Die Schattenstaffel Kommissar Morry
führte. Nun, Skip Ellebry ist bestimmt ein Mensch, der Augen und Ohren offen zu halten versteht, um die Burschen auszumachen, die sich in der vergangenen Nacht so auffällig an seiner Tankstelle benommen hatten. Leicht denkbar, daß Skip ihnen nicht von der Pelle geht. Das kann für ihn zwar recht gefährlich werden, aber die jungen Leute von der Schattenstaffel sind erst bei Gefahr in ihrem Element. Niemals aufgeben, Skip; es geschehen Wunder — Morry zündete sich eine Zigarette an und sann darüber nach, wie lange es wohl noch dauern mochte, bis dem gefürchteten Gangster endgültig das Handwerk gelegt wurde. Er, Morry, war fest entschlossen, diesen Zeitraum mit allen erdenklichen Mitteln abzukürzen.
*
Standen seine verwegenen Boys in London schon auf der Lauer, so sollte nur noch ein weiterer ehrgeiziger Mann eingesetzt werden, um diesem verruchten „Napoleon von London" den Garaus zu machen. Der vielversprechende neue Mann hieß Cary Broyders. Gerade er hatte durch diese Mordaffäre hier in Southend die beste Möglichkeit, dem Rekord-Unterweltler unauffällig auf der Spur zu bleiben. Cary hatte Qualitäten, das wußte der Kommissar. Schon sein journalistischer Beruf verlangte von dem jungen Mann, stets auf Draht zu sein. Und in dieser Sache hier mußte er sich erst recht auf dem laufenden halten. Alle diese Erwägungen veranlaßten den Kommissar, Cary Broyders von nun an aktiv in seine Pläne einzuschalten. Er tat es auch augenblicklich . .
Zusammen mit Hank Duchess betrat Cary Broyders das Police-Büro von Southend. Ein leichtes Erstaunen stand in seinem frischen Gesicht. Er hatte alles andere erwartet, aber nicht, Kommissar Morry im Büro des Detektivsergeanten anzutreffen. Merkwürdig! dachte er. Nach seinen Informationen mußte er den Kommissar in London und nirgends woanders vermuten. Doch schnell hatte Cary sich wieder gesammelt, und er verhielt sich ebenso unbefangen wie Kommissar Morry. Letzterer tat so, als wären sie einander noch niemals im Leben begegnet.
„Nehmen Sie Platz, meine Herren!" Kommissar Morry begann einige Fragen an Hank Duchess und Cary Broyders zu stellen. Sie betrafen natürlich die Auffindung der Toten am Strand. Wenig später gesellte sich auch noch der Detektivsergeant zu den dreien. Ein stiller Betrachter hätte den Eindruck gewinnen müssen, daß sich hier einander völlig fremde Menschen gegenübersaßen. Unauffällig lenkte Kommissar Morry das Gespräch in jene Bahnen, die er sich zuvor zurechtgelegt hatte, um durch nichts den Kontakt mit Cary zu verraten. Cary Broyders mußte seine News über die sensationelle Kriminalaffäre in Southend so herausbringen, daß die Öffentlichkeit den Eindruck gewann, er, Kommissar Morry, betrachte ausschließlich den Neffen der Ermordeten als den Täter . . .
„Sagen Sie, Mister Broyders", bemerkte der Kommissar bei der ersten guten Gelegenheit, „ist das richtig? Wie ich höre, sind Sie bei der Exclusiv-Press tätig?"
Während der Gefragte kurz bejahte, fuhr Morry fort: „Nun, dann werden Sie siich diese Sensation wohl kaum entgehen lassen. Oder fällt diese Art von News nicht in Ihre Sparte?"
„Well, Kommissar", gab Cary Broyders — immer noch nicht ahnend, worauf der Kommissar mit seinen Worten hinaus wollte — zögernd zurück.
Doch Morrys eindringlicher Blick und seine nächsten Worte ließen bei Cary plötzlich den bekannten Groschen klimpern.
„Da Sie von der Presse sind, will ich Ihnen nämlich schon jetzt einen kurzen Bericht über den Stand der Dinge geben, soweit sie die Aufklärungsarbeit in dieser Sache anbetrifft."
Um bei Hank Duchess keinerlei Verdacht zu erregen, warf Cary eine leicht bissige Bemerkung gegen die Presse ein:
„Das ist nett von Ihnen, Herr Kommissar. Da braucht man sich nicht einmal die Hälfte aus den Fingern zu saugen."
„Das nenne ich Dusel", meinte Hank Duchess nichtsahnend. „Du bist kaum bei uns warm geworden, und schon läßt sich der bekannteste Yard-Officer von dir interviewen. Dazu noch in einer Sache, die halb England in Aufregung versetzt. Zounds, wenn ich doch auch einmal so einen Volltreffer landen könnte!"
Kommissar Morrys Bericht war so gefaßt, daß Cary ihn wortwörtlich der Redaktion seiner Zeitung übermitteln konnte.
8
Am folgenden Morgen brachte die „Exclusiv- Press" den folgenden Artikel: „Mord im Seebad! Während Abertausende übers Wochenende hinausfuhren, um an den Küsten Kraft und Erholung zu finden, ereignete sich in dem bekannten
Weitere Kostenlose Bücher