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Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit

Titel: Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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glaubte, sie hätte ihn einfach so verlassen. Nein, lieber würde sie seinen Zorn aushalten, weil sie gegen seinen Wunsch handelte, als dass er dachte, sie ließe ihn im Stich.
    Das Gebäude, in dem sie geboren worden war, lag in den Bergen, umgeben von saftigen Weiden und eindrucksvollen Wäldern. Für eine Burg war es weder besonders groß noch imposant oder gar beängstigend. Dunkle Holzbalken hoben sich von den weiß gekalkten Außenmauern ab. Die spitzen Türme und das Dach waren mit Ziegeln in Rotbrauntönen gedeckt, die oberen Fenster zwar klein, aber dafür sehr zahlreich.
    Eine der wenigen Erinnerungen, die sie an diese Burg hatte, war die, dass sie von Licht durchflutet wurde.
    Falls sie sich nicht in ihrem Vater täuschte, hatte all das Licht jedoch nicht ausgereicht, um ihn vor der Dunkelheit in seiner Seele zu schützen.
    Als sie den langen verschlungenen Weg hinaufritt, nahm sie sich fest vor, sich nicht dafür zu schämen, wer sie war. Sie hatte schließlich keine Wahl gehabt, und folglich traf sie auch keine Schuld. Und sie würde nicht hinnehmen, dass ihr Vater seinen Hass auf Vampire gegen sie richtete, weil sie zur Hälfte einer war.
    Ein junger Stallbursche kam ihr entgegen, als sie in den Hof einritt. Offensichtlich wusste er nicht, wer sie war, denn er begrüßte sie lächelnd und bot ihr an, sich um ihr Pferd zu kümmern. Sie bedankte sich, sagte ihm, dass sie nicht lange bleiben würde, und übergab ihm die Zügel.
    Ihre Stiefelabsätze hallten auf den Steinen, als sie zum Vordereingang der Burg ging, und mit jedem Schritt schlug ihr das Herz weiter oben im Hals. Seit Jahren war sie nicht mehr hier gewesen. Sie hatte es nicht gewollt. Es war nicht ihr Zuhause, obwohl sie das gute Recht hatte, hineinzugehen, als gehörte es ihr.
    Natürlich gab es jetzt einen Sohn, dem einst alles gehören würde, und das war gut so. Sie wollte die Burg nicht.
    Ungeachtet ihrer Rechte blieb sie vor der Tür stehen und betätigte den schweren Eisenklopfer. Das dumpfe Pochen dröhnte durch den Hof.
    Die Haushälterin, eine Frau namens Ana, die schon bei Marikas Geburt in den späten Sechzigern gewesen sein musste, öffnete wenige Augenblicke darauf die Tür. Sie sah noch genauso böse und hässlich aus, wie Marika sie in Erinnerung hatte. Nur war Marika inzwischen älter undgrößer – ihren legendären Ruf in dieser Gegend nicht zu vergessen.
    Ana starrte sie an, als stünde der Leibhaftige vor ihr. »Du!«
    »Guten Morgen, Ana. Ist mein Vater zu Hause?« Sie stellte einen Fuß in die offene Tür, während sie darauf wartete, hineingebeten zu werden.
    »Was fällt dir ein hierherzukommen? Verschwinde!«
    Marika biss die Zähne zusammen. »Ist er zu Hause?«
    Die alte Frau sah sie so hasserfüllt an, dass ihr Gesicht zu einer Fratze wurde. »Du kommst hier nicht rein, solange ich dich nicht einlade, und du bist nicht eingeladen,
Vampirbrut!
«
    Alle in der Burg wussten, was sie war, auch wenn sie aus Angst vor ihrem Arbeitgeber nie darüber sprachen. Während die Leute in der Gegend Marika als Heldin feierten, wurde sie in ihrem eigenen Zuhause wie ein Monstrum behandelt.
    »Dies ist mein Haus, alte Frau«, sagte Marika und drängte sich an Ana vorbei in die Eingangshalle. »Ich brauche deine Erlaubnis nicht, um es zu betreten.« Sie brauchte an keinem Ort irgendeine Erlaubnis, aber sollte die Haushälterin ruhig in ihrer Ignoranz gefangen bleiben!
    Marika war bereits halb durch die Halle, bis die Tür hinter ihr geschlossen wurde und sie hörte, wie schlurfende Schritte hinter ihr hereilten. Die hässliche Alte konnte ihr nachjagen, wie sie wollte, sie würde es nicht vor Marika zu deren Vater schaffen. Die ganze Burg war von seinem Duft erfüllt – und dabei war Marikas Geruchssinn nicht halb so gut wie Bishops. Außerdem nahmsie einen neueren, frischeren Geruch wahr, dem sie folgte.
    Ihr Bruder.
    Die glückliche kleine Familie war im vorderen Salon, wo sie an einem Tisch vor einer gläsernen Glasflügeltür saß, die es noch nicht gegeben hatte, als Marika hier lebte. Überhaupt hatte sich in der Burg vieles verändert. Sie war moderner und irgendwie … französischer. Ihre Stiefmutter war anscheinend sehr stilbewusst.
    Kaum trat Marika ein, sahen sie einer nach dem anderen zu ihr auf. Sie hatte nicht angeklopft, sondern war einfach hineingegangen. Wäre sie stehen geblieben, um vorher zu klopfen, hätte der Mut sie vielleicht verlassen.
    Die Frau ihres Vaters musterte sie. Sie war eine attraktive junge

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