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Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenseherin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Hunter
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Tages sterben.« Die kratzige Stimme klang ruhig. Sie traf nur eine Feststellung. Dennoch drang sie damit zum ersten Mal durch den Schleier aus Panik, in dem Cale gefangen war. »Woher weißt du von meiner Frau?«, fragte er, nachdem er lange Zeit geschwiegen hatte.
    »Ich konnte dein Jammern bis hierher hören«, höhnte die Stimme. »Du beklagst sie doch schon seit Wochen, obwohl sie noch nicht tot ist. Wie wird das erst sein, wenn sie wirklich unter der Erde liegt?«
    Cales Angst schlug um. Er knurrte unhörbar und wollte sich auf die rot glühenden Augen stürzen, aber er fiel einfach nach vorn und schlug gegen die andere Seite des Brunnens. »Wie kannst du so von ihr reden?«, brüllte er.
    »Ich bin ein Dämon, mein Freund, und ich habe es satt, hier unten festzusitzen und mir dein Wehklagen anzuhören. Es wird nur noch schlimmer werden, wenn sie wirklich tot ist, deswegen schlage ich dir einen Handel vor. Das ist es doch, weswegen du gekommen bist, oder?«
    Von Cale kam keine Antwort, aber Zoe wusste ebenso gut wie der Dämon, dass das der Wahrheit entsprach – Cale hatte nach einem Weg gesucht, Eloise zu retten, und wie es schien, hatte er ihn auch gefunden. Ob er ihm auch gefiel, war eine ganz andere Frage.
    Die rot glühenden Augen schwebten näher zu Cales Gesicht. »Du bist ein hübsches Kerlchen«, bemerkte die Stimme. »Dein Gesicht hat etwas, das Frauen schwach werden lässt. Als Inkubus wärst du mehr als nur perfekt.«
    Cale hob den Kopf. »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, dass das der Gegenstand unseres Handels wird. Ich brauche jemanden, der mich hier herausholt und in sich trägt. Dein Körper wäre sozusagen das Fass zu meinem Wein. Und du brauchst jemanden, der deine geliebte Eloise vor der Grube und der schwarzen Erde bewahrt. Wir sind beide aufeinander angewiesen und können uns helfen.«
    »Ich kann nicht einfach einen Dämon in meinen Körper holen!«, stieß Cale entsetzt aus, aber Zoe wusste, dass der Dämon ihn längst an der Angel hatte. Cale hörte weiterhin aufmerksam zu.
    »Es ist nicht so schlimm, wie du es dir vorstellst«, erwiderte die Stimme schmeichelnd. »Du wärst mein Wirt und versorgst mich einmal in der Nacht mit dem Lustgestöhn eines Weibs. Dafür wirst du nicht altern, und weder Krankheit noch Tod werden dich finden.«
    Cale starrte in die Dunkelheit, auch wenn dort nichts war, was er sehen konnte, außer dem Paar roter Augen, das ihn gierig betrachtete. »Und Eloise?«, flüsterte er schließlich.
    »Sie wird irgendwann sterben. Aber wenn du dich meinem Vorschlag anschließt, wird dieser Tag nicht morgen sein.«
    Zoe musste sich nicht einmal anstrengen, um zu erahnen, was Cale dachte. Er wägte das Angebot deutlich ab. Wenn der Dämon wirklich nichts weiter wollte als einen Körper, damit er aus dem Brunnen herauskam, und jede Nacht die Lust einer Frau – was hatte Cale dann zu verlieren? Er liebte Eloise, und sobald es ihr besser ging und sie wieder bei Kräften war, würde er sicherlich auch wieder das Bett mit ihr teilen. Das Ungeheuer hatte nicht gesagt, dass es immer eine andere Frau sein musste!
    Zoe spürte Cales Überlegungen, aber das hier war nicht der endgültige Grund, warum sie diese Dinge sah. Ihr Gefühl sagte ihr das nur zu deutlich, aber sie musste geduldig sein und abwarten.
    »Einverstanden«, hörte sie Cale sagen, und die roten Augen schwebten vor seinem Gesicht. »Gut. Dann werde ich den Pakt besiegeln.«
    Die roten Augen lösten sich auf, zerfielen in Abertausende winzige Funken und wirbelten wie ein Flammensturm durch die Finsternis des Brunnens. Cale und Zoe beobachteten das Schauspiel fasziniert, als sich die Funken plötzlich zu einem einzigen sengenden Punkt zusammenfanden und mit Wucht in Cales Körper eindrangen. Zoe spürte wie Cale eine brennende Hitze, ein Gefühl wie Lava im Magen, aber gerade als der Schmerz sich zu einem Crescendo aus Leiden steigern wollte, hörte es auf.
    Cale sah an sich herab, tastete über seinen Körper, aber nichts hatte sich verändert. Er fühlte sich nicht anders als sonst. »Dämon?!«, rief er, aber alles blieb stumm. Hatte das Wesen ihn schlussendlich doch reingelegt? Zoe wusste, dass dem nicht so war. Sie hatte den anderen, den Dämon, wie sie jetzt wusste, schon einmal gesehen und gehört. Der Pakt war eindeutig besiegelt worden.
    Cale fehlte dieses Wissen. Alles, woran er denken konnte, war Eloise. Er musste wissen, ob er seine Seele für nichts verpfändet hatte. Doch noch immer war der

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