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Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Titel: Die Schattenstaffel Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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gebrauchte Metall auf den Boden tropfte. Morry hatte das Gesuchte gefunden, denn nachdem er das Gemälde zur Seite geschoben hatte, gähnte ihm ein tellergroßes Loch entgegen. Hinter dem Gemälde befand sich ein nun aufgeschweißter Tresor. Was selbst nicht einmal die Bediensteten der Ermordeten gewußt hatten, hatte Morry sozusagen auf Anhieb herausgefunden. Als Lady Hurlinghamer sich hier in dieser Wand ihres Schlafzimmers ein geheimes Versteck einrichten ließ, um hier alles das aufzubewahren, was sie dem Zugriff Unbefugter entziehen wollte, hatte sie sicherlich nichts von der Schläue und Gerissenheit moderner Gangster geahnt.
    Wie diese Kerle nun hinter ihr Geheimnis gekommen waren, ließ Kommissar Morry vorerst kalt. Ihm genügte es zunächst, festzustellen, daß der Mann, den man allerorts den „Napoleon von London“ nannte, über ein Team ausgekochter Schranke-Spezialisten verfügte. Diese „Arbeit“ hier ließ nämlich die intelligenten Methoden und Direktionen des Unheimlichen erkennen. Der Mann hatte Stil und Gefühl für Strategie.
    „By gosh, Kommissar", stöhnte der neben Kommissar Morry eingetretene Butler mit verzerrter Miene auf. Der Anblick des erbrochenen Tresors ließ seinen Atem stocken.
    „Wie ist das möglich", jammerte er. „An die vierzig Jahre bin ich hier in diesem Hause tätig, aber ich habe nie gewußt, was sich hinter diesem Gemälde befindet. Wirklich, ich habe keine Ahnung gehabt. Warum hat Lady Hurlinghamer das Versteck dort eigentlich anbringen lassen? Der kostbare Rubens — ich meine die heilige Cäcilia durfte allerdings nur vorsichtig entstaubt und niemals abgenommen werden. Darum also."
    „Lassen Sie es gut sein", beruhigte Morry den Aufgebrachten, und er schob das Gemälde an den alten Platz zurück.
    „Es ist nun einmal so! Sie brauchen sich deswegen nicht weiter den Kopf zu zerbrechen. Wichtiger erscheint mir jetzt, die Burschen, die hier das niedliche Loch fabrizierten, möglichst rasch zu fassen."
    Morry rief seine Leute zusammen. „Es ist alles klar. Hier, sehen Sie —"
    Ric Bishops nickte und faßte seine Feststellungen zur Spurensicherung kurz zusammen:
    „Die Burschen sind von außen über die Feuerleiter ins Haus eingestiegen. Oben an der Dachluke befinden sich frische Wischspuren, die sie beim Einsteigen hinterlassen haben. Außerdem habe ich hier — bitte..."
    Er überreichte Morry einen Stofffaden.
    „Den habe ich von einem rostigen Nagel an der Dachluke ,geerntet'. Er gehört, wie man sieht, zu einem bräunlichen Jackett. Scheint da oben frisch abgerissen zu sein."
    „Fein", lobte Morry, „unser Labor bekommt Arbeit."
    Und er sagte:
    „Eigentlich, hängt ja unsere ganze Arbeit immer nur an einem seidenen Faden."
    Morry deutete an, was er weiter zu tun gedachte, um die Zusammenhänge zwischen dem Mord in Southend on Sea und dem Einbruch hier in der Villa in Pimlico so klar wie möglich nachzuweisen.
    „Nachdem ich nun weiß, was sich hier in der Villa abgespielt hat, steht für mich so gut wie fest, daß wir es mit ein- und derselben Clique zu tun haben. Dem Bandenchef ging es viel weniger um die Wertsachen der Lady als um ein Täuschungsmanöver. Er will uns auf eine falsche Spur lenken. Darum hat er auch den jungen Hurlinghamer nach Southend gelockt. Auf ihn soll der Verdacht fallen, seine Tante umgebracht zu haben. „Er, ,Mister Napoleon', will sich in Sicherheit wiegen, um unbehelligt weiter rauben und morden zu können. Er braucht solche aufpeitschenden Sinnesreize."
    „Soweit leuchtet mir das ein, Sir", bekannte Konstabler Bishops, „doch warum haben Sie diesen Franky Hurlinghamer heute morgen festnehmen lassen?"
    Auf Kommissar Morrys Lippen legte sich ein feines Lächeln. Er sagte:
    „Zunächst, Kollege Bishops: Mister Hurlinghamer ist nicht, wie Sie glauben, festgenommen, sondern nur zum Schutze seiner eigenen Person ins sichere Policegefängnis eingezogen. Zum Glück habe ich dem jungen Mann einreden können, daß es besser für ihn ist, sich mit unserer Hilfe vor der Mordbestie, die sich Napoleon von London nennt, zu hüten. Er war so einsichtig und hat getan, was ich empfahl. Ich werde nun, da Mister Hurlinghamer sich in unserem besten Zimmer im Headquarter befindet, die gleiche Methode anwenden, die auch der gerissene Gangsterboß gewählt hat: ich werde ihn gewissermaßen mit seinen eigenen Waffen schlagen. Er will uns täuschen, jetzt täuschen wir ihn mit der angeblichen Festnahme Mister Hurlinghamers. Nur wenn Napoleon sich

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