Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Titel: Die Schattenstaffel Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
seiner Tante führte, geht nach Angaben des Kellners einwandfrei hervor, daß es sich um einen erheblichen Geldbetrag gehandelt hat, den der junge Mann unbedingt haben mußte und den er sich von der Tante leihen wollte. Allem Anschein aber war die Lady nicht bereit, ihrem Neffen das Geld zu geben. Die Tatsache, daß Franky Hurlinghamer nicht mehr über Nacht in Southend blieb, sondern gleich nach dieser Unterredung mit seiner Tante das Hotel verließ, spricht meines Erachtens dafür, daß sein Vorhaben schiefgegangen war."
    Obwohl Kommissar Morry hier an dieser Stelle eine Lücke in der sonst logischen Kombination des Sergeanten sah, blieb er stumm. Er hörte sich erst den Bericht zu Ende an. Der Sergeant sprach weiter:
    „Mir erscheint als noch schwerwiegender und belastender für diesen Franky Hurlinghamer, daß er es war, der zuletzt mit der Lady gesehen worden war. Auch hierfür gibt es Zeugen, Sir. Zeugen, die gesehen haben, daß sich der junge Mann mit der Lady in Richtung des Strandes entfernt hatte. Es mag vielleicht voreilig von mir sein, aber nach all diesem möchte ich fast behaupten: Lady Hurlinghamer ist von ihrem Neffen umgebracht worden, eben von diesem Franky Hurlinghamer."
    Morry riet dem eifrigen Detektivsergeantem mit vorzeitigen Schlüssen sparsam umzugehen, weil man — so sagte er wörtlich — „in unserer Branche oft mit faustdicken Überraschungen rechnen muß. Fehlschlüsse werfen uns manchmal aussichtslos zurück. Halten wir uns darum nur an die Tatsachen. Also: Franky Hurlinghamer hat seine Tante im Excellency aufgesucht, hat mit ihr auf der Terrasse des Hotels eine Unterhaltung um finanzielle Dinge geführt und ist danach mit ihr zum Strand gegangen. Well, so war es?"  
    Der Sergeant nickte.
    „Also gut", fuhr Morry fort." Wir werden uns diesen Jungen, sobald ich wieder in London bin, vorknöpfen und uns seine Geschichte mal anhören. Nun bitte wieder zurück nach hier. Welche Privatpersonen waren das, von denen Sie zuerst über den Vorfall hier unterrichtet wurden?"
    Der Detektivsergeant überreichte dem Kommissar nun seinen Schreibblock mit den Worten:
    „Hier, Sir, das sind die Personen, die mich vom Auf finden der Toten zuerst verständigten."
    Morry las sich die Namen halblaut durch. Er stutzte — „nanu", sagte er mehr für sich und guckte intensiver. Er dachte: War das nun ein Wink des Schicksals, oder war es nur eine zufällige Namensgleichheit, daß auf dem Block des Sergeanten die Namen Hank Duchess und Cary Broyders standen. Nur die Namen, jedoch nicht die hiesige Adresse dieser beiden Männer waren auf dem Block verzeichnet. Morry verschaffte sich augenblicklich Gewißheit:
    „Sergeant, sagen Sie, sind diese Leute hier nicht sämtlich von der ,Exclusiv-Press' in London?"
    „Yes, Sir! Die Herren machen hier mit einigen Kolleginnen und Kollegen eine Wochenend-Pause."
    „Das trifft sich gut", meinte Kommissar Morry. „Zufälle gibt's!“
    Er überprüfte im stillen seine rasche Kombination und beauftragte den Sergeanten, die genannten beiden Herren herbeizuholen.
    „Also nicht die ganze Gesellschaft, Sir?" wollte der Sergeant wissen.
    „No, nur Mister Duchess und Broyders."
    Während der Detektivsergeant sich ins Nebenzimmer begab und von hier aus ein Gespräch mit den Presseleuten im Wochenendhaus an der Küste von Southend führte, überlegte Morry, wie er diesen günstigen Umstand am besten für seinen Kampf gegen den Mörder Lady Hurlinghamers und nicht zuletzt gegen den „Napoleon von London" auswerten konnte. Trotz der Argumente, die für eine Täterschaft des jungen Hurlinghamer sprachen, hielt Morry es für höchst wahrscheinlich, daß der Unheimliche von London hier weitgehend seine Hand im Spiele hatte. Instinktiv verspürte er gewisse Zusammenhänge zwischen dem Kraftwagen mit der nicht zugeteilten Nummer auf der Easton-Kings-Road und dieser Gewalttat an der Lady Hurlinghamer. Hatte er bislang noch keine recht begründete Möglichkeit gehabt, das Innere der Villa in Pimlico in Augenschein zu nehmen, so gab es dafür nun mehr keine Hindernisse mehr. Jetzt konnte er dort schalten und walten, wie es die Situation erforderte. Ihm war, als müßte der entscheidende Fingerzeig in der Villa spürbar sein. Vielleicht war endlich der Augenblick gekommen, an dem der „unfehlbare Unheimliche von London" an einem Versehen scheitern mußte. Womöglich bestand der Fehler darin, daß er seine Komplicen mit einem Wagen eingesetzt hatte, der eine gefälschte Nummer

Weitere Kostenlose Bücher