Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Die Schattenstaffel Kommissar Morry

Titel: Die Schattenstaffel Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
Einbruch der Dämmerung. Um diese Zeit wurde es im Sohogebiet der Stadt lebendig. Die „Ratten" der Nacht verließen im Schutze der Dunkelheit ihre Löcher, um sich ihre Beute zu suchen. Wo immer man durch die Straßen und engen Gassen schritt — stets lümmelten verdächtige Gestalten an den Straßenecken und in den dunklen Toreinfahrten herum. Aber nicht nur die weithin erkennbaren finsteren Slumrobber hatten zu später Stunde hier ihr Domizil, sondern hier fanden sich auch jene „Wölfe im Schafspelz" ein, die sich mit heiklen Plänen jeglicher Art trugen. Einer von diesen überaus gefährlichen Wölfen befand sich augenblicklich in der Imbißstube an der The Highway in Shadwell. Sein Gesicht wirkte abstoßend finster und drohend, als er sich von der auffallend adretten Brita Clemenths — der Freundin Skip Ellebrys — eine Flasche Bier bringen ließ.
    „Aber kalt!" knurrte er.
    Wortlos nickte Brita. Sie ging zur Theke, um das Gewünschte zu holen. Noch hatte sie den Kühlschrank hinter dem Ladentisch nicht geöffnet, als drei weitere Gäste lärmend in die Imbißstube kamen. Brita waren in diesem Lokal schon manche widerwärtigen Gestalten zu Gesicht gekommen, aber diese drei Boys sahen zum Gotterbarmen gefährlich aus. Sie waren stark angetrunken und ließen einiges erwarten. Energisch versuchte Brita, ihre Empfindungen zu überwinden. Sie brachte die bestellte Fasche Bier an den Tisch. Inzwischen hatten hier auch die drei neuen Gäste Platz genommen. Britas Bewegungen wurden unwillkürlich langsamer. Ihr fiel auf, wie einträchtig diese sonderbare Gesellschaft beeinander saß. Nachdem dann auch die drei zuletzt gekommenen Boys wie gewünscht mit Getränken bedient waren, kümmerte sich Brita Clemenths zunächst nicht weiter um sie. Es gab genügend bei den anderen Gästen zu tun. Nach einem Weilchen gab der Mann mit der anfänglich so barschen Stimme am Tisch der vier eine Sammelbestellung auf. Nun erst bemerkte Brita, daß der Mann in der Kleidung kraß von den anderen Zechern abstach und hier auf das Erscheinen der anderen drei gewartet hatte. Sie befürchtete nun nicht mehr so stark, daß hier ein Streit vom Zaun brechen würde, zumal sich die vier zeitweilig fast im Flüsterton unterhielten.
    Ihre Gedanken schweiften in diesem Augenblick ab. Der Glockenschlag der hinter der Theke hängenden Uhr verkündete die zehnte Abendstunde. Brita dachte an den drahtigen jungen Mann, der nun im Tankwärterhäuschen seinen blauen Overall an den Haken hängen und in wenigen Minuten hier erscheinen würde. Die Vorfreude auf das Zusammentreffen mit Skip Ellebry ließ sie alle unschönen Gedanken vergessen. Auch das merkwürdige, zum Teil recht trinkfrohe Quartett am Tisch im Hintergrund des Lokals kam ihr aus dem Sinn, Ab und zu streifte ihr Blick den großen Zeiger der Ladenuhr.
    Als der Erwartete dann — geringfügig verspätet — eintrat, prallte er fast mit dem gutgekleideten Mann vom Vierer-Tisch zusammen.
    „Pardon", sagte der Mann, der es eilig hatte, zu verschwinden.
    Skip wunderte sich, einem so gutgekleideten Gast in diesem Lokal zu begegnen. Dessen Gesicht trug zwar keine sympathischen Züge, aber es war gut genährt, und aus den Augen glaubte Skip eine seltsame, schon eher dämonische Schläue oder Gerissenheit herausgelesen zu haben. Wichtigkeit! Merkwürdig überhaupt, daß er, Skip, kostbare Denk-Sekunden an den Fremden verschwendete. Wo steckt Brita? Ah, da — fesch, mein Mädel —!
    Skip nützte die erste gute Gelegenheit, Brita herzlich zu begrüßen. „Weißt du", sagte er scherzend, „als ich hier reinstürmte, hätte ich beinahe euren vermutlich nobelsten Gast umgerissen. Der Mann hatte es so eilig wie ich, aber..."
    „Du, etwas Sonderbares", unterbrach sie hastig. „Dieser ,Feine' ist wahrscheinlich gar nicht so fein wie er aussieht. Tarnt er sich nur? Als der vor einer Weile hier reinkam, fand ich sein Gesicht greulich. Und seine Stimme war barsch wie die eines besiegten Catchers. Vielleicht war er wütend gewesen, weil er warten mußte —"
    „Warten? Auf wen warten, Brita? Ich verstehe nicht recht."
    „Ich auch nicht, Skip. Entschuldige, ich rede wohl ein bißchen sehr durcheinander. Mir war's nämlich richtig unheimlich, daß sich ausgerechnet zu dem komischen Onkel drei wüste Kerle an den Tisch setzten." Brita sprach tonlos weiter und näherte sich Skips Ohr. „Die sitzen noch da, die drei. Zuerst schienen sie mir mächtig einen in der Krone zu haben. Sie grölten so halb. Aber

Weitere Kostenlose Bücher