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Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit

Titel: Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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Widerrede war also zwecklos. »Außer dass ich dich vermisst habe, gibt es noch einen anderen Grund, weshalb ich hier bin.«
    Ihre Großmutter beäugte sie wissend. »Und der wäre?«
    Marika drehte sich weiter zu ihr, beugte sich vor und stützte die Unterarme auf die Knie. »Ich möchte, dass du mir ein paar Fragen beantwortest.«
    »Ach herrje! Seit du ein Säugling warst, fürchte ich mich schon davor, diese Worte von dir zu hören.«
    Marika lächelte über den Gesichtsausdruck ihrer Großmutter. »Ich muss die Wahrheit wissen,
Bunica
. Und ich hoffe, dass du mir alles sagst, was du weißt.«
    Irina wischte ihre Hände an der Serviette ab und nickte ernst. »Ich werde dir beantworten, was ich kann. Wie lautet deine Frage?«
    »Hat meine Mutter meinen Vater betrogen?«
    Schlagartig wurde die alte Dame tiefrot. »Wie kommst du darauf, so etwas zu fragen?«
    »
Bunica
, bitte, es ist wichtig! Gab es einen anderen Mann?«
    Ihre Großmutter stand auf und ging mit schnellen Schritten quer durch das Zimmer zu dem Porträt, das MarikasMutter kurz vor ihrem Tod zeigte. Marika musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass sie ihr sehr ähnelte, ausgenommen ihre dunkleren Augen. Diese wiederum konnte Marika auch nicht von ihrem Vater geerbt haben.
    Genau genommen vermutete sie allmählich, dass sie die Augen ihres »Vampirvaters« hatte. Verdankte sie schon ihre besonderen Fähigkeiten seinem Biss, konnte sie ebenso gut noch weitere Züge von ihm abbekommen haben.
    Welche dies sein mochten, wollte sie nicht wissen. Sie musste sich Zeit lassen, sonst würde sie noch wahnsinnig.
    »Da … gab es einen anderen«, antwortete ihre Großmutter schließlich, während sie immer noch auf das Bild starrte. »Ich sagte ihr, dass es falsch war, aber sie war unsagbar glücklich.«
    Marikas Herz krampfte sich zusammen. »War es … war es der Vampir?«
    Nun blickte
Bunica
über ihre Schulter zu ihr. »Ich weiß es nicht. Sie sagte, sein Name wäre du Lac. Adrian du Lac.«
    Marika schloss die Augen und atmete tief durch. Das war der Name, den Bishop ihr genannt hatte, Saints Taufname.
    »Hat sie … ihn geliebt?«, fragte sie, nachdem sie die Augen wieder geöffnet hatte. Ihre Großmutter hatte sich von dem Porträt abgewandt und beobachtete Marika.
    »Ja. Du darfst sie nicht verurteilen, Marika! Ihre Ehe mit deinem Vater, es war eine arrangierte Ehe, und er … er war kein aufmerksamer Ehemann.«
    »Er war auch kein aufmerksamer Vater«, erwiderteMarika verbitterter als beabsichtigt. »Natürlich verurteile ich Mama nicht.« Doch in ihrem Herzen …
Ach, Mama, wie konntest du? Mit einem Vampir!
    Sie hatte kein Recht, das zu fragen, überhaupt kein Recht. Ohne Zögern hatte sie sich Bishop hingegeben. Gern würde sie sich verteidigen, indem sie behauptete, dass ein rein körperlicher Akt etwas anderes war, aber das stimmte nicht. Sie war nicht besser als ihre Mutter, und ihre Mutter war nicht schlechter als sie. Vielleicht handelte es sich um einen Makel, mit dem die Frauen in ihrer Familie versehen waren. Vielleicht erlagen sie allzu leicht einer Art Vampircharme.
    Zumindest hatte ihre Mutter Saint geliebt. Marika hingegen konnte diese Entschuldigung nicht anführen. Sie hatte einst geglaubt, Grigore zu lieben, doch als sie sich ihm hingegeben hatte, war es nicht annähernd mit einem solchen Verlangen geschehen, wie sie es bei Bishop empfunden hatte – bei einem Mann, den sie verabscheuen sollte.
    »Hat Adrian du Lac meine Mutter umgebracht?«
    Das Gesicht schmerzverzerrt, zuckte ihre Großmutter mit den Schultern. Es musste entsetzlich für sie sein, von ihrer toten Tochter zu sprechen, obwohl inzwischen über fünfundzwanzig Jahre vergangen waren. Auch Marika fiel es alles andere als leicht.
    »Ich weiß es nicht. Dein Vater erzählte mir, sie wäre von einem Vampir angegriffen worden und nach der Niederkunft mit dir gestorben, aber …«
    »Aber was?«
    Irina strich sich mit einer Hand über die Wange. Selbst aus der Entfernung erkannte Marika, dass sie zitterte.»Deine Mutter plante, deinen Vater zu verlassen. Sie und du Lac wollten nach Paris gehen und dich dort gemeinsam als ihr Kind aufziehen.«
    Marika hätte kaum schockierter sein können, hätte ihre Großmutter ihr eröffnet, dass ihre Mutter beschlossen hatte, mit einer Bande Zigeuner durchzubrennen.
    »Falls sie es sich anders überlegt hatte, könnte du Lac sie im Zorn getötet haben.«
    Bunica
warf ihr einen mitfühlenden Blick zu. »Marika, als ich kam, mich deiner

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