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Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenseherin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Hunter
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wollte zu Simias’ Arbeitsplatz in der Hoffnung, dass er dort etwas über das Blutlesen finden würde. Er musste mehr darüber erfahren und Zoe dazu bringen, ihn zu verstehen!
    Ihr Vertrauen in ihn war ihm wichtiger als alles andere. › Hast du dich etwa verliebt, Fleischsack?!‹ Caes’ Stimme dröhnte durch Cales Kopf, so laut, dass er zusammenzuckte. Neil stieß ihn an. »Hey, alles okay?«
    Cale versuchte, Caes’ Aufregung zu verdrängen. Die Hand an den Kopf gepresst, nickte er. »Geh ruhig. Ich brauch noch einen Moment und verschwinde dann ins Sin . Um diese Zeit bleib ich vielleicht von den Polizisten verschont.«
    Neil zuckte mit den Schultern und zog die Ärmel seines Hemdes zurecht. »Wie du willst. Pass trotzdem ein bisschen auf dich auf – ich komme heute Abend noch einmal vorbei.«
    Mit schmerzhaft verzogenem Gesicht nickte Cale. Als Neil verschwunden war, gestattete er sich selbst wieder, Caes mehr Aufmerksamkeit zu schenken, bereute es aber gleich wieder, als ihn die geballte Wut des Dämons traf. ›Sie hat Lexa auf dem Gewissen‹, heulte Caes, und Cale krümmte sich abermals.
    › Verdammt, das hat sie nicht‹, brüllte er gegen das Heulen in seinem Kopf an. › Das weiß ich!‹
    ›Gar nichts weißt du. Du bist ein verdammter Fleischsack, ohne einen Funken Verstand im Leib. Du hast schon einmal wegen einer Frau einen Fehler gemacht.‹
    Cale ballte die Faust. › Was für ein Fehler war das wohl? Mich mit einem Dämon einzulassen, der das Leben meiner Frau aussaugt, kaum dass ich sie zurückbekommen habe? Einem Dämon, der alles tut, nur um sich seinen verfluchten eigenen Vorteil zu sichern?‹
    ›Ich habe niemals gelogen.‹ Caes klang fast beleidigt, was Cale in Rage versetzte.
    › Du hast mir aber auch nicht die ganze Wahrheit gesagt – Eloise wäre nicht gestorben, wenn ich gewusst hätte, dass ich ihr das Leben nehme, wenn ich mich gehen lasse.‹
    Caes schwieg. Cale biss die Zähne zusammen. › Was auch immer ich für Zoe empfinde – es geht dich nichts an.‹
    ›Es geht mich sehr wohl etwas an. Immerhin teilen wir den gleichen Körper.‹
    › Das tun wir nicht. Das ist mein Körper, und du bist lediglich ein unerwünschter Gast darin. ‹ Cale schüttelte den Kopf. › Du hast kein Recht, dich in meine Angelegenheiten einzumischen.‹
    Caes zog sich vollkommen zurück, aber in seinem Hinterkopf konnte Cale noch deutlich die glühende Wut des Dämons spüren. Das stellte ihn zufrieden – diese Wut war seiner durchaus ebenbürtig. Und er würde sich diesmal nicht von dem Dämon übervorteilen lassen. Bei dieser Sache ging es nicht mehr nur um die Morde an den Dämonen. Cale wusste, es ging um sein Seelenheil und seine Zukunft. Eine Zukunft, in der er vielleicht einmal mehr ein Mensch sein durfte.
    Das Sin war leer und machte mehr denn je den Eindruck einer großen Höhle. Die Heizung war ausgestellt, und um diese Uhrzeit war keiner der Angestellten in der ehemaligen Kirche anzutreffen. Die Barkeeper, Türsteher und DJs waren erst in der Nacht hier, und die Zeit der Putzkolonne war bereits um mehrere Stunden überschritten. Um die Mittagszeit war das Sin nichts weiter als eine alte Kirche mit einem ungewöhnlichen Kirchenfenster.
    Cale verschaffte sich durch die Hintertür Zutritt und versuchte, sich zu orientieren. Er hoffte, dass Simias vielleicht schon vor seinem Tod etwas über das Blutlesen herausgefunden und vor ihm zurückgehalten hatte. Gepasst hätte es zu diesem kleinen Frettchen.
    Er lief durch einen Vorratsraum, weiter zu dem Raum, in dem er die Garderobe der Mitarbeiter vermutete. Sein Atem formte in der kalten Luft kleine Wölkchen. Eigentlich war das ein Moment, in dem Caes sich gemeldet hätte. Der Dämon hasste Kälte, aber er blieb trotz der kühlen Umgebung stumm. Cale wusste nicht so recht, was er davon halten sollte, aber er war nicht gewillt, nachzufragen. Stattdessen sah er sich nach Simias’ Spind um. Die Metallschränke waren außergewöhnlich groß, und es gab eine Menge davon, weswegen es eine Weile dauerte, bis Cale endlich den richtigen gefunden hatte. Schlösser zu öffnen war für ihn seit fünfzig Jahren kein Problem mehr, seitdem er eine ganze Weile mit einer äußerst geschickten Diebin verbracht hatte. Ihre Fingerfertigkeit hatte sie nicht nur an diversen Türschlössern unter Beweis gestellt.
    Cale fand endlich den richtigen Spind. Im Innern fand er zu seiner Überraschung mehrere alte Bücher, Papier- und Pergamentrollen sowie allerlei

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