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Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Titel: Die Schattenstaffel Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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das Trio ihm nachsandte, kamen nicht mehr an. Nun erst recht ließen sich die Verbrecher den Schnaps schmecken. Für sie zählte nur der Augenblick. Sie ahnten nicht, was die Zukunft für sie brachte.
     
    *
     
    Noch anderenorts wurde an diesem Morgen aufmerksam der Artikel in der „Exclusiv-Press" studiert. Lange hingen die eng beieinanderliegenden Augen Randolph Morgans an den fettgedruckten Zeilen. Und je ärgere Wut in ihm aufzusteigen begann, desto mehr war er davon überzeugt, daß der Artikel von keinem anderen als von diesem Neuling seiner Zeitung — diesem Cary Broyders — abgefaßt worden war. Sein Groll richtete sich nicht nur gegen den jungen Mitarbeiter der „Exclusiv-Press", sondern auch gegen den Mann, der ihm zugesagt hatte, ihn in der Ermittlungssache gegen den „Napoleon von London“ ständig auf dem laufenden zu halten — also eben auch gegen Kommissar Morry . . .
    Für Randolph Morgan schien diese Woche einen schlechten Anfang zu nehmen.
    War schon der Artikel nicht nach seinem Geschmack, und damit Cary Broyders in seine eigene, nur für ihn bestimmte Sphäre eingedrungen, so erlebte er mit seinem nun folgenden Anruf bei Scotland Yard eine weitere Pleite. Kommissar Morry, den er zu sprechen wünschte, war trotz der frühen Morgenstunde bereits außer Haus gegangen.
    „Wo finde ich ihn?" wollte Morgan wissen.
    „. . . bedaure außerordentlich, ich kann Ihnen nicht sagen, wohin Kommissar Morry gefahren ist."
    Auch wann Morry wieder zurück sein würde, hatte man Morgan nicht sagen können.
    Obwohl er deutlich spürte, daß man ihm diese abweichenden Antworten absichtlich gegeben hatte, blieb ihm nichts weiter übrig, als abzuwarten und in Abständen immer wieder zu versuchen, den Kommissar telefonisch zu erreichen. Nach weiteren erfolglosen Anrufen beim Sonderdezernat war Morgan bereits geneigt, selbst zum Headquarter zu fahren, um mit dem Sektionspräsidenten Fühlung aufzunehmen. Doch er erinnerte sich frühzeitig an dessen Hinweis, sich in allen einschlägigen Fragen künftig nur noch an Kommissar Morry zu wenden. So unterließ Morgan den Besuch. Er hoffte, mit Morry baldigst zusammenzutreffen.
    Seine Stimmung war nicht gerade rosig, als er nun das Verlagsgebäude der „Exclusiv- Press" betrat. Er war von Kopf bis Fuß auf Fluchen eingestellt. Sein Kompagnon Biide Hillsleigh hatte wenig Lust, sich die Zornausbrüche des Star-Reporters noch lange gefallen zu lassen. Nachdem er Morgan zu verstehen gegeben hatte, daß schließlich er, Bide, zu entscheiden hätte, was in der Zeitung erscheine, hatte er den Tobenden sich selbst überlassen. In den technischen Betriebsräumen war's gemütlicher — Randolph Morgan fühlte sich mehr als zuvor in seiner Berufsehre gekränkt. Noch aus anderen Gründen erwog er insgeheim, radikale Konsequenzen daraus zu ziehen. Nicht zuletzt gedachte er, sich Genugtuung zu verschaffen für das, was man ihm angetan hatte. Er überlegte, wie er es am besten anstellen konnte, um seine Kontrahenten gehörig bloßzustellen. Noch während er wieder aufbrach und ergiebig lange durch die Straßen der Stadt gondelte, bewegte ihn der Gedanke: Rache ist süß!
    Als er plötzlich in die Victoria-Street einbog und das Headquarter von Scotland Yard vor sich auftauchen sah, entschloß er sich kurzerhand, das Gebäude zu betreten.
    Diesmal hatte er mehr Glück; Kommissar Morry befand sich in seinem Office.
    „Morming, Mister Morgan", begrüßte der Kommissar den Reporter freundlich. Er fügte scherzend hinzu: „Sie sehen nicht gerade quietschvergnügt aus. Sind Ihnen etwa sämtliche Felle weggeschwommen?"
    Morgan hob die Schulter. „Wer weiß! Vielleicht wissen Sie sogar, warum", gab er spitz zurück. „Nach Ihnen kann man sich beinahe tot telefonieren."
    Der Kommissar lächelte. Er ließ sich jedoch nicht anmerken, daß er seinen unverhofften Gast für mehr als überheblich hielt. Geltungssüchtige Sensationsreporter, auch wenn sie der „Exclusiv-Press" angehören, schienen nicht frei von Marotten zu sein.
    Er konnte es sich ausmalen, was Randolph Morgan nun von ihm wollte. Trotzdem machte er keine Anstalten, von selbst die Sprache auf das letzte kriminelle Großereignis zu bringen. Mochte der Reporter fragen —
    Es dauerte auch nicht lange, und Morgan tippte mit gespielter Nonchalance an die letzte Unterredung zwischen ihnen an:
    „Sagen Sie, Kommissar, wenn ich mich recht erinnere, hatten wir abgemacht, daß wir uns besonders im Falle dieses berüchtigten Napoleon von

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