfalls glaubte sie das, denn sie kannte sich mit Damenmode gar nicht mehr aus. Als junges Mädchen hatte sie all die Modejournale aus Paris gelesen und ihre Großmutter dauernd angefleht, ihr das Allermodernste zu kaufen. Ihr Vater

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