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Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Titel: Die Schattenstaffel Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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warten!"
    Der Ober-Gangster zog eine hintergründig gemeine Grimasse der Befriedigung.
    Er dachte: Die Burschen werden es noch früh genug erfahren, was ich mit Franky Hurlinghamer vorhabe. Das, was er nicht ausgesprochen hatte, war so gemein, daß ein normales menschliches Hirn es kaum hätte ersinnen können. Und er dachte hämisch an die Weisheit eines Franzosen: ,Der Teufel hat nie das Gesicht des Teufels.
    Schon die nächsten Stunden sollten zu erkennen geben, mit welchen Mitteln dieser Napoleon seine Ränke schmiedete und wie gnadenlos er seine Opfer ins Verderben trieb.
    Seine Sucht und Gier nach Reichtum beraubten ihn aller Vernunft. „Macht" hieß sein Gesetz, blindwütige Macht. Dazu war praller Reichtum nötig. Und das erschien ihm wert, kaltblütig selbst das Leben eines Menschen auszulöschen...
    Wie vertiert dieser Mann in seinem Innern war, sollte schon das nächste Wochenende mit aller Deutlichkeit an den Tag bringen. Schon in dieser Nacht schuf er die Basis für seine kommenden Verbrechen. Sofort, nachdem er das Billardzimmer am Western-Dock verlassen hatte, suchte er jene Kreise auf, in denen er sich ebenso sicher fühlte wie hier unten im sumpfigen Soho-Gebiet. Dort, wo sich allabendlich die Londoner Hautevolee ein Stelldichein gab und die Atmosphäre satten Reichtums herrschte, war sein Ziel.
     
    4
     
    Trotz der allgemeinen Stadtflucht, die die Menschen von London zu dieser Zeit erfaßt hatte, — die meisten entrannen dem mächtigen Schmelztiegel zu jeder freien Stunde — herrschte im feudalen „Luna-Club" im Londoner Vergnügungsviertel Mayfair reger Betrieb. Das erklärte sich nicht zuletzt daher, daß der „Luna-Club" in der ersten Etage einige Räume hatte, in denen hinter verschlossenen Türen gespielt wurde.
    Allein die Tatsache, daß sich die Spielsaaltüren nur für besonders eingeweihte Clubmitglieder öffneten, ließ auf einen ungesetzlichen Glücksspiel-Betrieb schließen. Und so war es hier auch. Hier wechselten allabendlich große und kleine Vermögen ihre Besitzer. Manche Jahreseinkommen zerflossen oder verdoppelten sich innerhalb weniger Stunden. Tragödien und Triumphe lösten einander ab. Die reichen und die pfundereichen Leute unterlagen einträchtig beieinander dem prickelnden Reiz dieser Spiel-Sphäre.  
    Der junge Franky Hurlinghamer, ein ständiger Gast dieser Räume in der ersten Etage des Clubhauses, schien seit mehr als vierzehn Tagen schon im wahrsten Sinne des Wortes dem Spielteufel verfallen zu sein, obgleich er bislang stets gewußt hatte, wann es Zeit war, vom Spieltisch aufzustehen. Heute aber tat er augenscheinlich alles, um sein Hab und Gut restlos zu verspielen. Er überhörte geflissentlich alle gut gemeinten Ermahnungen, doch wenigstens ein Weilchen auszusetzen und den verlockenden Spielräumen lieber fernzubleiben. Keine Warnung kam an; Franky Hurlinghamer spielte, spielte und verlor immer wieder. Wenn er auch an diesem Abend wieder zu Beginn des Spieles eine beträchtliche Summe von Pfundnoten vor sich zu liegen gehabt hatte, so ahnten nur wenige der Anwesenden, daß dieses Geld gar nicht mehr sein eigenes gewesen war.
    Er hatte bereits Schuldscheine von genau fünftausend Pfund bei dem Besitzer des „Luna- Clubs" unterzeichnet — und dafür den Betrag erhalten, der zwischendurch auch schon wieder auf einige wenige Scheinehen herabgeschmolzen war.
    Als wieder einmal ein Einsatz von zweihundert Pfund an den „Spielmacher", den Angestellten des Clubs, ging, legte sich eine gepflegte schlanke Hand auf Franky Hurlinghamers Schulter.
    „Du hast heute wieder Pech", hörte er die Stimme einer Frau über sich ertönen.
    „Bitte, befolge meinen Rat und höre für heute auf. Es ist besser."
    Der Spielmacher verwahrte sich gegen diese Einmischung der Frau. Erbost wies er sie zurecht. „Miß Mittchel! Es steht Ihnen nicht zu, die Gäste des Hauses zu beeinflussen. Ich darf Sie bitten, wieder die unteren Räume aufzusuchen."
    Eine leichte Röte zog sich über das schmale Gesicht der Gemaßregelten. Ihre Finger, die immer noch auf Franky Hurlinghamers Schulter lagen, verkrampften sich um den dünnen Stoff seines Jacketts. Schon öffneten sich ihre Lippen zu einer scharfen Erwiderung, doch der junge Spieler kam ihr zuvor. Leicht tasteten seine fahrigen Hände nach dem Arm der Frau, und mit rauher Stimme meinte er:
    „Laß gut sein, Susan! Ich weiß ja, daß du recht hast. Aber trotzdem, ich werde mit diesem Herrn noch ein Spielchen machen..."
    Er funkelte den

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