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Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Titel: Die Schattenstaffel Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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London gegenseitig brav unterstützen wollten."
    „Schon, schon, Mister Morgan", pflichtete ihm Kommissar Morry mit ernster Miene bei, „aber im Augenblick bin ich leider nicht in der Lage, Ihnen etwas Spruchreifes über diese Angelegenheit mitzuteilen. Glauben Sie mir, es geht wirklich nicht, so gern ich auch..."
    Morgan unterbrach ihn rasch:
    „Aber, aber, Kommissar, in der Stadt pfeift man's doch von den Dächern, was hinter den Kulissen gespielt wird."
    „Wie meinen Sie das?"
    „Ich meine, was man so im allgemeinen von der Seebad-Affäre denkt."
    Morry lächelte sein Gegenüber entwaffnend an und sagte mit leicht spöttischem Unterton:
    „Da weiß man in der Stadt womöglich mehr als wir. Nicht jedem Gerede kann man Glauben schenken, das wissen Sie doch am besten!"
    Wieder ein Achselzucken. Morgan verteidigte sich.
    „Es ist gewiß nicht meine Art, Gerüchte ohne weiteres als Wahrheit anzusehen, aber in diesem Fall möchte ich doch sagen: dieses Gerede von der vermutlichen Täterschaft des merkwürdigen Napoleon von London ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Auch Ihnen, Kommissar, möchte ich raten, der Sache äußerst genau auf den Grund zu gehen. Damit ist's wohl nicht getan, bloß die eine Spur — die des jungen Nichtstuers zu verfolgen. Ich glaube vielmehr: dieser Franky Hurlinghamer ist nicht der Typ, der ein derartiges Verbrechen durchführen kann."
    Morry fragte gespannt:
    „Warum glauben Sie das?"
    „Warum? Menschenkenntnis! Der Junge ist zu weich dafür!"
    Unauffällig, dennoch intensiv, betrachtete Morry das Gesicht seines Gegenübers. Nun, da sich der Mann so betont für diesen jungen Hurlinghamer einsetzte, fragte er:
    „Kennen Sie diesen Boy zufällig näher?"
    „Näher — wieso?"
    „Nun, weil Sie so bestimmt annehmen, er wäre zu weich für so eine Gewalttat wie die am Strand von Southend. Oder habe ich Sie mißverstanden?"
    Einen Augenblick stutzte Randolph Morgan. Ihm war, als mache sich der Officer lustig über seine menschenkennerischen Erfahrungen. Seine Nasenflügel blähten sich etwas auf, ein Zeichen aufsteigenden Zornes. Der erste Sensationsreporter der „Exclusiv-Press", so schien es Morry, leidet paradoxerweise an altjüngferlicher Überempfindlichkeit. Morry wartete geduldig auf die Antwort.
    Morgan suchte nach einer Formulierung. Seine Eitelkeit war getroffen. Wer wäre ein besserer Menschenkenner als er?!
    „Was soll diese Frage, Kommissar?" wehrte er ab. „Ich an Ihrer Stelle würde mich für diesen Boy noch nicht so ins Zeug legen: jeder Hintergrund hat noch einen Hintergrund —- und jede Stirn ist im Grunde eine Landschaft mit sieben Siegeln."
    „Sie philosophieren, bester Mister Morgan. Sagen Sie mir lieber, ob Sie etwa einen besonderen Grund haben, diesem jungen Hurlinghamer wenig grün zu sein."
    „Ah was", erwiderte Morgan in offenbar blühendster Resignationsstimmung, „ich bin mit dem Boy weder verwandt noch befreundet. Bin ich überhaupt irgendeinem Hurlinghamer schon jemals begegnet? Ich glaube kaum. Genügt Ihnen das, Kommissar?"
    „Well!"
    „Und Sie haben — Hand aufs Herz — Sie haben in dieser Sache nicht den geringsten neuen interessanten Hinweis für mein Blatt?"
    „Leider nein", beharrte Morry kategorisch. „Und noch etwas anderes: wenn ich Ihnen auch letztens eingeräumt habe, Ihnen jeweils den Stand der Untersuchungen mitzuteilen, heißt das natürlich nicht, daß ich bereit bin, Ihnen vorschnell meine internsten Vermutungen preiszugeben. Warten Sie in Zukunft bitte solange, bis ich von mir aus eine Unterredung mit Ihnen wünsche. Sie werden verstehen: ich kann natürlich nur entsprechend ausgereifte Nachrichten an die Presse weiterleiten. So, und nun muß ich Sie leider bitten, mich für jetzt zu entschuldigen."
    Randolph Morgan schluckte wie an einer gallebitteren Pille, grüßte knapp und ging. Er wußte an diesem Morgen kaum mehr, wie er nach der Abfuhr durch Morry wieder aus dem Headquarter von Scotland Yard herausgekommen war. Er fühlte sich wie erschlagen und fuhr — konsterniert wie selten — ziel- und planlos durch die glutheiße Stadt.
     
    10
     
    Glutrot versank der Sonnenball hinter der westlichen Silhouette der Riesenstadt.
    Doch nicht jeder Bürger durfte sich zu dieser Stunde der verdienten und ersehnten Muße hingeben. Zu den Rastlosen zählten die Männer des Sonderdezernats von Scotland Yard, und ebenso die jungen Mitglieder der geheimnisvollen Schattenstaffel . . .
    Für die letzteren begann die Hauptarbeit mit

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