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Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit

Titel: Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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ihren Bruder, empfand, war für immer besiegelt. Wie unverfälscht der Kleine noch war – der einzige Mensch in diesem Gebäude, dem sie trauen konnte.
    Ihr Vater schien erstaunlich zufrieden, wohingegen seine Frau kreuzunglücklich wirkte.
    »Er mag dich«, bemerkte sie leise.
    Marika sah zu ihr auf. Sie war kaum älter als sie selbst. »Bist du jetzt erleichtert oder entsetzt?«
    Ihr Vater schnaubte kurz. »Sei nicht albern, Marika! Ich bin überglücklich!«
    Immer noch ruhte ihr Blick auf der Frau, die ängstlich ihren Sohn in Marikas Armen betrachtete. »Glaubst du mir, dass ich ihm nie weh tun würde?«
    Die Frau – Marika kannte nicht einmal ihren Namen! – sah sie an. Auch wenn Marika nicht wusste, was sie in ihr erkannte, schien es ihre Anspannung etwas zu lindern. »Ja«, antwortete sie.
    Marika glaubte ihr.
    Ana kehrte mit einer sauberen Tasse zurück und machte den Eindruck, als könnte sie jeden Moment vor Schreck tot umfallen, als sie Marika mit dem Baby im Arm sah. Marika indessen schenkte ihr ein zuckersüßes Lächeln und reichte ihren kleinen Bruder an seine Mutter weiter. Sie war aus einem bestimmten Grund hergekommen, der wichtiger war als ein gemeinsames Frühstück mit der Familie oder die Haushälterin zu erschrecken.
    Nachdem sie sich an den Tisch gesetzt und ihre Stiefmutter ihr Kaffee eingeschenkt hatte, nippte Marika kurz daran, lobte das Getränk und wandte sich an ihren Vater.
    »Ich hatte keinen so herzlichen Empfang erwartet, Papa.«
    Ihre Worte schienen ihn zu beschämen. Wie gern würde sie sich einbilden, dass diese Reaktion echt war, aber das durfte sie nicht. Vielmehr sollte sie nicht vergessen, dass dieser Mann sie einst wie Abfall weggeworfen hatte, und für gewöhnlich schätzten die Leute es nicht, wenn ihr Unrat wieder an die Oberfläche trat.
    »Nein, das hast du sicher nicht«, erwiderte er ruhig. »Und ich kann mich nur dafür entschuldigen und hoffen, dass du mir eines Tages all meine Sünden vergeben kannst.«
    Schöne Worte. Marika gäbe viel dafür, sie für bare Münze nehmen zu können. Ja, ihr Herz sehnte sich danach. Doch sie nickte bloß stumm.
    Da ihr keine Möglichkeit einfiel, wie sie das Thema behutsam angehen könnte, holte sie kurzerhand den Ring aus ihrer Tasche und hielt ihn ihrem Vater hin. »Was kannst du mir hierzu sagen?«
    Er blinzelte das Schmuckstück an. Zitterten seine Finger, als er danach griff? »Iona, lass uns allein!«
    Seit Marikas Ankunft hatte seine Stimme nicht so streng geklungen wie jetzt. Marika drehte sich unwillkürlich zu seiner Frau um und wünschte, sie könnte sie beruhigen, was natürlich eine alberne Regung war. »Es tut mir leid, aber das ist sehr wichtig.«
    Iona lächelte sogar. »Ist schon gut. Ich bringe Jakob nach oben, damit er schlafen kann.«
    »Habt ihr kein Kindermädchen?«
    Ihr Lächeln wurde noch stärker. »Ich habe eine Frau, die mir hilft, aber meine Mutter hat mich und all meine Geschwister selbst großgezogen, und ich plane, es mit meinen Kindern ebenso zu halten.«
    Nun lächelte auch Marika. Sie hatte nicht vorgehabt, die Frau zu mögen, die den Platz ihrer Mutter eingenommen und ihrem Vater ein ganz und gar menschliches Kind geschenkt hatte, aber sie tat es.
    Ihr Vater brachte seine Frau hinaus, küsste sie und Jakob und schloss dann die Tür hinter ihnen. Marika trank ihren Kaffee und beobachtete Constantin, als er wieder an den Tisch zurückkam und sich neben sie setzte. Erst jetzt sagte er wieder etwas.
    »Woher hast du den?«
    »Ein Mann verlor ihn, der mich entweder entführen oder umbringen wollte. Ich vermute eher Letzteres.«
    Ihr Vater nippte an seiner Tasse. Er zitterte wirklich, wie das leise Porzellanklirren verriet.
    »Er ist genau wie deiner, nicht wahr? Weißt du etwas über den Mann, der ihn trug?«
    Vehement schüttelte er den Kopf. »Ich weiß nur vondem Orden, zu dem er gehört.« Er hob die Hand, so dass sie den Ring an seinem Finger sehen konnte. »Ich war selbst ein Mitglied.«
    Marika war gleichermaßen enttäuscht wie erfreut. Endlich würde sie etwas darüber erfahren, wer hinter ihr her war! Der Gedanke, dass ihr Vater mit diesen Leuten verbunden war, behagte ihr jedoch gar nicht.
    »Erzähl mir von ihnen!«
    »Sie nennen sich der Silberhandorden, ein uralter und mächtiger Orden, der sich über ganz Europa verteilt.«
    »Was wollen sie?«
    Constantin runzelte die Stirn. »Macht. Einfluss. Als ich mich ihnen anschloss, dachte ich, sie könnten mir helfen, das Monstrum zu

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